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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Anh. IV. Burgevine und die Siegreiche Heerschaar.
Reich im Osten, zu dessen Gründung er berufen sei. Auch Ward
soll im Stillen gehofft haben, auf den Trümmern der Mandschu-
und der Tae-pin-Herrschaft für sich selbst einen Thron zu grün-
den; er wusste aber das Vertrauen der Mandarinen zu gewinnen
und erwarb sich durch seine Leistungen die allgemeine Achtung.
Burgevine übertrug der neue Gouverneur Li-hun-tsan, Siue's Nach-
folger, das Commando mit Widerwillen, -- er hatte keine Wahl;
-- das prahlerische Wesen des aufgeblasenen Phantasten ekelte die
nüchternen Chinesen. Die Ueberhebung und Zügellosigkeit des
Führers theilte sich seinen Leuten mit, die mit Verachtung auf die
kaiserlichen Soldaten herabsahen und jetzt auf den Feldzügen ruch-
los das Landvolk plünderten. Die chinesischen Handelsherren hatten
kein Vertrauen zu seinen Fähigkeiten und sträubten sich die enor-
men Summen zu zahlen, welche die Siegreiche Heerschaar unter
Burgevine verschlang.80)

Im November 1862 rückten die Tae-pin von Su-tsau wieder
in zahlreichen Horden gegen Shang-hae, wurden jedoch von Li
und Burgevine geschlagen. Jeder der Führer wollte allein der Sie-
ger sein, und die Spannung steigerte sich. Li verdross Burgevine's
Einmischung in die eigensten Angelegenheiten der chinesischen Re-
gierung; er bat General Staveley Anfang December, denselben vom
Commando zu entfernen. Die Siegreiche Heerschaar und ihre Führer
standen jedoch, obgleich nur in contractlichem Verhältniss,
im Dienst der chinesischen Regierung; General Staveley musste
deshalb seine Einmischung versagen, hielt aber selbst für wünschens-
werth, dass die Siegreiche Schaar fester organisirt und von eng-
lischen Linienofficieren commandirt würde, und berichtete schon
damals in diesem Sinne an die heimathliche Regierung. Die meisten
Officiere im Wardschen Corps waren verwegene Abenteurer ohne
Gesinnung, die dem persönlichen Vortheil jede Rücksicht opferten
und eben so willig gegen als für die chinesische Regierung kämpften.

Burgevine blieb den December über noch im Commando.
Als der Fu-tae Li ihm darauf Befehl ertheilte, mit 6000 Mann gegen
Nan-kin zu marschiren, versagte das Corps den Gehorsam, bis der
seit zwei Monaten rückständige Sold gezahlt wäre. Burgevine begab
sich mit seinen Leibtrabanten zu dem chinesischen Kaufmann Ta-ki,
welcher die Zahlungen zu vermitteln hatte, schlug ihn bei der

80) Unter Ward kostete das Corps in einem Jahr 36,000 Pfd. St.; unter Burge-
vine
soll es in drei Monaten 18,000 gekostet haben.

Anh. IV. Burgevine und die Siegreiche Heerschaar.
Reich im Osten, zu dessen Gründung er berufen sei. Auch Ward
soll im Stillen gehofft haben, auf den Trümmern der Mandschu-
und der Tae-piṅ-Herrschaft für sich selbst einen Thron zu grün-
den; er wusste aber das Vertrauen der Mandarinen zu gewinnen
und erwarb sich durch seine Leistungen die allgemeine Achtung.
Burgevine übertrug der neue Gouverneur Li-huṅ-tšaṅ, Siue’s Nach-
folger, das Commando mit Widerwillen, — er hatte keine Wahl;
— das prahlerische Wesen des aufgeblasenen Phantasten ekelte die
nüchternen Chinesen. Die Ueberhebung und Zügellosigkeit des
Führers theilte sich seinen Leuten mit, die mit Verachtung auf die
kaiserlichen Soldaten herabsahen und jetzt auf den Feldzügen ruch-
los das Landvolk plünderten. Die chinesischen Handelsherren hatten
kein Vertrauen zu seinen Fähigkeiten und sträubten sich die enor-
men Summen zu zahlen, welche die Siegreiche Heerschaar unter
Burgevine verschlang.80)

