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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Shang-hae bedroht. Anh. IV.
um Shang-hae zu nehmen. -- Shang-hae ist ein kleiner Ort, von
dem wir nichts zu fürchten haben; da wir nun die ganzen Bezirke
von Su-tsau und Tse-kian besitzen, so müssen wir Shang-hae
nehmen, unser Gebiet zu vervollständigen. Es ist so; es ist keine
Prahlerei. -- Die Seeküste wird des Handels wegen von Fremden
besucht; und wenn Truppen gesandt werden, das Volk auszurotten,
so fürchten wir, dass die freundschaftlichen Beziehungen zwischen
uns leiden müssen. -- Aus diesem Grunde senden wir euch diese
Warnung, euch nicht einzumischen an Orten, die den Kobolden ge-
hören; auf diese Art werden die fremden Kaufleute vor Schaden
gewahrt. Seid ihr aber närrisch und denket nur auf Gewinn, so
wird nicht nur Shang-hae, sondern die ganze Welt unter unsere
Botmässigkeit kommen. -- Höret ihr dagegen nicht auf die Kobolde,
sondern zeiget Reue und unterwerfet euch, so werdet ihr nicht nur
Handel treiben können, sondern auch Thee und Seide in Menge
erhalten, und Alle werden davon Vortheil ernten. Das bedenket."

Sir James Hope fuhr Ende December 1861 nochmals nach
Nan-kin hinauf und warnte den Tien-wan vor Feindseligkeiten
gegen Shang-hae, erhielt jedoch die bündige Antwort, diese Stadt
solle genommen werden, sobald die gewährte Frist verstrichen sei.
-- Am 11. Januar 1862 kam der Tsun-wan nach Su-tsau und
rückte bald darauf das Land verwüstend gegen Shang-hae. Tage
lang war der Horizont von Rauchwolken verdunkelt; viele Tausend
Flüchtlinge ergossen sich, bei strenger Winterkälte in das schlimmste
Elend gestürzt, über die Niederlassung der Fremden, die im Wett-
eifer mit reichen Chinesen die Noth zu mildern strebten. Die An-
siedler verbanden sich zu einem Freicorps. -- Die Rebellen besetzten
jetzt südlich von Shang-hae die Halbinsel Pu-tun, deren Bewohner
die Consuln um Schutz anflehten.

General Staveley, welcher nach der Heimkehr des General-
Lieutenant Sir John Mitchell das Obercommando über die eng-
lischen Truppen in China führte, hatte sich kurz vorher in Pe-kin
mit dem Gesandten Herrn Bruce und dem Prinzen von Kun über
die Lage verständigt: Shang-hae durfte nicht preisgegeben werden.
So gern die kaiserliche Regierung schon damals die Vertreter von
England und Frankreich zum Vertilgungskrieg gegen die Tae-pin
vermocht hätte, so konnten diese doch nur die Sicherheit ihrer
Schutzbefohlenen im Auge haben. Die Commandeure der englischen
und französischen Streitmacht beschlossen deshalb die Kaiser-

Shang-hae bedroht. Anh. IV.
um Shang-hae zu nehmen. — Shang-hae ist ein kleiner Ort, von
dem wir nichts zu fürchten haben; da wir nun die ganzen Bezirke
von Su-tšau und Tše-kiaṅ besitzen, so müssen wir Shang-hae
nehmen, unser Gebiet zu vervollständigen. Es ist so; es ist keine
Prahlerei. — Die Seeküste wird des Handels wegen von Fremden
besucht; und wenn Truppen gesandt werden, das Volk auszurotten,
so fürchten wir, dass die freundschaftlichen Beziehungen zwischen
uns leiden müssen. — Aus diesem Grunde senden wir euch diese
Warnung, euch nicht einzumischen an Orten, die den Kobolden ge-
hören; auf diese Art werden die fremden Kaufleute vor Schaden
gewahrt. Seid ihr aber närrisch und denket nur auf Gewinn, so
wird nicht nur Shang-hae, sondern die ganze Welt unter unsere
Botmässigkeit kommen. — Höret ihr dagegen nicht auf die Kobolde,
sondern zeiget Reue und unterwerfet euch, so werdet ihr nicht nur
Handel treiben können, sondern auch Thee und Seide in Menge
erhalten, und Alle werden davon Vortheil ernten. Das bedenket.«

