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Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867.

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Blattbildung bei Caulerpa und Sargassum.
schon im Mittelmeere fehlende Phycoseris reticulata ist von Singapore
bis Timor einer der häufigsten Tange.

Die ächt tropische Familie der Caulerpeen ist die höchste
Entwickelung der einzelligen Tange, ein kriechender, stielrunder,
schlanker, grüner oder grüngelber Stamm entwickelt nach unten in
bestimmten Zwischenräumen vielverzweigte Büschel farbloser Wur-
zeln, nach oben Zweige mit lebhaft grünen Blättchen, meist auf
dem groben Korallengrus der Riffe, aber auch auf reinem Sand-
boden, es sind die einzigen Tange, welche sich auf diesem anzusie-
deln vermögen. In unserem Gebiete ist diese merkwürdige Familie
durch die mannichfaltigen Gestalten von neunzehn Arten vertreten,
ausserhalb der Wendekreise und des rothen Meeres nur durch ein
paar Arten der am einfachsten gebauten Gattung Phyllerpa, so Ph.
flagelliformis am Cap in der Natalbai, der von den Portugiesen nach
ihr benannten Algoa-Bai und an Afrika's äusserster Spitze, am Cap
Agulhas, 35° S. Br.; Phyllerpa prolifera, schon von Forskal im
Hafen von Alexandrien entdeckt, nebst der allzu nahe damit ver-
wandten Phyllerpa nervata im südlichen Mittelmeer bis Sicilien,
38° N. Br.

Eben so sind die mit 80 Arten auftretenden Sargasseen ein
Ersatz für die ganz fehlenden subpolaren Laminarieen und Fuceen
und für die durch drei selten vorkommende Arten kaum vertretenen
Cystosireen der gemässigten Zonen, die höchste Entwickelung der
vielzelligen Algen, mit geschiedenem Stamm, Blättern und Früchten,
die Wurzelblätter grösser, besonders breiter, die oberen allmälig
schmäler und kürzer, wie bei den Phanerogamen, ja, die einzige
Tangfamilie, welche, wie diese, die Zweige aus den Blattachseln
entwickelt. Auch im indischen Ocean trifft man sehr oft auf offener
See treibende Sargassen, von ihrem Heimathboden losgerissen,
fortlebend, aber nicht mehr fruchtbringend und reichlich mit Luft-
blasen versehen. In dem chinesischen Roman Ping Chan Ling Yen
(die zwei gelehrten Mädchen) werden die Liebenden diesen im Ocean
herumirrenden Sargassen verglichen, welche einmal zusammentreffen,
dann getrennt werden und sich nicht wiederfinden können.

Ein anderer Charakterzug der tropischen Algenflora ist ihr
Reichthum an kalkhaltigen Tangen. Der Kalk tritt von den Polen
gegen den Aequator mit der zunehmenden Wasserverdünstung immer
stärker auf und culminirt in den Organismen zwischen den Wende-
kreisen. Wie der hohe Norden und Süden beinahe keine kalkhaltige

Blattbildung bei Caulerpa und Sargassum.
schon im Mittelmeere fehlende Phycoseris reticulata ist von Singapore
bis Timor einer der häufigsten Tange.

Die ächt tropische Familie der Caulerpeen ist die höchste
Entwickelung der einzelligen Tange, ein kriechender, stielrunder,
schlanker, grüner oder grüngelber Stamm entwickelt nach unten in
bestimmten Zwischenräumen vielverzweigte Büschel farbloser Wur-
zeln, nach oben Zweige mit lebhaft grünen Blättchen, meist auf
dem groben Korallengrus der Riffe, aber auch auf reinem Sand-
boden, es sind die einzigen Tange, welche sich auf diesem anzusie-
deln vermögen. In unserem Gebiete ist diese merkwürdige Familie
durch die mannichfaltigen Gestalten von neunzehn Arten vertreten,
ausserhalb der Wendekreise und des rothen Meeres nur durch ein
paar Arten der am einfachsten gebauten Gattung Phyllerpa, so Ph.
flagelliformis am Cap in der Natalbai, der von den Portugiesen nach
ihr benannten Algoa-Bai und an Afrika’s äusserster Spitze, am Cap
Agulhas, 35° S. Br.; Phyllerpa prolifera, schon von Forskal im
Hafen von Alexandrien entdeckt, nebst der allzu nahe damit ver-
wandten Phyllerpa nervata im südlichen Mittelmeer bis Sicilien,
38° N. Br.

