noch jetzt für räuberische mächtige Menschen im Gebrauch sein (Wells Williams dictionary of the Cantondialect pag. 328).
Tropische Formen des südlichen China's sind unter den Vögeln die Gattungen Endynamis, Centropus (bis Formosa), Bucco, Eu- rystomus, Pitta (selten, vielleicht nur verirrt), Francolinus Sinensis, Lobivanellus (als Zugvogel im Sommer bis zum Yangtsekiang), Rhynchaea und Parra Sinensis. Papageien werden schon in den älteren Beschreibungen von China erwähnt, aber die meisten der in Kanton käuflichen sind fremde, aus dem indischen Archipel eingeführt, wie mit Recht schon Murray und Williams bemerken. Du Halde nennt die zwei südlichsten Küstenprovinzen Kwangtung und Kwangsi, ferner die Binnenprovinz Setshuen als ihre Heimath. Aller Wahrschein- lichkeit nach gehören sie zur Gruppe Palaeornis, die in Vorder- und Hinterindien bis zum Himalaya in mehreren Arten vertreten ist; in Reeves' Sammlung findet sich der über diese beiden Halbinseln verbreitete Psittacus (Pal.) cyanocephalus L. = Bengalensis Briss. als chinesischer Vogel, und von derselben Art wurde nach Swinhoe ein Trupp in neuerer Zeit einmal bei Kanton von Dr. Dod beobachtet. 15)
Den Glanzpunkt der chinesischen Vogelwelt bilden die Fasa- nen, nach denen Schmarda China thiergeographisch das Reich der Phasianiden genannt hat. China ist in der That die Mitte der geographischen Verbreitung dieser Vögel, welche von hier aus nach Japan, der Mongolei, Centralasien bis zum kaspischen Meer, den beiden indischen Halbinseln und den Sundainseln ausstrahlt. Doch lebt nur eine Art wild in den Küstenprovinzen China's, der Halsbandfasan, Phasianus torquatus Tem., vom Amurland bis Formosa verbreitet. Gold- und Silberfasan sind längst von China nach Europa gekommen, so dass sie hier jedes Kind kennt; auch in China werden sie nur ihrer Schönheit wegen gehalten, und ihr Vorkommen in der Freiheit kennt man noch wenig. Der Goldfasan findet sich nach Pallas wild in Dawurien und der östlichen Mongolei bis zum Amur, Du Halde gibt an, dass der kin-ki, Goldhahn, -- so nennen die Chinesen diesen Vogel -- in den Binnenprovinzen Shensi, Setshuen und Yunnan, also weit nach Süden, vorkomme, und neuere europäische Angaben versetzen ihn gar nach Mingrelien als Gesellschafter des ächten Fasans. Der Silberfasan, peh hian, weisser Fasan, genannt, soll in waldreichen, bergigen Gegenden des südlichen China's leben und auch schon bei Amoy vorgekommen sein. Zwei andere, noch stattlichere Fasanenarten sind erst in unserem Jahrhundert
12*
Südchinesische Vögel. Fasanen.
noch jetzt für räuberische mächtige Menschen im Gebrauch sein (Wells Williams dictionary of the Cantondialect pag. 328).
