genden Asiens im Gegensatz zu Europa charakterisirend" bezeichnen soll. Die Uebereinstimmung mit dem wärmeren Theil China's wird sich bei näherer Untersuchung noch mehrfach herausstellen, die japanischen Inseln bilden in ähnlicher Weise einen vorgeschobenen Aussenposten der indochinesischen Fauna, wie England in manchen Pflanzen und Schnecken einen solchen der südeuropäischen oder Mittelmeerfauna.
Von den Aehnlichkeiten der japanischen Reptilienfauna mit der nordamerikanischen ist die bedeutendste ohne Zweifel der Riesenmolch (Salamandra maxima Schleg. = Tritomegas Sieboldi Dum. Bibr. = Megalobatrachus S. Tschudi = Sieboldia Bp. = Crypto- branchus Japonicus v. d. Hoeven), welchen Schlegel und van der Hoeven mit Recht trotz des frühen Verschwindens der äusseren Kiemenöffnungen als nahen Verwandten des ebenfalls zwei Fuss langen "Hellbender" aus dem mittleren Nordamerika, Menopoma giganteum Harlan, auffassen. Die am meisten paradoxe Aehnlichkeit zwischen beiden Faunen beruht in dem einzigen Scincoiden Japans, welchen Schlegel und Andere als dieselbe Art mit dem nordameri- kanischen Eumeces (Plestiodon) quinquelineatus L. sp. ansehen, doch hat Prof. Peters an den von mir mitgebrachten japanischen Exem- plaren, welche ich der Güte des Dr. Pompe von Meerdervoort, damals in Nangasaki, verdanke, Unterschiede in der Grösse und Zahl der Schuppen, so wie in der Form der Krallen, gefunden (Monatsberichte der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1864, S. 57), welche, wenn sie sich bei Vergleichung von noch mehr Exemplaren aus beiden Erdtheilen bestätigen, wohl eine artliche Trennung rechtfertigen dürften. Eine Uebereinstimmung mit Nord- amerika liegt auch in der relativ grossen Artenzahl der japanischen Salamander oder Molche, Schlegel zählt deren fünf auf, worunter drei den meines Wissens sonst nur in Nordamerika vorkommenden Gattungen (Gruppen) Onychodactylus und Ellipsoglossa angehören. Als eigene bis jetzt nur japanische Gattungen betrachtet Halowell (l. c.) Leptophidium, Lepidocephalus und Proterodon.
In der Umgegend von Yokohama spielen, wie in anderen Tiefebenen, unter den Reptilien die Wasserschlangen und Frösche die Hauptrolle. Tropidonotus tigrinus Boie ist recht häufig und gleicht in der Lebensart unserer europäischen Ringelnatter, ihre gewöhnliche Färbung um Yokohama ist oben natternartig dunkel- grau und schwarz gewürfelt, an den Seiten abwechselnd schwarze
Aehnlichkeit mit Nordamerika.
genden Asiens im Gegensatz zu Europa charakterisirend« bezeichnen soll. Die Uebereinstimmung mit dem wärmeren Theil China’s wird sich bei näherer Untersuchung noch mehrfach herausstellen, die japanischen Inseln bilden in ähnlicher Weise einen vorgeschobenen Aussenposten der indochinesischen Fauna, wie England in manchen Pflanzen und Schnecken einen solchen der südeuropäischen oder Mittelmeerfauna.
Von den Aehnlichkeiten der japanischen Reptilienfauna mit der nordamerikanischen ist die bedeutendste ohne Zweifel der Riesenmolch (Salamandra maxima Schleg. = Tritomegas Sieboldi Dum. Bibr. = Megalobatrachus S. Tschudi = Sieboldia Bp. = Crypto- branchus Japonicus v. d. Hoeven), welchen Schlegel und van der Hoeven mit Recht trotz des frühen Verschwindens der äusseren Kiemenöffnungen als nahen Verwandten des ebenfalls zwei Fuss langen »Hellbender« aus dem mittleren Nordamerika, Menopoma giganteum Harlan, auffassen. Die am meisten paradoxe Aehnlichkeit zwischen beiden Faunen beruht in dem einzigen Scincoiden Japans, welchen Schlegel und Andere als dieselbe Art mit dem nordameri- kanischen Eumeces (Plestiodon) quinquelineatus L. sp. ansehen, doch hat Prof. Peters an den von mir mitgebrachten japanischen Exem- plaren, welche ich der Güte des Dr. Pompe von Meerdervoort, damals in Nangasaki, verdanke, Unterschiede in der Grösse und Zahl der Schuppen, so wie in der Form der Krallen, gefunden (Monatsberichte der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1864, S. 57), welche, wenn sie sich bei Vergleichung von noch mehr Exemplaren aus beiden Erdtheilen bestätigen, wohl eine artliche Trennung rechtfertigen dürften. Eine Uebereinstimmung mit Nord- amerika liegt auch in der relativ grossen Artenzahl der japanischen Salamander oder Molche, Schlegel zählt deren fünf auf, worunter drei den meines Wissens sonst nur in Nordamerika vorkommenden Gattungen (Gruppen) Onychodactylus und Ellipsoglossa angehören. Als eigene bis jetzt nur japanische Gattungen betrachtet Halowell (l. c.) Leptophidium, Lepidocephalus und Proterodon.