Eben so sind die mit 80 Arten auftretenden Sargasseen ein
Ersatz für die ganz fehlenden subpolaren Laminarieen und Fuceen
und für die durch drei selten vorkommende Arten kaum vertretenen
Cystosireen der gemässigten Zonen, die höchste Entwickelung der
vielzelligen Algen, mit geschiedenem Stamm, Blättern und Früchten,
die Wurzelblätter grösser, besonders breiter, die oberen allmälig
schmäler und kürzer, wie bei den Phanerogamen, ja, die einzige
Tangfamilie, welche, wie diese, die Zweige aus den Blattachseln
entwickelt. Auch im indischen Ocean trifft man sehr oft auf offener
See treibende Sargassen, von ihrem Heimathboden losgerissen,
fortlebend, aber nicht mehr fruchtbringend und reichlich mit Luft-
blasen versehen. In dem chinesischen Roman Ping Chan Ling Yen
(die zwei gelehrten Mädchen) werden die Liebenden diesen im Ocean
herumirrenden Sargassen verglichen, welche einmal zusammentreffen,
dann getrennt werden und sich nicht wiederfinden können.

Ein anderer Charakterzug der tropischen Algenflora ist ihr
Reichthum an kalkhaltigen Tangen. Der Kalk tritt von den Polen
gegen den Aequator mit der zunehmenden Wasserverdünstung immer
stärker auf und culminirt in den Organismen zwischen den Wende-
kreisen. Wie der hohe Norden und Süden beinahe keine kalkhaltige

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[106/0116] Blattbildung bei Caulerpa und Sargassum. schon im Mittelmeere fehlende Phycoseris reticulata ist von Singapore bis Timor einer der häufigsten Tange. Die ächt tropische Familie der Caulerpeen ist die höchste Entwickelung der einzelligen Tange, ein kriechender, stielrunder, schlanker, grüner oder grüngelber Stamm entwickelt nach unten in bestimmten Zwischenräumen vielverzweigte Büschel farbloser Wur- zeln, nach oben Zweige mit lebhaft grünen Blättchen, meist auf dem groben Korallengrus der Riffe, aber auch auf reinem Sand- boden, es sind die einzigen Tange, welche sich auf diesem anzusie- deln vermögen. In unserem Gebiete ist diese merkwürdige Familie durch die mannichfaltigen Gestalten von neunzehn Arten vertreten, ausserhalb der Wendekreise und des rothen Meeres nur durch ein paar Arten der am einfachsten gebauten Gattung Phyllerpa, so Ph. flagelliformis am Cap in der Natalbai, der von den Portugiesen nach ihr benannten Algoa-Bai und an Afrika’s äusserster Spitze, am Cap Agulhas, 35° S. Br.; Phyllerpa prolifera, schon von Forskal im Hafen von Alexandrien entdeckt, nebst der allzu nahe damit ver- wandten Phyllerpa nervata im südlichen Mittelmeer bis Sicilien, 38° N. Br. Eben so sind die mit 80 Arten auftretenden Sargasseen ein Ersatz für die ganz fehlenden subpolaren Laminarieen und Fuceen und für die durch drei selten vorkommende Arten kaum vertretenen Cystosireen der gemässigten Zonen, die höchste Entwickelung der vielzelligen Algen, mit geschiedenem Stamm, Blättern und Früchten, die Wurzelblätter grösser, besonders breiter, die oberen allmälig schmäler und kürzer, wie bei den Phanerogamen, ja, die einzige Tangfamilie, welche, wie diese, die Zweige aus den Blattachseln entwickelt. Auch im indischen Ocean trifft man sehr oft auf offener See treibende Sargassen, von ihrem Heimathboden losgerissen, fortlebend, aber nicht mehr fruchtbringend und reichlich mit Luft- blasen versehen. In dem chinesischen Roman Ping Chan Ling Yen (die zwei gelehrten Mädchen) werden die Liebenden diesen im Ocean herumirrenden Sargassen verglichen, welche einmal zusammentreffen, dann getrennt werden und sich nicht wiederfinden können. Ein anderer Charakterzug der tropischen Algenflora ist ihr Reichthum an kalkhaltigen Tangen. Der Kalk tritt von den Polen gegen den Aequator mit der zunehmenden Wasserverdünstung immer stärker auf und culminirt in den Organismen zwischen den Wende- kreisen. Wie der hohe Norden und Süden beinahe keine kalkhaltige

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Zitationshilfe: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienbotanik_1866/116>, abgerufen am 27.11.2024.