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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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XXII. Ritt durch den Bambuswald.
ging es über versengte Grasflächen mit Waldstreifen und Busch-
werk; bald überholten wir den Herrn Reisemarschall, der im
Büffelkarren ausgestreckt träge seinen Betel kaute. Wir sagten
ihm einige Schmeicheleien, die der Dolmetsch treulich übersetzte;
denn Senna Pagdi war für die Beförderung verantwortlich, seine
Indolenz oder Spitzbüberei brachte uns in die unbehaglichste Lage.
Nach halbstündigem Galop überholten wir die Büffelkarren mit dem
Gepäck und gelangten in den dichten Bambuswald, der, von aller-
lei schönem Gethier bewohnt, von da ungebrochen die Ebene deckt.
Ein kleiner Tempel und ein Rasthaus für Pilger standen am
Waldsaum.

Nach sechs holten wir den Gesandten ein und mussten eine
Weile Schritt reiten, denn die Elephanten dulden kein Pferd in
ihrer Nähe. Wo der Weg etwas breiter wurde, sprengten wir
vorbei, nur der Dolmetsch blieb beim Gesandten. -- Nach kurzem
Zwielicht wurde es auf dem dicht überwölbten Waldweg so dunkel,
dass man den Kopf seines Pferdes nicht sah; aber der Boden schien
eben, wir verliessen uns auf gutes Glück und hielten die Thiere in
vollstem Athem. Plötzlich sperrte etwas den Weg: mehrere Ele-
phanten schnaubten wüthig die Pferde an; wir kamen aber glück-
lich vorbei und bald darauf an ein anderes Hemmniss, das wir nur
am Knarren der Räder für einen Zug Büffelkarren erkannten. Die
Kärrner brüllten siamesisch und wir schalten deutsch; sie wollten
nicht ausweichen, wurden aber bedeutet; die Räder knarrten, die
Siamesen fluchten, unsere Peitschen knallten, wir streiften einander
und sahen doch keine Spur. Dann ging es weiter im gestreckten
Galop eine gute Weile, bis der Weg zu holprig wurde; vor dem
Verirren schützte die dichte Bambuswand auf beiden Seiten. End-
lich lichtete sich der Wald zur Rechten, rother Feuerschein drang
durch das Laub: es war Phrabat, unser Reiseziel. Auf verschie-
denen Höhen der Felsrippe, die hier jäh aus der Ebene aufsteigt,
brannten viele Feuer, die zerstreut liegenden Tempel und Monu-
mente grell beleuchtend.

Die mit der Dienerschaft und einem Theil des Gepäcks vor-
ausgeschickten Elephanten kamen mit uns zugleich an. Wir selbst
waren durch den Ritt auf den scharfen Pferderücken, -- denn die
Kissen gingen gleich verloren, -- durch Hunger und Durst ganz
erschöpft. -- Im Hof des ersten Rasthauses brannte ein grosses
Feuer, umringt von Pilgern, nackten Gestalten und unseren hoch-

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XXII. Ritt durch den Bambuswald.
ging es über versengte Grasflächen mit Waldstreifen und Busch-
werk; bald überholten wir den Herrn Reisemarschall, der im
Büffelkarren ausgestreckt träge seinen Betel kaute. Wir sagten
ihm einige Schmeicheleien, die der Dolmetsch treulich übersetzte;
denn Senna Pagdi war für die Beförderung verantwortlich, seine
Indolenz oder Spitzbüberei brachte uns in die unbehaglichste Lage.
Nach halbstündigem Galop überholten wir die Büffelkarren mit dem
Gepäck und gelangten in den dichten Bambuswald, der, von aller-
lei schönem Gethier bewohnt, von da ungebrochen die Ebene deckt.
Ein kleiner Tempel und ein Rasthaus für Pilger standen am
Waldsaum.