In der Umgegend von Yokohama spielen, wie in anderen Tiefebenen, unter den Reptilien die Wasserschlangen und Frösche die Hauptrolle. Tropidonotus tigrinus Boie ist recht häufig und gleicht in der Lebensart unserer europäischen Ringelnatter, ihre gewöhnliche Färbung um Yokohama ist oben natternartig dunkel- grau und schwarz gewürfelt, an den Seiten abwechselnd schwarze
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Aehnlichkeit mit Nordamerika.
genden Asiens im Gegensatz zu Europa charakterisirend« bezeichnen
soll. Die Uebereinstimmung mit dem wärmeren Theil China’s wird
sich bei näherer Untersuchung noch mehrfach herausstellen, die
japanischen Inseln bilden in ähnlicher Weise einen vorgeschobenen
Aussenposten der indochinesischen Fauna, wie England in manchen
Pflanzen und Schnecken einen solchen der südeuropäischen oder
Mittelmeerfauna.
Von den Aehnlichkeiten der japanischen Reptilienfauna mit
der nordamerikanischen ist die bedeutendste ohne Zweifel der
Riesenmolch (Salamandra maxima Schleg. = Tritomegas Sieboldi
Dum. Bibr. = Megalobatrachus S. Tschudi = Sieboldia Bp. = Crypto-
branchus Japonicus v. d. Hoeven), welchen Schlegel und van der
Hoeven mit Recht trotz des frühen Verschwindens der äusseren
Kiemenöffnungen als nahen Verwandten des ebenfalls zwei Fuss
langen »Hellbender« aus dem mittleren Nordamerika, Menopoma
giganteum Harlan, auffassen. Die am meisten paradoxe Aehnlichkeit
zwischen beiden Faunen beruht in dem einzigen Scincoiden Japans,
welchen Schlegel und Andere als dieselbe Art mit dem nordameri-
kanischen Eumeces (Plestiodon) quinquelineatus L. sp. ansehen, doch
hat Prof. Peters an den von mir mitgebrachten japanischen Exem-
plaren, welche ich der Güte des Dr. Pompe von Meerdervoort,
damals in Nangasaki, verdanke, Unterschiede in der Grösse und
Zahl der Schuppen, so wie in der Form der Krallen, gefunden
(Monatsberichte der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
1864, S. 57), welche, wenn sie sich bei Vergleichung von noch mehr
Exemplaren aus beiden Erdtheilen bestätigen, wohl eine artliche
Trennung rechtfertigen dürften. Eine Uebereinstimmung mit Nord-
amerika liegt auch in der relativ grossen Artenzahl der japanischen
Salamander oder Molche, Schlegel zählt deren fünf auf, worunter
drei den meines Wissens sonst nur in Nordamerika vorkommenden
Gattungen (Gruppen) Onychodactylus und Ellipsoglossa angehören.
Als eigene bis jetzt nur japanische Gattungen betrachtet Halowell
(l. c.) Leptophidium, Lepidocephalus und Proterodon.
In der Umgegend von Yokohama spielen, wie in anderen
Tiefebenen, unter den Reptilien die Wasserschlangen und Frösche
die Hauptrolle. Tropidonotus tigrinus Boie ist recht häufig und
gleicht in der Lebensart unserer europäischen Ringelnatter, ihre
gewöhnliche Färbung um Yokohama ist oben natternartig dunkel-
grau und schwarz gewürfelt, an den Seiten abwechselnd schwarze
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/128>, abgerufen am 21.11.2024.
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