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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Rindvieh. Schweine. Hunde.
Ochsen dienen nur zum Ziehen schwerer Lasten auf zweirädrigen
Karren, da die Reisfelder nur mit der Hand bearbeitet werden. Ihr
apanischer Name ist usi, offenbar identisch mit dem Sanskrit ukshas,
deutsch Ochse, während der Name des Pferdes, ma (muma), mon-
golisch ist; man darf vielleicht daraus schliessen, dass die Pferde
aus Centralasien über die Mandschurei und Korea, das Rindvieh
aus Indien nach Japan gekommen ist. Die Ochsen sind fast alle
schwarz und werden mittelst eines durch die Nase gezogenen Strickes
regiert, ähnlich den Büffeln in Italien, was auf mehr Halsstarrigkeit
als Gelehrigkeit deutet. Büffel und Esel sah ich nur auf Bildern,
der letztere führt den Namen usangi-ma, Hasenpferd, offenbar
wegen der langen Ohren. Auch Schafe und Ziegen sah ich nur in
der Menagerie zu Yokohama, wo sie für besonders merkwürdige
Thiere galten; die Ziegen haben einen eigenen japanischen Namen,
khidsusi (hidsusi), auch yangi (chinesisch), beide waren aber den Japanern,
mit denen ich verkehrte, wenig geläufig; für die Schafe konnte ich
nicht einmal einen Namen erfahren, was mir besonders bemerklich
war, wenn die Leute wissen wollten, aus was unsere Tuchkleider
bestehen. Haar der holländischen Ziege, war die einzige verständ-
liche Antwort. Die Japaner kleiden sich in Baumwolle und leben
von Reis und Fischen, daneben Arumknollen, etwas Mohrrüben,
Bohnen und Tangen; Butter und Milch von Thieren existirt für sie
nicht.

Schweine, buta, sind nicht häufig, alle, die ich sah, gehören
der chinesisch-siamesischen Rasse an, mit kurzen Beinen und rundem
Rücken, und haben noch weniger Aehnlichkeit (mindestens im
Aeussern) mit dem japanischen Wildschwein, Sus leucomystax, als
in Europa die zahmen mit den wilden.

Hunde sieht man in Japan hauptsächlich zweierlei: die
grossen Strassenhunde, ino, mit aufrechten Ohren und kurzen
Haaren, unseren Schlächterhunden nicht unähnlich, braun, schwarz
oder gescheckt; sie leben und hausen, wie in der Türkei, ohne
bestimmten Herrn, auf den Strassen und nähren sich hauptsächlich
von den Ueberbleibseln auf dem Fischmarkte; man sieht sehr viel
verletzte und verstümmelte unter ihnen, theils durch Beissereien
unter sich, theils durch die Hufe der Pferde der Vorüberreitenden.
Die anderen sind theure Zwergschoosshunde, Tschin genannt,
ähnlich den König-Karls-Hündchen, aber weiss und schwarz
gefleckt, langhaarig, mit hängenden Ohren, mit fast kugelrundem

Rindvieh. Schweine. Hunde.
Ochsen dienen nur zum Ziehen schwerer Lasten auf zweirädrigen
Karren, da die Reisfelder nur mit der Hand bearbeitet werden. Ihr
apanischer Name ist usi, offenbar identisch mit dem Sanskrit ukshas,
deutsch Ochse, während der Name des Pferdes, ma (muma), mon-
golisch ist; man darf vielleicht daraus schliessen, dass die Pferde
aus Centralasien über die Mandschurei und Korea, das Rindvieh
aus Indien nach Japan gekommen ist. Die Ochsen sind fast alle
schwarz und werden mittelst eines durch die Nase gezogenen Strickes
regiert, ähnlich den Büffeln in Italien, was auf mehr Halsstarrigkeit
als Gelehrigkeit deutet. Büffel und Esel sah ich nur auf Bildern,
der letztere führt den Namen usangi-ma, Hasenpferd, offenbar
wegen der langen Ohren. Auch Schafe und Ziegen sah ich nur in
der Menagerie zu Yokohama, wo sie für besonders merkwürdige
Thiere galten; die Ziegen haben einen eigenen japanischen Namen,
χídsusi (hidsusi), auch yangi (chinesisch), beide waren aber den Japanern,
mit denen ich verkehrte, wenig geläufig; für die Schafe konnte ich
nicht einmal einen Namen erfahren, was mir besonders bemerklich
war, wenn die Leute wissen wollten, aus was unsere Tuchkleider
bestehen. Haar der holländischen Ziege, war die einzige verständ-
liche Antwort. Die Japaner kleiden sich in Baumwolle und leben
von Reis und Fischen, daneben Arumknollen, etwas Mohrrüben,
Bohnen und Tangen; Butter und Milch von Thieren existirt für sie
nicht.

