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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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XIX. Denkschriften gegen des Kaisers Flucht.
309) oder des Tsin-kan in der Sun-Dynastie (1127). -- Wenn also
auf loses Geschwätz und auf den Antrieb eines Augenblickes das Reich
der Welt fortgeworfen werden soll wie ein Unkraut, so muss der den
Geistern der Heiligen in der anderen Welt geschuldete Dienst unver-
richtet, die Bestrebung der Regierenden und der Regierten im Weltall
unerwiedert bleiben. Des Kaisers klarer Verstand möge entscheiden,
wie er solchen Gedanken ertragen könnte!

Wir wissen, wie im 18. Jahre des Kia-kin (1813) während
einer Jagdreise Seiner Majestät der Aufruhr von Sin-tsin ausbrach,
die Bestürzung darüber allem Handel ein Ende machte und die Läden
geschlossen wurden, wie des Kaisers Rückkehr allgemeine Wonne ver-
breitete und der Stadt die Ruhe wiedergab. Damals war die Gefahr
sehr drohend, wie garnicht bewiesen zu werden braucht. Ein Hauch
reicht jetzt hin, die Waage, in welcher der Verlust oder die Erhaltung
der Nachfolge Deiner Vorfahren und die Ruhe der Schutzgötter (d. h.
das Schicksal des Reiches) liegen, zum Sinken zu bringen. Wir flehen
demüthig zu Deiner Majestät, aus eigenem Antriebe zu beschliessen,
dass das neulich gefasste Vorhaben aufgegeben und dadurch dem
Reiche Freude bereitet werde.

Deine Minister bitten um noch eine Handlung der Gnade. Da
Deiner Majestät Absicht zu reisen öffentlich verkündet und die Ge-
müther der Menschen so sehr beunruhigt wurden, dass sie schwer zu
beschwichtigen sein werden, so bitten sie, dass Du Deine Absicht,
nach Deinem Palast zurückzukehren, öffentlich bekannt machen mögest,
damit die falschen Gerüchte unterdrückt werden, die Ruhe wieder her-
gestellt und der Verfall des Reiches abgewendet werde, und die Re-
gierung einen neuen Weg des Erfolges beginnen möge.

Da Deine Minister und die Anderen durch ihr Amt verpflichtet
sind, die Aufmerksamkeit auf öffentliche Uebel zu lenken, so haben
sie hier ihre beschränkten Ansichten in aller Demuth ausgedrückt und
erwarten u. s. w.

7. Mond. 27. Tag" (12. September).

5. Denkschrift des Censors Ai-dzin, gezeichnet von sechsund-
siebzig Anderen.

"Nachdem Deine Diener gestern eine gemeinsam unterschriebene
Denkschrift eingereicht hatten, empfingen sie in Ehrfurcht ein Zinober-
Decret. Nachdem sie dasselbe gelesen, waren sie tief und dankbar
ergriffen von der Besorgniss, welche seinem Inhalt nach im Geiste Dei-
ner Majestät erregt worden sein muss. Aber dem darin ausgedrückten
Vorhaben konnten sie nicht beistimmen; deshalb wagen sie nicht, sich
einer abermaligen dreisten Aeusserung ihrer Gedanken zu enthalten.

XIX. Denkschriften gegen des Kaisers Flucht.
309) oder des Tsiṅ-kaṅ in der Suṅ-Dynastie (1127). — Wenn also
auf loses Geschwätz und auf den Antrieb eines Augenblickes das Reich
der Welt fortgeworfen werden soll wie ein Unkraut, so muss der den
Geistern der Heiligen in der anderen Welt geschuldete Dienst unver-
richtet, die Bestrebung der Regierenden und der Regierten im Weltall
unerwiedert bleiben. Des Kaisers klarer Verstand möge entscheiden,
wie er solchen Gedanken ertragen könnte!

Wir wissen, wie im 18. Jahre des Kia-kiṅ (1813) während
einer Jagdreise Seiner Majestät der Aufruhr von Sin-tsiṅ ausbrach,
die Bestürzung darüber allem Handel ein Ende machte und die Läden
geschlossen wurden, wie des Kaisers Rückkehr allgemeine Wonne ver-
breitete und der Stadt die Ruhe wiedergab. Damals war die Gefahr
sehr drohend, wie garnicht bewiesen zu werden braucht. Ein Hauch
reicht jetzt hin, die Waage, in welcher der Verlust oder die Erhaltung
der Nachfolge Deiner Vorfahren und die Ruhe der Schutzgötter (d. h.
das Schicksal des Reiches) liegen, zum Sinken zu bringen. Wir flehen
demüthig zu Deiner Majestät, aus eigenem Antriebe zu beschliessen,
dass das neulich gefasste Vorhaben aufgegeben und dadurch dem
Reiche Freude bereitet werde.

