einzelne Krabben, Grapsus; die Patellen waren grösser und stärker, Alles vermuthlich in Causalzusammenhang mit dem stärkeren Wellen- schlag.
Nördlich von Mogi tritt eine weisse Tuffbank an das Meer heran, an der Berührungslinie haben die Wogen mannichfaltige hübsche Nischen und Einsprünge ausgenagt, über welche oft noch wie ein Dach der unverletzte Theil der Bank sich erstreckt. Diese Nischen, namentlich die Unterseite der vorspringenden Dachparthien, sind der Lieblingsaufenthalt grosser, schwarzer, borstiger Käfer- schnecken, Chiton, so wie einer Miesmuschel, Septifer, und einiger Bohrmuscheln, bei Ebbe über Wasser.
Nach den Muschelhaufen zu schliessen, welche da und dort neben den Häusern sich finden, bilden auch in diesem Theile von Japan die Muscheln einen wichtigen Theil der Volksnahrung; es waren wiederum die zwei zu Yokohama so häufigen Venus- muscheln Tapes semidecussata und Cytherea petechialis, dann aber auch Austern, eine behaarte Modiola und ein Septifer. Auf dem Markte zu Nangasaki waren wiederum Turbo cornutus und Haliotis gigantea häufig, daneben auch, was ich sonst selten auf Märkten gesehen, schon aus den Schalen herausgenommene Weichtheile vieler Muschelthiere. Unter den Cephalopoden herrschte die Sepioteuthis vom Papenberg und ein grösserer Octopus vor; von Crustaceen bot der Markt keine Krabben, nur einige Langschwänze, Palinurus Ja- ponicus und Penaeus sp. Von Fischen waren hauptsächlich Makrelen, Schollen, kleine Rochen und weiss gefleckte Haie, von Wildpret ein Hirsch, Fischottern und der Tanuki, Canis procyonoides; neu war es mir, todte Eulen, Strix fuscescens Tem., und Reiher, Ardea nycticorax L., goi-sangi, auf dem Geflügelmarkt -- beide fand ich auch wirklich recht fett -- und frisches Fleisch eines Walfisches, kusira, in einem Victualienladen ausgeboten zu sehen; Anklänge an die Esslust des Kamtschadalen und Grönländers, die, von Ceres verlassen, zu Fleischfressern geworden. Schon Kämpfer berichtet, dass gerade hier in dem südwestlichen Theile Japan's viel Walfische im Winter gefangen werden, bis 274 in Einem Jahre, und dass ihr Fleisch sowohl für wohlschmeckend als gesund gelte, namentlich für Leute, welche viel der Kälte und Nässe ausgesetzt sind. In der That, da das Fleisch zahmer Säugethiere und Vögel eine sehr geringe Rolle in der japanischen Küche spielt, ihre Hauptartikel aber, Fische und Reis, wenig Fett enthalten, so muss die Zufuhr
10*
Raubvögel und Walfischfleisch als Nahrung.
einzelne Krabben, Grapsus; die Patellen waren grösser und stärker, Alles vermuthlich in Causalzusammenhang mit dem stärkeren Wellen- schlag.
Nördlich von Mogi tritt eine weisse Tuffbank an das Meer heran, an der Berührungslinie haben die Wogen mannichfaltige hübsche Nischen und Einsprünge ausgenagt, über welche oft noch wie ein Dach der unverletzte Theil der Bank sich erstreckt. Diese Nischen, namentlich die Unterseite der vorspringenden Dachparthien, sind der Lieblingsaufenthalt grosser, schwarzer, borstiger Käfer- schnecken, Chiton, so wie einer Miesmuschel, Septifer, und einiger Bohrmuscheln, bei Ebbe über Wasser.