Schweine, buta, sind nicht häufig, alle, die ich sah, gehören
der chinesisch-siamesischen Rasse an, mit kurzen Beinen und rundem
Rücken, und haben noch weniger Aehnlichkeit (mindestens im
Aeussern) mit dem japanischen Wildschwein, Sus leucomystax, als
in Europa die zahmen mit den wilden.

Hunde sieht man in Japan hauptsächlich zweierlei: die
grossen Strassenhunde, ino, mit aufrechten Ohren und kurzen
Haaren, unseren Schlächterhunden nicht unähnlich, braun, schwarz
oder gescheckt; sie leben und hausen, wie in der Türkei, ohne
bestimmten Herrn, auf den Strassen und nähren sich hauptsächlich
von den Ueberbleibseln auf dem Fischmarkte; man sieht sehr viel
verletzte und verstümmelte unter ihnen, theils durch Beissereien
unter sich, theils durch die Hufe der Pferde der Vorüberreitenden.
Die anderen sind theure Zwergschoosshunde, Tschin genannt,
ähnlich den König-Karls-Hündchen, aber weiss und schwarz
gefleckt, langhaarig, mit hängenden Ohren, mit fast kugelrundem

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[85/0103] Rindvieh. Schweine. Hunde. Ochsen dienen nur zum Ziehen schwerer Lasten auf zweirädrigen Karren, da die Reisfelder nur mit der Hand bearbeitet werden. Ihr apanischer Name ist usi, offenbar identisch mit dem Sanskrit ukshas, deutsch Ochse, während der Name des Pferdes, ma (muma), mon- golisch ist; man darf vielleicht daraus schliessen, dass die Pferde aus Centralasien über die Mandschurei und Korea, das Rindvieh aus Indien nach Japan gekommen ist. Die Ochsen sind fast alle schwarz und werden mittelst eines durch die Nase gezogenen Strickes regiert, ähnlich den Büffeln in Italien, was auf mehr Halsstarrigkeit als Gelehrigkeit deutet. Büffel und Esel sah ich nur auf Bildern, der letztere führt den Namen usangi-ma, Hasenpferd, offenbar wegen der langen Ohren. Auch Schafe und Ziegen sah ich nur in der Menagerie zu Yokohama, wo sie für besonders merkwürdige Thiere galten; die Ziegen haben einen eigenen japanischen Namen, χídsusi (hidsusi), auch yangi (chinesisch), beide waren aber den Japanern, mit denen ich verkehrte, wenig geläufig; für die Schafe konnte ich nicht einmal einen Namen erfahren, was mir besonders bemerklich war, wenn die Leute wissen wollten, aus was unsere Tuchkleider bestehen. Haar der holländischen Ziege, war die einzige verständ- liche Antwort. Die Japaner kleiden sich in Baumwolle und leben von Reis und Fischen, daneben Arumknollen, etwas Mohrrüben, Bohnen und Tangen; Butter und Milch von Thieren existirt für sie nicht. Schweine, buta, sind nicht häufig, alle, die ich sah, gehören der chinesisch-siamesischen Rasse an, mit kurzen Beinen und rundem Rücken, und haben noch weniger Aehnlichkeit (mindestens im Aeussern) mit dem japanischen Wildschwein, Sus leucomystax, als in Europa die zahmen mit den wilden. Hunde sieht man in Japan hauptsächlich zweierlei: die grossen Strassenhunde, ino, mit aufrechten Ohren und kurzen Haaren, unseren Schlächterhunden nicht unähnlich, braun, schwarz oder gescheckt; sie leben und hausen, wie in der Türkei, ohne bestimmten Herrn, auf den Strassen und nähren sich hauptsächlich von den Ueberbleibseln auf dem Fischmarkte; man sieht sehr viel verletzte und verstümmelte unter ihnen, theils durch Beissereien unter sich, theils durch die Hufe der Pferde der Vorüberreitenden. Die anderen sind theure Zwergschoosshunde, Tschin genannt, ähnlich den König-Karls-Hündchen, aber weiss und schwarz gefleckt, langhaarig, mit hängenden Ohren, mit fast kugelrundem

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/103>, abgerufen am 21.11.2024.