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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Besuch beim Prinzen Khroma-luan. XXI.
K. W.,61) und darüber ein Doctor-Diplom, das die Universität
Neu-Braunschweig ihm verlieh. Prinz Khroma-luan trug ein roth
und schwarz gestreiftes europäisches Hemd, -- ohne Jacke darü-
ber, -- einen grün und schwarz gestreiften Saron, goldenen Gürtel,
gelbe Strümpfe und europäische Schuhe. Nach der Begrüssung
führte er den Gesandten über einen gebrechlichen Plankensteg nach
seinem Palast am Ufer. In einer schmucklosen Halle sassen sie auf
einem Holzdivan nieder; am Boden lagen der Sohn des Prinzen und
viele Trabanten auf Knieen und Händen; auch sein dreizehnjähriges
Töchterchen war zugegen, ein niedliches Mädchen in reicher Klei-
dung mit schweren Goldspangen an Armen und Füssen. Sein jüng-
stes zweijähriges Kind, das der Prinz dem Gesandten zeigte, trug
ausser dem Goldschmuck keine Spur von Bekleidung. Der Palast,
ein winkliges halb verfallenes Gebäude mit kleinen Zimmern, stand
vollgepfropft mit europäischen Möbeln, chinesischem Porcelan und
japanischen Lackkästchen, einer Rumpelkammer ähnlicher als einer
fürstlichen Wohnung; sehenswerth war nur eine Sammlung goldener,
theils emaillirter Gefässe siamesischer Arbeit. Während diese be-
wundert wurden kam die Frau Prinzessin, eine unscheinbare ältliche
Dame, weder durch Schönheit noch durch ihre Tracht vor den
Frauen des Volkes ausgezeichnet, auf allen Vieren herein gekrochen
und blieb in dieser Stellung liegen, ohne dass der Gemahl sie be-
achtete. -- Aus einer offenen Gartenhalle tönte Musik: da erschie-
nen acht Tänzerinnen mit safrangefärbtem Antlitz in prächtigem
Kostüm. Die beiden vornehmsten trugen reiche, spitz zulaufende
Goldkronen, die anderen phantastische, wie aus Blumen gewirkte
Diademe. Das eng am Halse schliessende Leibchen aus rothem
oder grünem Brocat fiel über die Hüften herab, über dem Armloch
sassen Schulterstücke in Gestalt eines kurzen breiten Hornes; der
eng gefaltete bis an die Knie reichende Saron zeigte deutlich die
Formen der Schenkel, die Arm- und Fussgelenke schmückten gol-
dene Reifen und Spangen. Um die Hüften trugen alle Tänzerinnen
seidene Schärpen, bei einigen fiel von den Schultern ein mantelar-
tiges Tuch herab. -- Das Orchester bildeten eine Metallharmonica
aus aufgehängten Glöckchen, eine Holzharmonica mit schwebend
aufgereihten Tasten, eine Kesselpauke, eine Trommel, die mit der
Hand und den Fingern geschlagen wurde, eine Flöte und Becken;
dazu klapperten noch mehrere Frauen zuweilen mit Stöcken. Die

61) His Royal Highness Khroma-Luang Wongsa.