Tropische Formen des südlichen China’s sind unter den Vögeln die Gattungen Endynamis, Centropus (bis Formosa), Bucco, Eu- rystomus, Pitta (selten, vielleicht nur verirrt), Francolinus Sinensis, Lobivanellus (als Zugvogel im Sommer bis zum Yangtsekiang), Rhynchaea und Parra Sinensis. Papageien werden schon in den älteren Beschreibungen von China erwähnt, aber die meisten der in Kanton käuflichen sind fremde, aus dem indischen Archipel eingeführt, wie mit Recht schon Murray und Williams bemerken. Du Halde nennt die zwei südlichsten Küstenprovinzen Kwangtung und Kwangsi, ferner die Binnenprovinz Setshuen als ihre Heimath. Aller Wahrschein- lichkeit nach gehören sie zur Gruppe Palaeornis, die in Vorder- und Hinterindien bis zum Himalaya in mehreren Arten vertreten ist; in Reeves’ Sammlung findet sich der über diese beiden Halbinseln verbreitete Psittacus (Pal.) cyanocephalus L. = Bengalensis Briss. als chinesischer Vogel, und von derselben Art wurde nach Swinhoe ein Trupp in neuerer Zeit einmal bei Kanton von Dr. Dod beobachtet. 15)
Den Glanzpunkt der chinesischen Vogelwelt bilden die Fasa- nen, nach denen Schmarda China thiergeographisch das Reich der Phasianiden genannt hat. China ist in der That die Mitte der geographischen Verbreitung dieser Vögel, welche von hier aus nach Japan, der Mongolei, Centralasien bis zum kaspischen Meer, den beiden indischen Halbinseln und den Sundainseln ausstrahlt. Doch lebt nur eine Art wild in den Küstenprovinzen China’s, der Halsbandfasan, Phasianus torquatus Tem., vom Amurland bis Formosa verbreitet. Gold- und Silberfasan sind längst von China nach Europa gekommen, so dass sie hier jedes Kind kennt; auch in China werden sie nur ihrer Schönheit wegen gehalten, und ihr Vorkommen in der Freiheit kennt man noch wenig. Der Goldfasan findet sich nach Pallas wild in Dawurien und der östlichen Mongolei bis zum Amur, Du Halde gibt an, dass der kin-ki, Goldhahn, — so nennen die Chinesen diesen Vogel — in den Binnenprovinzen Shensi, Setshuen und Yunnan, also weit nach Süden, vorkomme, und neuere europäische Angaben versetzen ihn gar nach Mingrelien als Gesellschafter des ächten Fasans. Der Silberfasan, peh hian, weisser Fasan, genannt, soll in waldreichen, bergigen Gegenden des südlichen China’s leben und auch schon bei Amoy vorgekommen sein. Zwei andere, noch stattlichere Fasanenarten sind erst in unserem Jahrhundert
12*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0197"n="179"/><fwplace="top"type="header">Südchinesische Vögel. Fasanen.</fw><lb/>
noch jetzt für räuberische mächtige Menschen im Gebrauch sein<lb/>
(Wells Williams dictionary of the Cantondialect pag. 328).</p><lb/><p>Tropische Formen des südlichen China’s sind unter den Vögeln<lb/>
die Gattungen Endynamis, Centropus (bis Formosa), Bucco, Eu-<lb/>
rystomus, Pitta (selten, vielleicht nur verirrt), Francolinus Sinensis,<lb/>
Lobivanellus (als Zugvogel im Sommer bis zum Yangtsekiang),<lb/>
Rhynchaea und Parra Sinensis. <hirendition="#g">Papageien</hi> werden schon in den<lb/>
älteren Beschreibungen von China erwähnt, aber die meisten der in<lb/>
Kanton käuflichen sind fremde, aus dem indischen Archipel eingeführt,<lb/>
wie mit Recht schon Murray und Williams bemerken. Du Halde nennt<lb/>
die zwei südlichsten Küstenprovinzen Kwangtung und Kwangsi, ferner<lb/>
die Binnenprovinz Setshuen als ihre Heimath. Aller Wahrschein-<lb/>
lichkeit nach gehören sie zur Gruppe Palaeornis, die in Vorder-<lb/>
und Hinterindien bis zum Himalaya in mehreren Arten vertreten ist;<lb/>
in Reeves’ Sammlung findet sich der über diese beiden Halbinseln<lb/>
verbreitete Psittacus (Pal.) cyanocephalus L. = Bengalensis Briss. als<lb/>
chinesischer Vogel, und von derselben Art wurde nach Swinhoe ein<lb/>
Trupp in neuerer Zeit einmal bei Kanton von Dr. Dod beobachtet. <hirendition="#sup">15</hi>)</p><lb/><p>Den Glanzpunkt der chinesischen Vogelwelt bilden die <hirendition="#g">Fasa-<lb/>
nen</hi>, nach denen Schmarda China thiergeographisch das Reich der<lb/>
Phasianiden genannt hat. China ist in der That die Mitte der<lb/>
geographischen Verbreitung dieser Vögel, welche von hier aus nach<lb/>
Japan, der Mongolei, Centralasien bis zum kaspischen Meer, den<lb/>
beiden indischen Halbinseln und den Sundainseln ausstrahlt. Doch lebt<lb/>
nur eine Art wild in den Küstenprovinzen China’s, der Halsbandfasan,<lb/>
Phasianus torquatus Tem., vom Amurland bis Formosa verbreitet.<lb/>
Gold- und Silberfasan sind längst von China nach Europa gekommen,<lb/>
so dass sie hier jedes Kind kennt; auch in China werden sie nur<lb/>
ihrer Schönheit wegen gehalten, und ihr Vorkommen in der Freiheit<lb/>
kennt man noch wenig. Der Goldfasan findet sich nach Pallas wild<lb/>
in Dawurien und der östlichen Mongolei bis zum Amur, Du Halde<lb/>
gibt an, dass der kin-ki, Goldhahn, — so nennen die Chinesen<lb/>
diesen Vogel — in den Binnenprovinzen Shensi, Setshuen und<lb/>
Yunnan, also weit nach Süden, vorkomme, und neuere europäische<lb/>
Angaben versetzen ihn gar nach Mingrelien als Gesellschafter des<lb/>
ächten Fasans. Der Silberfasan, peh hian, weisser Fasan, genannt,<lb/>
soll in waldreichen, bergigen Gegenden des südlichen China’s<lb/>
leben und auch schon bei Amoy vorgekommen sein. Zwei andere,<lb/>
noch stattlichere Fasanenarten sind erst in unserem Jahrhundert<lb/><fwplace="bottom"type="sig">12*</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[179/0197]
Südchinesische Vögel. Fasanen.