Im November 1862 rückten die Tae-piṅ von Su-tšau wieder
in zahlreichen Horden gegen Shang-hae, wurden jedoch von Li
und Burgevine geschlagen. Jeder der Führer wollte allein der Sie-
ger sein, und die Spannung steigerte sich. Li verdross Burgevine’s
Einmischung in die eigensten Angelegenheiten der chinesischen Re-
gierung; er bat General Staveley Anfang December, denselben vom
Commando zu entfernen. Die Siegreiche Heerschaar und ihre Führer
standen jedoch, obgleich nur in contractlichem Verhältniss,
im Dienst der chinesischen Regierung; General Staveley musste
deshalb seine Einmischung versagen, hielt aber selbst für wünschens-
werth, dass die Siegreiche Schaar fester organisirt und von eng-
lischen Linienofficieren commandirt würde, und berichtete schon
damals in diesem Sinne an die heimathliche Regierung. Die meisten
Officiere im Wardschen Corps waren verwegene Abenteurer ohne
Gesinnung, die dem persönlichen Vortheil jede Rücksicht opferten
und eben so willig gegen als für die chinesische Regierung kämpften.

Burgevine blieb den December über noch im Commando.
Als der Fu-tae Li ihm darauf Befehl ertheilte, mit 6000 Mann gegen
Nan-kiṅ zu marschiren, versagte das Corps den Gehorsam, bis der
seit zwei Monaten rückständige Sold gezahlt wäre. Burgevine begab
sich mit seinen Leibtrabanten zu dem chinesischen Kaufmann Ta-ki,
welcher die Zahlungen zu vermitteln hatte, schlug ihn bei der

80) Unter Ward kostete das Corps in einem Jahr 36,000 Pfd. St.; unter Burge-
vine
soll es in drei Monaten 18,000 gekostet haben.
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[411/0425] Anh. IV. Burgevine und die Siegreiche Heerschaar. Reich im Osten, zu dessen Gründung er berufen sei. Auch Ward soll im Stillen gehofft haben, auf den Trümmern der Mandschu- und der Tae-piṅ-Herrschaft für sich selbst einen Thron zu grün- den; er wusste aber das Vertrauen der Mandarinen zu gewinnen und erwarb sich durch seine Leistungen die allgemeine Achtung. Burgevine übertrug der neue Gouverneur Li-huṅ-tšaṅ, Siue’s Nach- folger, das Commando mit Widerwillen, — er hatte keine Wahl; — das prahlerische Wesen des aufgeblasenen Phantasten ekelte die nüchternen Chinesen. Die Ueberhebung und Zügellosigkeit des Führers theilte sich seinen Leuten mit, die mit Verachtung auf die kaiserlichen Soldaten herabsahen und jetzt auf den Feldzügen ruch- los das Landvolk plünderten. Die chinesischen Handelsherren hatten kein Vertrauen zu seinen Fähigkeiten und sträubten sich die enor- men Summen zu zahlen, welche die Siegreiche Heerschaar unter Burgevine verschlang. 80) Im November 1862 rückten die Tae-piṅ von Su-tšau wieder in zahlreichen Horden gegen Shang-hae, wurden jedoch von Li und Burgevine geschlagen. Jeder der Führer wollte allein der Sie- ger sein, und die Spannung steigerte sich. Li verdross Burgevine’s Einmischung in die eigensten Angelegenheiten der chinesischen Re- gierung; er bat General Staveley Anfang December, denselben vom Commando zu entfernen. Die Siegreiche Heerschaar und ihre Führer standen jedoch, obgleich nur in contractlichem Verhältniss, im Dienst der chinesischen Regierung; General Staveley musste deshalb seine Einmischung versagen, hielt aber selbst für wünschens- werth, dass die Siegreiche Schaar fester organisirt und von eng- lischen Linienofficieren commandirt würde, und berichtete schon damals in diesem Sinne an die heimathliche Regierung. Die meisten Officiere im Wardschen Corps waren verwegene Abenteurer ohne Gesinnung, die dem persönlichen Vortheil jede Rücksicht opferten und eben so willig gegen als für die chinesische Regierung kämpften. Burgevine blieb den December über noch im Commando. Als der Fu-tae Li ihm darauf Befehl ertheilte, mit 6000 Mann gegen Nan-kiṅ zu marschiren, versagte das Corps den Gehorsam, bis der seit zwei Monaten rückständige Sold gezahlt wäre. Burgevine begab sich mit seinen Leibtrabanten zu dem chinesischen Kaufmann Ta-ki, welcher die Zahlungen zu vermitteln hatte, schlug ihn bei der 80) Unter Ward kostete das Corps in einem Jahr 36,000 Pfd. St.; unter Burge- vine soll es in drei Monaten 18,000 gekostet haben.

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/425>, abgerufen am 22.11.2024.