Nach den Muschelhaufen zu schliessen, welche da und dort neben den Häusern sich finden, bilden auch in diesem Theile von Japan die Muscheln einen wichtigen Theil der Volksnahrung; es waren wiederum die zwei zu Yokohama so häufigen Venus- muscheln Tapes semidecussata und Cytherea petechialis, dann aber auch Austern, eine behaarte Modiola und ein Septifer. Auf dem Markte zu Nangasaki waren wiederum Turbo cornutus und Haliotis gigantea häufig, daneben auch, was ich sonst selten auf Märkten gesehen, schon aus den Schalen herausgenommene Weichtheile vieler Muschelthiere. Unter den Cephalopoden herrschte die Sepioteuthis vom Papenberg und ein grösserer Octopus vor; von Crustaceen bot der Markt keine Krabben, nur einige Langschwänze, Palinurus Ja- ponicus und Penaeus sp. Von Fischen waren hauptsächlich Makrelen, Schollen, kleine Rochen und weiss gefleckte Haie, von Wildpret ein Hirsch, Fischottern und der Tanuki, Canis procyonoides; neu war es mir, todte Eulen, Strix fuscescens Tem., und Reiher, Ardea nycticorax L., goi-sangi, auf dem Geflügelmarkt — beide fand ich auch wirklich recht fett — und frisches Fleisch eines Walfisches, kusira, in einem Victualienladen ausgeboten zu sehen; Anklänge an die Esslust des Kamtschadalen und Grönländers, die, von Ceres verlassen, zu Fleischfressern geworden. Schon Kämpfer berichtet, dass gerade hier in dem südwestlichen Theile Japan’s viel Walfische im Winter gefangen werden, bis 274 in Einem Jahre, und dass ihr Fleisch sowohl für wohlschmeckend als gesund gelte, namentlich für Leute, welche viel der Kälte und Nässe ausgesetzt sind. In der That, da das Fleisch zahmer Säugethiere und Vögel eine sehr geringe Rolle in der japanischen Küche spielt, ihre Hauptartikel aber, Fische und Reis, wenig Fett enthalten, so muss die Zufuhr
10*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0165"n="147"/><fwplace="top"type="header">Raubvögel und Walfischfleisch als Nahrung.</fw><lb/>
einzelne Krabben, Grapsus; die Patellen waren grösser und stärker,<lb/>
Alles vermuthlich in Causalzusammenhang mit dem stärkeren Wellen-<lb/>
schlag.</p><lb/><p>Nördlich von Mogi tritt eine weisse Tuffbank an das Meer<lb/>
heran, an der Berührungslinie haben die Wogen mannichfaltige<lb/>
hübsche Nischen und Einsprünge ausgenagt, über welche oft noch<lb/>
wie ein Dach der unverletzte Theil der Bank sich erstreckt. Diese<lb/>
Nischen, namentlich die Unterseite der vorspringenden Dachparthien,<lb/>
sind der Lieblingsaufenthalt grosser, schwarzer, borstiger Käfer-<lb/>
schnecken, Chiton, so wie einer Miesmuschel, Septifer, und einiger<lb/>
Bohrmuscheln, bei Ebbe über Wasser.</p><lb/><p>Nach den Muschelhaufen zu schliessen, welche da und dort<lb/>
neben den Häusern sich finden, bilden auch in diesem Theile von<lb/>
Japan die Muscheln einen wichtigen Theil der <hirendition="#g">Volksnahrung</hi>;<lb/>
es waren wiederum die zwei zu Yokohama so häufigen Venus-<lb/>
muscheln Tapes semidecussata und Cytherea petechialis, dann aber<lb/>
auch Austern, eine behaarte Modiola und ein Septifer. Auf dem<lb/>
Markte zu Nangasaki waren wiederum Turbo cornutus und Haliotis<lb/>
gigantea häufig, daneben auch, was ich sonst selten auf Märkten<lb/>
gesehen, schon aus den Schalen herausgenommene Weichtheile vieler<lb/>
Muschelthiere. Unter den Cephalopoden herrschte die Sepioteuthis<lb/>
vom Papenberg und ein grösserer Octopus vor; von Crustaceen bot<lb/>
der Markt keine Krabben, nur einige Langschwänze, Palinurus Ja-<lb/>
ponicus und Penaeus sp. Von Fischen waren hauptsächlich Makrelen,<lb/>
Schollen, kleine Rochen und weiss gefleckte Haie, von Wildpret<lb/>
ein Hirsch, Fischottern und der Tanuki, Canis procyonoides; neu<lb/>
war es mir, todte Eulen, Strix fuscescens Tem., und Reiher, Ardea<lb/>
nycticorax L., goi-sangi, auf dem Geflügelmarkt — beide fand ich<lb/>
auch wirklich recht fett — und frisches Fleisch eines Walfisches,<lb/>
kusira, in einem Victualienladen ausgeboten zu sehen; Anklänge an<lb/>
die Esslust des Kamtschadalen und Grönländers, die, von Ceres<lb/>
verlassen, zu Fleischfressern geworden. Schon Kämpfer berichtet,<lb/>
dass gerade hier in dem südwestlichen Theile Japan’s viel Walfische<lb/>
im Winter gefangen werden, bis 274 in Einem Jahre, und dass ihr<lb/>
Fleisch sowohl für wohlschmeckend als gesund gelte, namentlich<lb/>
für Leute, welche viel der Kälte und Nässe ausgesetzt sind. In der<lb/>
That, da das Fleisch zahmer Säugethiere und Vögel eine sehr<lb/>
geringe Rolle in der japanischen Küche spielt, ihre Hauptartikel<lb/>
aber, Fische und Reis, wenig Fett enthalten, so muss die Zufuhr<lb/><fwplace="bottom"type="sig">10*</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[147/0165]
Raubvögel und Walfischfleisch als Nahrung.
