ähnlich unserer wilden Katze; sie haben meist einen kurzen Schwanz, doch war er bei keiner, die ich sah, so verkrümmt und verkrüppelt, wie bei den japanischen.
Hühner, ki, Gänse, ngo, und Enten, yah, sind häufig auf den Geflügelmärkten; erstere gleichen durch ihre hohen Beine mehr oder weniger den cochinchinesischen. Die zahmen Enten schienen mir alle eher grösser und langhalsiger, als die unsrigen; in der Färbung sind sie eben so verschieden, wie bei uns. Die Gänse sind aber nicht die europäische Art, sondern die an ihrer Stimme und an dem Schnabelhöcker leicht zu erkennende Trompeter- gans, Anser cygnoides L. sp., welche also mit Recht von Manchen chinesische Gans genannt wird, bald in ihrer eigenthümlichen braunen Färbung, wie sie in Europa zuweilen mit Schwänen als Luxusvogel gehalten wird, bald weiss. 5)
2. Tamsui auf Formosa. 3. April 1861.
Durch das freundliche Entgegenkommen unseres Capitains wurde es während der Fahrt der Fregatte Thetis von Shanghai nach Hongkong möglich, für einige Stunden die Insel Formosa zu betreten, welche damals bis auf das altberühmte "formosanische Teufelchen", Manis pentaductyla L., zoologisch völlig terra incognita war, aber seitdem durch die eifrigen Forschungen des englischen Consuls Swinhoe in Betreff der Wirbelthiere zu einem der bestgekannten Theile des chinesischen Reiches geworden ist. 6) Die Thetis hielt Angesichts der Mündung des Tamsuiflusses, westlich von der Nord- spitze der Insel, und im Laufe des Vormittags brachten uns die Boote an's Land, mit der Weisung, Nachmittags um 3 Uhr wieder zurückzukommen. Wir fanden ein kleines Städtchen, die Häuser aus Backsteinen gebaut, mit flachen Dächern, bewohnt von Chinesen sammt deren gewöhnlichsten Hausthieren: Büffeln, Hunden und Enten. Im Hintergrunde nach Nordosten erhoben sich höhere, theils bewaldete, öfter kahle Berge. Die uns zugängliche Küstengegend selbst bot ein welliges Terrain, voll kleiner Wasserläufe, die zur Bewässerung der zahlreichen Reisfelder dienen, die Anhöhen da- zwischen ziemlich kahl und steinig, einzelne Strecken durch Hecken einer cactusförmigen Euphorbie abgegränzt. Von wilden vierfüssigen Thieren war nichts zu sehen; häufig zeigte sich dagegen auf den
Hausgeflügel. Ansicht von Tamsui.
ähnlich unserer wilden Katze; sie haben meist einen kurzen Schwanz, doch war er bei keiner, die ich sah, so verkrümmt und verkrüppelt, wie bei den japanischen.
Hühner, ki, Gänse, ngo, und Enten, yah, sind häufig auf den Geflügelmärkten; erstere gleichen durch ihre hohen Beine mehr oder weniger den cochinchinesischen. Die zahmen Enten schienen mir alle eher grösser und langhalsiger, als die unsrigen; in der Färbung sind sie eben so verschieden, wie bei uns. Die Gänse sind aber nicht die europäische Art, sondern die an ihrer Stimme und an dem Schnabelhöcker leicht zu erkennende Trompeter- gans, Anser cygnoides L. sp., welche also mit Recht von Manchen chinesische Gans genannt wird, bald in ihrer eigenthümlichen braunen Färbung, wie sie in Europa zuweilen mit Schwänen als Luxusvogel gehalten wird, bald weiss. 5)
