welche ihre Vorräthe mitgebracht haben und nicht den kaiserlichen Schatz belasten. Ihre Treue und Tapferkeit sind sicher erwiesen. Wären beim ersten Anlauf der Barbaren Ta-ku und Pe-tan ähnlich vertheidigt worden, wären die Barbaren-Fahrzeuge, wie sie vorrückten, angegriffen worden, so wären sie ausser Stande gewesen die seichten und engen Rinnsale hinaufzugehen.
Diejenigen, -- wer sie auch sein mögen, -- welche die Friedens- politik empfahlen, haben unsere Pläne gehemmt und ihr Fehlschlagen veranlasst, das zur Occupation von Tien-tsin führte. Und wer sind die dafür verantwortlichen Personen? Zur Zeit der südlichen Sun- Dynastie, als das Volk von Kin aufstand, empfahl Yo-fei den Krieg; Tsin-wei widersetzte sich demselben und verschuldete das Verderben des Reiches. Sind nun Leute wie Tsin-wei um Deiner Majestät Per- son, so wäre billig, dass das Gesetz ihr Verbrechen ereilte. Deine Majestät könnte ein öffentliches Bekenntniss Deines Irrthums ablegen und die Entschlossenheit des Volkes stärken. Ferner könnte die oberste Leitung des Krieges in die Hände San-ko-lin-sin's gelegt werden. -- Als Te-tsun von der Tan-Dynastie ein öffentliches Be- kenntniss seines Irrthums ablegte, wurden die meuterischen Krieger von San-tun bewogen, zur Pflicht zurückzukehren.
Die Einstellung von Freiwilligen im Bezirk von Tien-tsin ist ein empfehlenswerther Schritt; sie wurden beim Einbruch der kanto- nesischen Banditen im Jahre 1853 nützlich befunden, und ebenso, als die rebellischen Barbaren im vorigen Jahre gegen Tien-tsin (Ta-ku) vordrangen. Deine Majestät wird gebeten, dass dieselben als Hülfs- truppen bei San-ko-lin-sin's regulärer Streitmacht verwendet werden. Die Zahl der Barbaren übersteigt nicht einige Tausende; ein be- trächtlicher Theil ihres Heeres besteht aus gedungenen kantonesi- schen Soldaten; denn Gewinnsucht ist es vor Allem, was diesen buntscheckigen Haufen treibt. Wenn Geld verständig aufgewendet und die Vaterlandsliebe dieser Gedungenen angerufen würde, so möchte dieser ganze Haufen ohne Waffengewalt zerstreut werden können.
Dein Diener kann nicht begreifen, warum das nicht geschah. Sollte Jemand gegen die Ausgabe reden, so braucht man garnicht an die 20,000,000 Tael zu erinnern, welche zu Ausführung friedlicher Maass- regeln aufgewendet werden sollen, sondern nur verlangen, dass die 2,000,000 baaren Geldes so verwendet werden. Gediehe die Friedenspolitik zum Abschluss, so möchten jedes Jahr neue Forderungen gestellt werden, für welche die rebellischen Barbaren stets einen Vorwand finden würden.
Als in diesem Jahre Su-tsau und Han-tsau fielen, da mehrten einige Millionen Staatsgelder die Beute der Rebellen, und der Verlust an Privat-Eigenthum war unermesslich.
Denkschriften gegen des Kaisers Flucht. XIX.
welche ihre Vorräthe mitgebracht haben und nicht den kaiserlichen Schatz belasten. Ihre Treue und Tapferkeit sind sicher erwiesen. Wären beim ersten Anlauf der Barbaren Ta-ku und Pe-taṅ ähnlich vertheidigt worden, wären die Barbaren-Fahrzeuge, wie sie vorrückten, angegriffen worden, so wären sie ausser Stande gewesen die seichten und engen Rinnsale hinaufzugehen.
Diejenigen, — wer sie auch sein mögen, — welche die Friedens- politik empfahlen, haben unsere Pläne gehemmt und ihr Fehlschlagen veranlasst, das zur Occupation von Tien-tsin führte. Und wer sind die dafür verantwortlichen Personen? Zur Zeit der südlichen Suṅ- Dynastie, als das Volk von Kin aufstand, empfahl Yo-fei den Krieg; Tsin-wei widersetzte sich demselben und verschuldete das Verderben des Reiches. Sind nun Leute wie Tsin-wei um Deiner Majestät Per- son, so wäre billig, dass das Gesetz ihr Verbrechen ereilte. Deine Majestät könnte ein öffentliches Bėkenntniss Deines Irrthums ablegen und die Entschlossenheit des Volkes stärken. Ferner könnte die oberste Leitung des Krieges in die Hände Saṅ-ko-lin-sin’s gelegt werden. — Als Te-tsuṅ von der Taṅ-Dynastie ein öffentliches Be- kenntniss seines Irrthums ablegte, wurden die meuterischen Krieger von Šan-tuṅ bewogen, zur Pflicht zurückzukehren.
