Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.XXI. Wat Dzen. tak, dem Gründer der Hauptstadt Bankok erbaut, der ursprünglichseine Residenz auf dieser Seite aufschlug. Erst sein Nachfolger, der Gründer des jetzt regierenden Hauses, verlegte den Königssitz auf das linke Stromufer. -- Den Zugang zu den Tempelgründen bil- den Pavillons mit chinesischem Dachstuhl; man tritt in einen von mächtigen Banyanen beschatteten Hof, durch welchen Steinbahnen nach den Tempeln und Klosterhallen führen. Rechts liegt ein ein- gezäunter Garten mit künstlichen Felsen, Miniaturcapellen, barocken Bildsäulen holländischer Soldaten und Fabelthiere, und anderem Schnickschnack. Die Gebäude stehen unsymmetrisch, wenn auch im rechten Winkel geordnet, um den weiten Hof herum, dem Fluss- portal gegenüber ein bunter prächtiger Pavillon mit haushohen dämonischen Thürhütern; dahinter der Haupttempel in einem von niedrigen Hallen umgebenen Hof, dessen Ecken und Zugänge bunt verschränkte Dächer tragen. In den Hallen sitzen rings an den Wänden fast lebensgrosse gleichgestaltete Goldgötzen, wohl über hundert. Vor jeder Tempelfacade stehen zwei broncirte Elephanten; ein von zierlichen Glockenhäuschen und Pratsedi unterbrochenes Geländer läuft an dem ganzen Tempel, dessen vorspringendes Dach von achteckigen Pfeilern mit vergoldeten Capitälen getragen wird. Inwendig sind die Tempelwände über und über mit gut gezeich- neten Darstellungen aus der buddistischen Mythologie bedeckt. -- An der Südseite dieses Tempels stehen drei schlanke Pratsedi von reizender Farbenwirkung; etwa funfzig Schritt weiter erhebt sich der Unterbau des grossen Phrapran, des prächtigsten Baudenk- mals in Bankok. An jeder Ecke des quadratischen Unterbaues steht ein XXI. Wat Džeṅ. tak, dem Gründer der Hauptstadt Baṅkok erbaut, der ursprünglichseine Residenz auf dieser Seite aufschlug. Erst sein Nachfolger, der Gründer des jetzt regierenden Hauses, verlegte den Königssitz auf das linke Stromufer. — Den Zugang zu den Tempelgründen bil- den Pavillons mit chinesischem Dachstuhl; man tritt in einen von mächtigen Banyanen beschatteten Hof, durch welchen Steinbahnen nach den Tempeln und Klosterhallen führen. Rechts liegt ein ein- gezäunter Garten mit künstlichen Felsen, Miniaturcapellen, barocken Bildsäulen holländischer Soldaten und Fabelthiere, und anderem Schnickschnack. Die Gebäude stehen unsymmetrisch, wenn auch im rechten Winkel geordnet, um den weiten Hof herum, dem Fluss- portal gegenüber ein bunter prächtiger Pavillon mit haushohen dämonischen Thürhütern; dahinter der Haupttempel in einem von niedrigen Hallen umgebenen Hof, dessen Ecken und Zugänge bunt verschränkte Dächer tragen. In den Hallen sitzen rings an den Wänden fast lebensgrosse gleichgestaltete Goldgötzen, wohl über hundert. Vor jeder Tempelfaçade stehen zwei broncirte Elephanten; ein von zierlichen Glockenhäuschen und Pratšedi unterbrochenes Geländer läuft an dem ganzen Tempel, dessen vorspringendes Dach von achteckigen Pfeilern mit vergoldeten Capitälen getragen wird. Inwendig sind die Tempelwände über und über mit gut gezeich- neten Darstellungen aus der buddistischen Mythologie bedeckt. — An der Südseite dieses Tempels stehen drei schlanke Pratšedi von reizender Farbenwirkung; etwa funfzig Schritt weiter erhebt sich der Unterbau des grossen Phrapraṅ, des prächtigsten Baudenk- mals in Baṅkok. An jeder Ecke des quadratischen Unterbaues steht ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0295" n="281"/><fw place="top" type="header">XXI. <hi rendition="#k"><placeName>Wat Džeṅ</placeName></hi>.</fw><lb/><hi rendition="#k"><persName xml:id="psN1b" prev="#psN1a">tak</persName></hi>, dem Gründer der Hauptstadt <hi rendition="#k"><placeName>Baṅkok</placeName></hi> erbaut, der ursprünglich<lb/> seine Residenz auf dieser Seite aufschlug. 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XXI. Wat Džeṅ.
tak, dem Gründer der Hauptstadt Baṅkok erbaut, der ursprünglich
seine Residenz auf dieser Seite aufschlug. Erst sein Nachfolger,
der Gründer des jetzt regierenden Hauses, verlegte den Königssitz
auf das linke Stromufer. — Den Zugang zu den Tempelgründen bil-
den Pavillons mit chinesischem Dachstuhl; man tritt in einen von
mächtigen Banyanen beschatteten Hof, durch welchen Steinbahnen
nach den Tempeln und Klosterhallen führen. Rechts liegt ein ein-
gezäunter Garten mit künstlichen Felsen, Miniaturcapellen, barocken
Bildsäulen holländischer Soldaten und Fabelthiere, und anderem
Schnickschnack. Die Gebäude stehen unsymmetrisch, wenn auch
im rechten Winkel geordnet, um den weiten Hof herum, dem Fluss-
portal gegenüber ein bunter prächtiger Pavillon mit haushohen
dämonischen Thürhütern; dahinter der Haupttempel in einem von
niedrigen Hallen umgebenen Hof, dessen Ecken und Zugänge bunt
verschränkte Dächer tragen. In den Hallen sitzen rings an den
Wänden fast lebensgrosse gleichgestaltete Goldgötzen, wohl über
hundert. Vor jeder Tempelfaçade stehen zwei broncirte Elephanten;
ein von zierlichen Glockenhäuschen und Pratšedi unterbrochenes
Geländer läuft an dem ganzen Tempel, dessen vorspringendes Dach
von achteckigen Pfeilern mit vergoldeten Capitälen getragen wird.
Inwendig sind die Tempelwände über und über mit gut gezeich-
neten Darstellungen aus der buddistischen Mythologie bedeckt. —
An der Südseite dieses Tempels stehen drei schlanke Pratšedi
von reizender Farbenwirkung; etwa funfzig Schritt weiter erhebt
sich der Unterbau des grossen Phrapraṅ, des prächtigsten Baudenk-
mals in Baṅkok.
An jeder Ecke des quadratischen Unterbaues steht ein
schlanker, dem mittelsten ähnlicher Thurm, in der Mitte jeder
Seite ein längliches schreinartiges Gebäude. Der Phrapraṅ selbst,
nach Pallégoix 300 Fuss hoch, 65) steigt in reichem Profil auf acht-
seitigem, an den Ecken verkröpftem Grundriss empor, eine massive
mit weissem Stuck und bunter Kachel- oder vielmehr Scherben-
mosaik bekleidete Backsteinmasse. In einem und zwei Fünfteln der
Höhe laufen enge Galerieen um das Gebäude, zu denen leiterartige
Treppen hinanführen; von der oberen baut der Thurm sich noch
steiler auf und endet in ein achtseitiges cannelirtes Prisma mit rund-
lich zulaufender Spitze. Die reiche künstliche Gliederung und
65) Diese und die meisten Schätzungen von Pallégoix sind wahrscheinlich
zu hoch.
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