noch jetzt für räuberische mächtige Menschen im Gebrauch sein
(Wells Williams dictionary of the Cantondialect pag. 328).
Tropische Formen des südlichen China’s sind unter den Vögeln
die Gattungen Endynamis, Centropus (bis Formosa), Bucco, Eu-
rystomus, Pitta (selten, vielleicht nur verirrt), Francolinus Sinensis,
Lobivanellus (als Zugvogel im Sommer bis zum Yangtsekiang),
Rhynchaea und Parra Sinensis. Papageien werden schon in den
älteren Beschreibungen von China erwähnt, aber die meisten der in
Kanton käuflichen sind fremde, aus dem indischen Archipel eingeführt,
wie mit Recht schon Murray und Williams bemerken. Du Halde nennt
die zwei südlichsten Küstenprovinzen Kwangtung und Kwangsi, ferner
die Binnenprovinz Setshuen als ihre Heimath. Aller Wahrschein-
lichkeit nach gehören sie zur Gruppe Palaeornis, die in Vorder-
und Hinterindien bis zum Himalaya in mehreren Arten vertreten ist;
in Reeves’ Sammlung findet sich der über diese beiden Halbinseln
verbreitete Psittacus (Pal.) cyanocephalus L. = Bengalensis Briss. als
chinesischer Vogel, und von derselben Art wurde nach Swinhoe ein
Trupp in neuerer Zeit einmal bei Kanton von Dr. Dod beobachtet. 15)
Den Glanzpunkt der chinesischen Vogelwelt bilden die Fasa-
nen, nach denen Schmarda China thiergeographisch das Reich der
Phasianiden genannt hat. China ist in der That die Mitte der
geographischen Verbreitung dieser Vögel, welche von hier aus nach
Japan, der Mongolei, Centralasien bis zum kaspischen Meer, den
beiden indischen Halbinseln und den Sundainseln ausstrahlt. Doch lebt
nur eine Art wild in den Küstenprovinzen China’s, der Halsbandfasan,
Phasianus torquatus Tem., vom Amurland bis Formosa verbreitet.
Gold- und Silberfasan sind längst von China nach Europa gekommen,
so dass sie hier jedes Kind kennt; auch in China werden sie nur
ihrer Schönheit wegen gehalten, und ihr Vorkommen in der Freiheit
kennt man noch wenig. Der Goldfasan findet sich nach Pallas wild
in Dawurien und der östlichen Mongolei bis zum Amur, Du Halde
gibt an, dass der kin-ki, Goldhahn, — so nennen die Chinesen
diesen Vogel — in den Binnenprovinzen Shensi, Setshuen und
Yunnan, also weit nach Süden, vorkomme, und neuere europäische
Angaben versetzen ihn gar nach Mingrelien als Gesellschafter des
ächten Fasans. Der Silberfasan, peh hian, weisser Fasan, genannt,
soll in waldreichen, bergigen Gegenden des südlichen China’s
leben und auch schon bei Amoy vorgekommen sein. Zwei andere,
noch stattlichere Fasanenarten sind erst in unserem Jahrhundert
12*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/197>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.