einzelne Krabben, Grapsus; die Patellen waren grösser und stärker,
Alles vermuthlich in Causalzusammenhang mit dem stärkeren Wellen-
schlag.
Nördlich von Mogi tritt eine weisse Tuffbank an das Meer
heran, an der Berührungslinie haben die Wogen mannichfaltige
hübsche Nischen und Einsprünge ausgenagt, über welche oft noch
wie ein Dach der unverletzte Theil der Bank sich erstreckt. Diese
Nischen, namentlich die Unterseite der vorspringenden Dachparthien,
sind der Lieblingsaufenthalt grosser, schwarzer, borstiger Käfer-
schnecken, Chiton, so wie einer Miesmuschel, Septifer, und einiger
Bohrmuscheln, bei Ebbe über Wasser.
Nach den Muschelhaufen zu schliessen, welche da und dort
neben den Häusern sich finden, bilden auch in diesem Theile von
Japan die Muscheln einen wichtigen Theil der Volksnahrung;
es waren wiederum die zwei zu Yokohama so häufigen Venus-
muscheln Tapes semidecussata und Cytherea petechialis, dann aber
auch Austern, eine behaarte Modiola und ein Septifer. Auf dem
Markte zu Nangasaki waren wiederum Turbo cornutus und Haliotis
gigantea häufig, daneben auch, was ich sonst selten auf Märkten
gesehen, schon aus den Schalen herausgenommene Weichtheile vieler
Muschelthiere. Unter den Cephalopoden herrschte die Sepioteuthis
vom Papenberg und ein grösserer Octopus vor; von Crustaceen bot
der Markt keine Krabben, nur einige Langschwänze, Palinurus Ja-
ponicus und Penaeus sp. Von Fischen waren hauptsächlich Makrelen,
Schollen, kleine Rochen und weiss gefleckte Haie, von Wildpret
ein Hirsch, Fischottern und der Tanuki, Canis procyonoides; neu
war es mir, todte Eulen, Strix fuscescens Tem., und Reiher, Ardea
nycticorax L., goi-sangi, auf dem Geflügelmarkt — beide fand ich
auch wirklich recht fett — und frisches Fleisch eines Walfisches,
kusira, in einem Victualienladen ausgeboten zu sehen; Anklänge an
die Esslust des Kamtschadalen und Grönländers, die, von Ceres
verlassen, zu Fleischfressern geworden. Schon Kämpfer berichtet,
dass gerade hier in dem südwestlichen Theile Japan’s viel Walfische
im Winter gefangen werden, bis 274 in Einem Jahre, und dass ihr
Fleisch sowohl für wohlschmeckend als gesund gelte, namentlich
für Leute, welche viel der Kälte und Nässe ausgesetzt sind. In der
That, da das Fleisch zahmer Säugethiere und Vögel eine sehr
geringe Rolle in der japanischen Küche spielt, ihre Hauptartikel
aber, Fische und Reis, wenig Fett enthalten, so muss die Zufuhr
10*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/165>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.