Besuch beim Prinzen Khroma-luaṅ. XXI.
K. W.,61) und darüber ein Doctor-Diplom, das die Universität
Neu-Braunschweig ihm verlieh. Prinz Khroma-luaṅ trug ein roth
und schwarz gestreiftes europäisches Hemd, — ohne Jacke darü-
ber, — einen grün und schwarz gestreiften Saroṅ, goldenen Gürtel,
gelbe Strümpfe und europäische Schuhe. Nach der Begrüssung
führte er den Gesandten über einen gebrechlichen Plankensteg nach
seinem Palast am Ufer. In einer schmucklosen Halle sassen sie auf
einem Holzdivan nieder; am Boden lagen der Sohn des Prinzen und
viele Trabanten auf Knieen und Händen; auch sein dreizehnjähriges
Töchterchen war zugegen, ein niedliches Mädchen in reicher Klei-
dung mit schweren Goldspangen an Armen und Füssen. Sein jüng-
stes zweijähriges Kind, das der Prinz dem Gesandten zeigte, trug
ausser dem Goldschmuck keine Spur von Bekleidung. Der Palast,
ein winkliges halb verfallenes Gebäude mit kleinen Zimmern, stand
vollgepfropft mit europäischen Möbeln, chinesischem Porcelan und
japanischen Lackkästchen, einer Rumpelkammer ähnlicher als einer
fürstlichen Wohnung; sehenswerth war nur eine Sammlung goldener,
theils emaillirter Gefässe siamesischer Arbeit. Während diese be-
wundert wurden kam die Frau Prinzessin, eine unscheinbare ältliche
Dame, weder durch Schönheit noch durch ihre Tracht vor den
Frauen des Volkes ausgezeichnet, auf allen Vieren herein gekrochen
und blieb in dieser Stellung liegen, ohne dass der Gemahl sie be-
achtete. — Aus einer offenen Gartenhalle tönte Musik: da erschie-
nen acht Tänzerinnen mit safrangefärbtem Antlitz in prächtigem
Kostüm. Die beiden vornehmsten trugen reiche, spitz zulaufende
Goldkronen, die anderen phantastische, wie aus Blumen gewirkte
Diademe. Das eng am Halse schliessende Leibchen aus rothem
oder grünem Brocat fiel über die Hüften herab, über dem Armloch
sassen Schulterstücke in Gestalt eines kurzen breiten Hornes; der
eng gefaltete bis an die Knie reichende Saroṅ zeigte deutlich die
Formen der Schenkel, die Arm- und Fussgelenke schmückten gol-
dene Reifen und Spangen. Um die Hüften trugen alle Tänzerinnen
seidene Schärpen, bei einigen fiel von den Schultern ein mantelar-
tiges Tuch herab. — Das Orchester bildeten eine Metallharmonica
aus aufgehängten Glöckchen, eine Holzharmonica mit schwebend
aufgereihten Tasten, eine Kesselpauke, eine Trommel, die mit der
Hand und den Fingern geschlagen wurde, eine Flöte und Becken;
dazu klapperten noch mehrere Frauen zuweilen mit Stöcken. Die

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[260/0274] Besuch beim Prinzen Khroma-luaṅ. XXI. K. W., 61) und darüber ein Doctor-Diplom, das die Universität Neu-Braunschweig ihm verlieh. Prinz Khroma-luaṅ trug ein roth und schwarz gestreiftes europäisches Hemd, — ohne Jacke darü- ber, — einen grün und schwarz gestreiften Saroṅ, goldenen Gürtel, gelbe Strümpfe und europäische Schuhe. Nach der Begrüssung führte er den Gesandten über einen gebrechlichen Plankensteg nach seinem Palast am Ufer. In einer schmucklosen Halle sassen sie auf einem Holzdivan nieder; am Boden lagen der Sohn des Prinzen und viele Trabanten auf Knieen und Händen; auch sein dreizehnjähriges Töchterchen war zugegen, ein niedliches Mädchen in reicher Klei- dung mit schweren Goldspangen an Armen und Füssen. Sein jüng- stes zweijähriges Kind, das der Prinz dem Gesandten zeigte, trug ausser dem Goldschmuck keine Spur von Bekleidung. Der Palast, ein winkliges halb verfallenes Gebäude mit kleinen Zimmern, stand vollgepfropft mit europäischen Möbeln, chinesischem Porcelan und japanischen Lackkästchen, einer Rumpelkammer ähnlicher als einer fürstlichen Wohnung; sehenswerth war nur eine Sammlung goldener, theils emaillirter Gefässe siamesischer Arbeit. Während diese be- wundert wurden kam die Frau Prinzessin, eine unscheinbare ältliche Dame, weder durch Schönheit noch durch ihre Tracht vor den Frauen des Volkes ausgezeichnet, auf allen Vieren herein gekrochen und blieb in dieser Stellung liegen, ohne dass der Gemahl sie be- achtete. — Aus einer offenen Gartenhalle tönte Musik: da erschie- nen acht Tänzerinnen mit safrangefärbtem Antlitz in prächtigem Kostüm. Die beiden vornehmsten trugen reiche, spitz zulaufende Goldkronen, die anderen phantastische, wie aus Blumen gewirkte Diademe. Das eng am Halse schliessende Leibchen aus rothem oder grünem Brocat fiel über die Hüften herab, über dem Armloch sassen Schulterstücke in Gestalt eines kurzen breiten Hornes; der eng gefaltete bis an die Knie reichende Saroṅ zeigte deutlich die Formen der Schenkel, die Arm- und Fussgelenke schmückten gol- dene Reifen und Spangen. Um die Hüften trugen alle Tänzerinnen seidene Schärpen, bei einigen fiel von den Schultern ein mantelar- tiges Tuch herab. — Das Orchester bildeten eine Metallharmonica aus aufgehängten Glöckchen, eine Holzharmonica mit schwebend aufgereihten Tasten, eine Kesselpauke, eine Trommel, die mit der Hand und den Fingern geschlagen wurde, eine Flöte und Becken; dazu klapperten noch mehrere Frauen zuweilen mit Stöcken. Die 61) His Royal Highness Khroma-Luang Wongsa.

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/274>, abgerufen am 22.11.2024.