Sir James Hope fuhr Ende December 1861 nochmals nach
Nan-kiṅ hinauf und warnte den Tien-waṅ vor Feindseligkeiten
gegen Shang-hae, erhielt jedoch die bündige Antwort, diese Stadt
solle genommen werden, sobald die gewährte Frist verstrichen sei.
— Am 11. Januar 1862 kam der Tšun-waṅ nach Su-tšau und
rückte bald darauf das Land verwüstend gegen Shang-hae. Tage
lang war der Horizont von Rauchwolken verdunkelt; viele Tausend
Flüchtlinge ergossen sich, bei strenger Winterkälte in das schlimmste
Elend gestürzt, über die Niederlassung der Fremden, die im Wett-
eifer mit reichen Chinesen die Noth zu mildern strebten. Die An-
siedler verbanden sich zu einem Freicorps. — Die Rebellen besetzten
jetzt südlich von Shang-hae die Halbinsel Pu-tuṅ, deren Bewohner
die Consuln um Schutz anflehten.

General Staveley, welcher nach der Heimkehr des General-
Lieutenant Sir John Mitchell das Obercommando über die eng-
lischen Truppen in China führte, hatte sich kurz vorher in Pe-kiṅ
mit dem Gesandten Herrn Bruce und dem Prinzen von Kuṅ über
die Lage verständigt: Shang-hae durfte nicht preisgegeben werden.
So gern die kaiserliche Regierung schon damals die Vertreter von
England und Frankreich zum Vertilgungskrieg gegen die Tae-piṅ
vermocht hätte, so konnten diese doch nur die Sicherheit ihrer
Schutzbefohlenen im Auge haben. Die Commandeure der englischen
und französischen Streitmacht beschlossen deshalb die Kaiser-

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[404/0418] Shang-hae bedroht. Anh. IV. um Shang-hae zu nehmen. — Shang-hae ist ein kleiner Ort, von dem wir nichts zu fürchten haben; da wir nun die ganzen Bezirke von Su-tšau und Tše-kiaṅ besitzen, so müssen wir Shang-hae nehmen, unser Gebiet zu vervollständigen. Es ist so; es ist keine Prahlerei. — Die Seeküste wird des Handels wegen von Fremden besucht; und wenn Truppen gesandt werden, das Volk auszurotten, so fürchten wir, dass die freundschaftlichen Beziehungen zwischen uns leiden müssen. — Aus diesem Grunde senden wir euch diese Warnung, euch nicht einzumischen an Orten, die den Kobolden ge- hören; auf diese Art werden die fremden Kaufleute vor Schaden gewahrt. Seid ihr aber närrisch und denket nur auf Gewinn, so wird nicht nur Shang-hae, sondern die ganze Welt unter unsere Botmässigkeit kommen. — Höret ihr dagegen nicht auf die Kobolde, sondern zeiget Reue und unterwerfet euch, so werdet ihr nicht nur Handel treiben können, sondern auch Thee und Seide in Menge erhalten, und Alle werden davon Vortheil ernten. Das bedenket.« Sir James Hope fuhr Ende December 1861 nochmals nach Nan-kiṅ hinauf und warnte den Tien-waṅ vor Feindseligkeiten gegen Shang-hae, erhielt jedoch die bündige Antwort, diese Stadt solle genommen werden, sobald die gewährte Frist verstrichen sei. — Am 11. Januar 1862 kam der Tšun-waṅ nach Su-tšau und rückte bald darauf das Land verwüstend gegen Shang-hae. Tage lang war der Horizont von Rauchwolken verdunkelt; viele Tausend Flüchtlinge ergossen sich, bei strenger Winterkälte in das schlimmste Elend gestürzt, über die Niederlassung der Fremden, die im Wett- eifer mit reichen Chinesen die Noth zu mildern strebten. Die An- siedler verbanden sich zu einem Freicorps. — Die Rebellen besetzten jetzt südlich von Shang-hae die Halbinsel Pu-tuṅ, deren Bewohner die Consuln um Schutz anflehten. General Staveley, welcher nach der Heimkehr des General- Lieutenant Sir John Mitchell das Obercommando über die eng- lischen Truppen in China führte, hatte sich kurz vorher in Pe-kiṅ mit dem Gesandten Herrn Bruce und dem Prinzen von Kuṅ über die Lage verständigt: Shang-hae durfte nicht preisgegeben werden. So gern die kaiserliche Regierung schon damals die Vertreter von England und Frankreich zum Vertilgungskrieg gegen die Tae-piṅ vermocht hätte, so konnten diese doch nur die Sicherheit ihrer Schutzbefohlenen im Auge haben. Die Commandeure der englischen und französischen Streitmacht beschlossen deshalb die Kaiser-

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/418>, abgerufen am 22.11.2024.