Deine Minister bitten um noch eine Handlung der Gnade. Da
Deiner Majestät Absicht zu reisen öffentlich verkündet und die Ge-
müther der Menschen so sehr beunruhigt wurden, dass sie schwer zu
beschwichtigen sein werden, so bitten sie, dass Du Deine Absicht,
nach Deinem Palast zurückzukehren, öffentlich bekannt machen mögest,
damit die falschen Gerüchte unterdrückt werden, die Ruhe wieder her-
gestellt und der Verfall des Reiches abgewendet werde, und die Re-
gierung einen neuen Weg des Erfolges beginnen möge.

Da Deine Minister und die Anderen durch ihr Amt verpflichtet
sind, die Aufmerksamkeit auf öffentliche Uebel zu lenken, so haben
sie hier ihre beschränkten Ansichten in aller Demuth ausgedrückt und
erwarten u. s. w.

7. Mond. 27. Tag« (12. September).

5. Denkschrift des Censors Ai-džin, gezeichnet von sechsund-
siebzig Anderen.

»Nachdem Deine Diener gestern eine gemeinsam unterschriebene
Denkschrift eingereicht hatten, empfingen sie in Ehrfurcht ein Zinober-
Decret. Nachdem sie dasselbe gelesen, waren sie tief und dankbar
ergriffen von der Besorgniss, welche seinem Inhalt nach im Geiste Dei-
ner Majestät erregt worden sein muss. Aber dem darin ausgedrückten
Vorhaben konnten sie nicht beistimmen; deshalb wagen sie nicht, sich
einer abermaligen dreisten Aeusserung ihrer Gedanken zu enthalten.

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[223/0237] XIX. Denkschriften gegen des Kaisers Flucht. 309) oder des Tsiṅ-kaṅ in der Suṅ-Dynastie (1127). — Wenn also auf loses Geschwätz und auf den Antrieb eines Augenblickes das Reich der Welt fortgeworfen werden soll wie ein Unkraut, so muss der den Geistern der Heiligen in der anderen Welt geschuldete Dienst unver- richtet, die Bestrebung der Regierenden und der Regierten im Weltall unerwiedert bleiben. Des Kaisers klarer Verstand möge entscheiden, wie er solchen Gedanken ertragen könnte! Wir wissen, wie im 18. Jahre des Kia-kiṅ (1813) während einer Jagdreise Seiner Majestät der Aufruhr von Sin-tsiṅ ausbrach, die Bestürzung darüber allem Handel ein Ende machte und die Läden geschlossen wurden, wie des Kaisers Rückkehr allgemeine Wonne ver- breitete und der Stadt die Ruhe wiedergab. Damals war die Gefahr sehr drohend, wie garnicht bewiesen zu werden braucht. Ein Hauch reicht jetzt hin, die Waage, in welcher der Verlust oder die Erhaltung der Nachfolge Deiner Vorfahren und die Ruhe der Schutzgötter (d. h. das Schicksal des Reiches) liegen, zum Sinken zu bringen. Wir flehen demüthig zu Deiner Majestät, aus eigenem Antriebe zu beschliessen, dass das neulich gefasste Vorhaben aufgegeben und dadurch dem Reiche Freude bereitet werde. Deine Minister bitten um noch eine Handlung der Gnade. Da Deiner Majestät Absicht zu reisen öffentlich verkündet und die Ge- müther der Menschen so sehr beunruhigt wurden, dass sie schwer zu beschwichtigen sein werden, so bitten sie, dass Du Deine Absicht, nach Deinem Palast zurückzukehren, öffentlich bekannt machen mögest, damit die falschen Gerüchte unterdrückt werden, die Ruhe wieder her- gestellt und der Verfall des Reiches abgewendet werde, und die Re- gierung einen neuen Weg des Erfolges beginnen möge. Da Deine Minister und die Anderen durch ihr Amt verpflichtet sind, die Aufmerksamkeit auf öffentliche Uebel zu lenken, so haben sie hier ihre beschränkten Ansichten in aller Demuth ausgedrückt und erwarten u. s. w. 7. Mond. 27. Tag« (12. September). 5. Denkschrift des Censors Ai-džin, gezeichnet von sechsund- siebzig Anderen. »Nachdem Deine Diener gestern eine gemeinsam unterschriebene Denkschrift eingereicht hatten, empfingen sie in Ehrfurcht ein Zinober- Decret. Nachdem sie dasselbe gelesen, waren sie tief und dankbar ergriffen von der Besorgniss, welche seinem Inhalt nach im Geiste Dei- ner Majestät erregt worden sein muss. Aber dem darin ausgedrückten Vorhaben konnten sie nicht beistimmen; deshalb wagen sie nicht, sich einer abermaligen dreisten Aeusserung ihrer Gedanken zu enthalten.

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/237>, abgerufen am 27.11.2024.