Die Einstellung von Freiwilligen im Bezirk von Tien-tsin ist ein empfehlenswerther Schritt; sie wurden beim Einbruch der kanto- nesischen Banditen im Jahre 1853 nützlich befunden, und ebenso, als die rebellischen Barbaren im vorigen Jahre gegen Tien-tsin (Ta-ku) vordrangen. Deine Majestät wird gebeten, dass dieselben als Hülfs- truppen bei Saṅ-ko-lin-sin’s regulärer Streitmacht verwendet werden. Die Zahl der Barbaren übersteigt nicht einige Tausende; ein be- trächtlicher Theil ihres Heeres besteht aus gedungenen kantonesi- schen Soldaten; denn Gewinnsucht ist es vor Allem, was diesen buntscheckigen Haufen treibt. Wenn Geld verständig aufgewendet und die Vaterlandsliebe dieser Gedungenen angerufen würde, so möchte dieser ganze Haufen ohne Waffengewalt zerstreut werden können.
Dein Diener kann nicht begreifen, warum das nicht geschah. Sollte Jemand gegen die Ausgabe reden, so braucht man garnicht an die 20,000,000 Tael zu erinnern, welche zu Ausführung friedlicher Maass- regeln aufgewendet werden sollen, sondern nur verlangen, dass die 2,000,000 baaren Geldes so verwendet werden. Gediehe die Friedenspolitik zum Abschluss, so möchten jedes Jahr neue Forderungen gestellt werden, für welche die rebellischen Barbaren stets einen Vorwand finden würden.
Als in diesem Jahre Su-tšau und Haṅ-tšau fielen, da mehrten einige Millionen Staatsgelder die Beute der Rebellen, und der Verlust an Privat-Eigenthum war unermesslich.
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die Barbaren-Fahrzeuge, wie sie vorrückten, angegriffen worden, so wären
sie ausser Stande gewesen die seichten und engen Rinnsale hinaufzugehen.
Diejenigen, — wer sie auch sein mögen, — welche die Friedens-
politik empfahlen, haben unsere Pläne gehemmt und ihr Fehlschlagen
veranlasst, das zur Occupation von Tien-tsin führte. Und wer sind
die dafür verantwortlichen Personen? Zur Zeit der südlichen Suṅ-
Dynastie, als das Volk von Kin aufstand, empfahl Yo-fei den Krieg;
Tsin-wei widersetzte sich demselben und verschuldete das Verderben
des Reiches. Sind nun Leute wie Tsin-wei um Deiner Majestät Per-
son, so wäre billig, dass das Gesetz ihr Verbrechen ereilte. Deine
Majestät könnte ein öffentliches Bėkenntniss Deines Irrthums ablegen
und die Entschlossenheit des Volkes stärken. Ferner könnte die
oberste Leitung des Krieges in die Hände Saṅ-ko-lin-sin’s gelegt
werden. — Als Te-tsuṅ von der Taṅ-Dynastie ein öffentliches Be-
kenntniss seines Irrthums ablegte, wurden die meuterischen Krieger
von Šan-tuṅ bewogen, zur Pflicht zurückzukehren.
Die Einstellung von Freiwilligen im Bezirk von Tien-tsin ist
ein empfehlenswerther Schritt; sie wurden beim Einbruch der kanto-
nesischen Banditen im Jahre 1853 nützlich befunden, und ebenso, als
die rebellischen Barbaren im vorigen Jahre gegen Tien-tsin (Ta-ku)
vordrangen. Deine Majestät wird gebeten, dass dieselben als Hülfs-
truppen bei Saṅ-ko-lin-sin’s regulärer Streitmacht verwendet werden.
Die Zahl der Barbaren übersteigt nicht einige Tausende; ein be-
trächtlicher Theil ihres Heeres besteht aus gedungenen kantonesi-
schen Soldaten; denn Gewinnsucht ist es vor Allem, was diesen
buntscheckigen Haufen treibt. Wenn Geld verständig aufgewendet
und die Vaterlandsliebe dieser Gedungenen angerufen würde, so möchte
dieser ganze Haufen ohne Waffengewalt zerstreut werden können.
Dein Diener kann nicht begreifen, warum das nicht geschah. Sollte
Jemand gegen die Ausgabe reden, so braucht man garnicht an die
20,000,000 Tael zu erinnern, welche zu Ausführung friedlicher Maass-
regeln aufgewendet werden sollen, sondern nur verlangen, dass die
2,000,000 baaren Geldes so verwendet werden. Gediehe die Friedenspolitik
zum Abschluss, so möchten jedes Jahr neue Forderungen gestellt werden,
für welche die rebellischen Barbaren stets einen Vorwand finden würden.
Als in diesem Jahre Su-tšau und Haṅ-tšau fielen, da mehrten
einige Millionen Staatsgelder die Beute der Rebellen, und der Verlust
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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/240>, abgerufen am 17.02.2025.
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