Nach sechs holten wir den Gesandten ein und mussten eine
Weile Schritt reiten, denn die Elephanten dulden kein Pferd in
ihrer Nähe. Wo der Weg etwas breiter wurde, sprengten wir
vorbei, nur der Dolmetsch blieb beim Gesandten. — Nach kurzem
Zwielicht wurde es auf dem dicht überwölbten Waldweg so dunkel,
dass man den Kopf seines Pferdes nicht sah; aber der Boden schien
eben, wir verliessen uns auf gutes Glück und hielten die Thiere in
vollstem Athem. Plötzlich sperrte etwas den Weg: mehrere Ele-
phanten schnaubten wüthig die Pferde an; wir kamen aber glück-
lich vorbei und bald darauf an ein anderes Hemmniss, das wir nur
am Knarren der Räder für einen Zug Büffelkarren erkannten. Die
Kärrner brüllten siamesisch und wir schalten deutsch; sie wollten
nicht ausweichen, wurden aber bedeutet; die Räder knarrten, die
Siamesen fluchten, unsere Peitschen knallten, wir streiften einander
und sahen doch keine Spur. Dann ging es weiter im gestreckten
Galop eine gute Weile, bis der Weg zu holprig wurde; vor dem
Verirren schützte die dichte Bambuswand auf beiden Seiten. End-
lich lichtete sich der Wald zur Rechten, rother Feuerschein drang
durch das Laub: es war Phrabat, unser Reiseziel. Auf verschie-
denen Höhen der Felsrippe, die hier jäh aus der Ebene aufsteigt,
brannten viele Feuer, die zerstreut liegenden Tempel und Monu-
mente grell beleuchtend.

Die mit der Dienerschaft und einem Theil des Gepäcks vor-
ausgeschickten Elephanten kamen mit uns zugleich an. Wir selbst
waren durch den Ritt auf den scharfen Pferderücken, — denn die
Kissen gingen gleich verloren, — durch Hunger und Durst ganz
erschöpft. — Im Hof des ersten Rasthauses brannte ein grosses
Feuer, umringt von Pilgern, nackten Gestalten und unseren hoch-

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[307/0321] XXII. Ritt durch den Bambuswald. ging es über versengte Grasflächen mit Waldstreifen und Busch- werk; bald überholten wir den Herrn Reisemarschall, der im Büffelkarren ausgestreckt träge seinen Betel kaute. Wir sagten ihm einige Schmeicheleien, die der Dolmetsch treulich übersetzte; denn Senna Pagdi war für die Beförderung verantwortlich, seine Indolenz oder Spitzbüberei brachte uns in die unbehaglichste Lage. Nach halbstündigem Galop überholten wir die Büffelkarren mit dem Gepäck und gelangten in den dichten Bambuswald, der, von aller- lei schönem Gethier bewohnt, von da ungebrochen die Ebene deckt. Ein kleiner Tempel und ein Rasthaus für Pilger standen am Waldsaum. Nach sechs holten wir den Gesandten ein und mussten eine Weile Schritt reiten, denn die Elephanten dulden kein Pferd in ihrer Nähe. Wo der Weg etwas breiter wurde, sprengten wir vorbei, nur der Dolmetsch blieb beim Gesandten. — Nach kurzem Zwielicht wurde es auf dem dicht überwölbten Waldweg so dunkel, dass man den Kopf seines Pferdes nicht sah; aber der Boden schien eben, wir verliessen uns auf gutes Glück und hielten die Thiere in vollstem Athem. Plötzlich sperrte etwas den Weg: mehrere Ele- phanten schnaubten wüthig die Pferde an; wir kamen aber glück- lich vorbei und bald darauf an ein anderes Hemmniss, das wir nur am Knarren der Räder für einen Zug Büffelkarren erkannten. Die Kärrner brüllten siamesisch und wir schalten deutsch; sie wollten nicht ausweichen, wurden aber bedeutet; die Räder knarrten, die Siamesen fluchten, unsere Peitschen knallten, wir streiften einander und sahen doch keine Spur. Dann ging es weiter im gestreckten Galop eine gute Weile, bis der Weg zu holprig wurde; vor dem Verirren schützte die dichte Bambuswand auf beiden Seiten. End- lich lichtete sich der Wald zur Rechten, rother Feuerschein drang durch das Laub: es war Phrabat, unser Reiseziel. Auf verschie- denen Höhen der Felsrippe, die hier jäh aus der Ebene aufsteigt, brannten viele Feuer, die zerstreut liegenden Tempel und Monu- mente grell beleuchtend. Die mit der Dienerschaft und einem Theil des Gepäcks vor- ausgeschickten Elephanten kamen mit uns zugleich an. Wir selbst waren durch den Ritt auf den scharfen Pferderücken, — denn die Kissen gingen gleich verloren, — durch Hunger und Durst ganz erschöpft. — Im Hof des ersten Rasthauses brannte ein grosses Feuer, umringt von Pilgern, nackten Gestalten und unseren hoch- 20*

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/321>, abgerufen am 28.11.2024.