2. Tamsui auf Formosa. 3. April 1861.
Durch das freundliche Entgegenkommen unseres Capitains wurde es während der Fahrt der Fregatte Thetis von Shanghai nach Hongkong möglich, für einige Stunden die Insel Formosa zu betreten, welche damals bis auf das altberühmte »formosanische Teufelchen«, Manis pentaductyla L., zoologisch völlig terra incognita war, aber seitdem durch die eifrigen Forschungen des englischen Consuls Swinhoe in Betreff der Wirbelthiere zu einem der bestgekannten Theile des chinesischen Reiches geworden ist. 6) Die Thetis hielt Angesichts der Mündung des Tamsuiflusses, westlich von der Nord- spitze der Insel, und im Laufe des Vormittags brachten uns die Boote an’s Land, mit der Weisung, Nachmittags um 3 Uhr wieder zurückzukommen. Wir fanden ein kleines Städtchen, die Häuser aus Backsteinen gebaut, mit flachen Dächern, bewohnt von Chinesen sammt deren gewöhnlichsten Hausthieren: Büffeln, Hunden und Enten. Im Hintergrunde nach Nordosten erhoben sich höhere, theils bewaldete, öfter kahle Berge. Die uns zugängliche Küstengegend selbst bot ein welliges Terrain, voll kleiner Wasserläufe, die zur Bewässerung der zahlreichen Reisfelder dienen, die Anhöhen da- zwischen ziemlich kahl und steinig, einzelne Strecken durch Hecken einer cactusförmigen Euphorbie abgegränzt. Von wilden vierfüssigen Thieren war nichts zu sehen; häufig zeigte sich dagegen auf den
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[162/0180]
Hausgeflügel. Ansicht von Tamsui.
ähnlich unserer wilden Katze; sie haben meist einen kurzen Schwanz,
doch war er bei keiner, die ich sah, so verkrümmt und verkrüppelt,
wie bei den japanischen.
Hühner, ki, Gänse, ngo, und Enten, yah, sind häufig
auf den Geflügelmärkten; erstere gleichen durch ihre hohen Beine
mehr oder weniger den cochinchinesischen. Die zahmen Enten
schienen mir alle eher grösser und langhalsiger, als die unsrigen;
in der Färbung sind sie eben so verschieden, wie bei uns. Die
Gänse sind aber nicht die europäische Art, sondern die an ihrer
Stimme und an dem Schnabelhöcker leicht zu erkennende Trompeter-
gans, Anser cygnoides L. sp., welche also mit Recht von Manchen
chinesische Gans genannt wird, bald in ihrer eigenthümlichen braunen
Färbung, wie sie in Europa zuweilen mit Schwänen als Luxusvogel
gehalten wird, bald weiss. 5)
2. Tamsui auf Formosa.
3. April 1861.
Durch das freundliche Entgegenkommen unseres Capitains
wurde es während der Fahrt der Fregatte Thetis von Shanghai nach
Hongkong möglich, für einige Stunden die Insel Formosa zu betreten,
welche damals bis auf das altberühmte »formosanische Teufelchen«,
Manis pentaductyla L., zoologisch völlig terra incognita war, aber
seitdem durch die eifrigen Forschungen des englischen Consuls
Swinhoe in Betreff der Wirbelthiere zu einem der bestgekannten
Theile des chinesischen Reiches geworden ist. 6) Die Thetis hielt
Angesichts der Mündung des Tamsuiflusses, westlich von der Nord-
spitze der Insel, und im Laufe des Vormittags brachten uns die
Boote an’s Land, mit der Weisung, Nachmittags um 3 Uhr wieder
zurückzukommen. Wir fanden ein kleines Städtchen, die Häuser
aus Backsteinen gebaut, mit flachen Dächern, bewohnt von Chinesen
sammt deren gewöhnlichsten Hausthieren: Büffeln, Hunden und
Enten. Im Hintergrunde nach Nordosten erhoben sich höhere, theils
bewaldete, öfter kahle Berge. Die uns zugängliche Küstengegend
selbst bot ein welliges Terrain, voll kleiner Wasserläufe, die zur
Bewässerung der zahlreichen Reisfelder dienen, die Anhöhen da-
zwischen ziemlich kahl und steinig, einzelne Strecken durch Hecken
einer cactusförmigen Euphorbie abgegränzt. Von wilden vierfüssigen
Thieren war nichts zu sehen; häufig zeigte sich dagegen auf den
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/180>, abgerufen am 21.11.2024.
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