Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.Umgebung von Funchal. entdeckt -- sich das Landhaus gebaut und eine einheimische Ceder(Juniperus cedrus Webb = brevifolia Hochst) gepflanzt, welche noch in voller Kraft steht, während sie in den Wäldern selten geworden; der Besitzer gab unserem Botaniker ein Stück von seinem Holze, das einen eigenen Wohlgeruch hat, nicht unähnlich dem des ameri- kanischen zu Bleistiften verwandten Holzes von Juniperus virginiana; hier sahen wir auch eine blühende männliche Dattelpalme und dicht daneben eine deutsche Eiche, deren Aeste aber in dem milden Klima nicht so zackig abgebrochen gewachsen waren, wie gewöhnlich bei uns. Den schönsten Punct der näheren Umgebung bildet Kloster und Kirche Nossa Senhora de Monte, die "mount-church" der Engländer, 1900 Fuss über der See; hinauf führt ein längerer, aber bequemer und freundlicher Weg, theilweise durch frischen Wald, an dessen Boden die häufige Vinca major gerade in voller Blüthe stand. Hinab fährt man in wenigen Minuten auf einem Doppel- Schlitten, von einem Knaben geleitet, die steile, roh gepflasterte "Bergstrasse" entlang. Jenseits dieser nächsten Höhen erhält Alles ein rauheres Ansehen, dunkle Felsenmassen treten überall zu Tage, dazwischen kleine Stückchen bebautes Land und kleine Häuschen, cyclopisch gebaut, mit Rohrdach und umgeben von einem Rohr- zaun, hie und da eine einzelne Venta oder auch eine Grotte in einer Felswand, deren Wände reichlich mit Farn bewachsen, deren Boden, nach unzweideutigen Spuren zu schliessen, zeitweise den Ziegen und ihren Hirten als Nachtlager dient. Es versteht sich fast von selbst, dass eine Cavalcade nach Umgebung von Funchal. entdeckt — sich das Landhaus gebaut und eine einheimische Ceder(Juniperus cedrus Webb = brevifolia Hochst) gepflanzt, welche noch in voller Kraft steht, während sie in den Wäldern selten geworden; der Besitzer gab unserem Botaniker ein Stück von seinem Holze, das einen eigenen Wohlgeruch hat, nicht unähnlich dem des ameri- kanischen zu Bleistiften verwandten Holzes von Juniperus virginiana; hier sahen wir auch eine blühende männliche Dattelpalme und dicht daneben eine deutsche Eiche, deren Aeste aber in dem milden Klima nicht so zackig abgebrochen gewachsen waren, wie gewöhnlich bei uns. Den schönsten Punct der näheren Umgebung bildet Kloster und Kirche Nossa Senhora de Monte, die »mount-church« der Engländer, 1900 Fuss über der See; hinauf führt ein längerer, aber bequemer und freundlicher Weg, theilweise durch frischen Wald, an dessen Boden die häufige Vinca major gerade in voller Blüthe stand. Hinab fährt man in wenigen Minuten auf einem Doppel- Schlitten, von einem Knaben geleitet, die steile, roh gepflasterte »Bergstrasse« entlang. Jenseits dieser nächsten Höhen erhält Alles ein rauheres Ansehen, dunkle Felsenmassen treten überall zu Tage, dazwischen kleine Stückchen bebautes Land und kleine Häuschen, cyclopisch gebaut, mit Rohrdach und umgeben von einem Rohr- zaun, hie und da eine einzelne Venta oder auch eine Grotte in einer Felswand, deren Wände reichlich mit Farn bewachsen, deren Boden, nach unzweideutigen Spuren zu schliessen, zeitweise den Ziegen und ihren Hirten als Nachtlager dient. Es versteht sich fast von selbst, dass eine Cavalcade nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0023" n="5"/><fw place="top" type="header">Umgebung von Funchal.</fw><lb/> entdeckt — sich das Landhaus gebaut und eine einheimische Ceder<lb/> (Juniperus cedrus Webb = brevifolia Hochst) gepflanzt, welche noch<lb/> in voller Kraft steht, während sie in den Wäldern selten geworden;<lb/> der Besitzer gab unserem Botaniker ein Stück von seinem Holze,<lb/> das einen eigenen Wohlgeruch hat, nicht unähnlich dem des ameri-<lb/> kanischen zu Bleistiften verwandten Holzes von Juniperus virginiana;<lb/> hier sahen wir auch eine blühende männliche Dattelpalme und dicht<lb/> daneben eine deutsche Eiche, deren Aeste aber in dem milden Klima<lb/> nicht so zackig abgebrochen gewachsen waren, wie gewöhnlich bei<lb/> uns. 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Corral heisst im Portugiesischen Hof, vom<lb/> Lateinischen cohors; man nennt hier so einen tiefen Bergkessel in<lb/> der Mitte der Insel, um dessen Ränder die höchsten Spitzen der<lb/> Insel liegen, ursprünglich vulkanisch, jetzt Ursprung des grössten<lb/> Flüsschens der Insel, das westlich von Funchal an der Südküste<lb/> mündet. Diese Excursion brachte mir nur eine kleine Nacktschnecke<lb/> ein, und von Aussicht war wegen des Nebels auch nicht viel zu<lb/> sehen; die Kastanienbäume waren hier oben im Walde noch kahl <hi rendition="#sup">1</hi>)<lb/> und Spartium scoparium noch nicht in Blüthe, wie doch schon<lb/> unten. Reicher an Ergebnissen für den Zoologen wie den Botaniker<lb/> war ein Ausflug nach der Nordseite der Insel, den Ortschaften San<lb/> Vincente und Santa Anna, der in Gesellschaft mehrerer anderer<lb/> Herren von der Expedition zu Pferde gemacht wurde, aber schon<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0023]
Umgebung von Funchal.
entdeckt — sich das Landhaus gebaut und eine einheimische Ceder
(Juniperus cedrus Webb = brevifolia Hochst) gepflanzt, welche noch
in voller Kraft steht, während sie in den Wäldern selten geworden;
der Besitzer gab unserem Botaniker ein Stück von seinem Holze,
das einen eigenen Wohlgeruch hat, nicht unähnlich dem des ameri-
kanischen zu Bleistiften verwandten Holzes von Juniperus virginiana;
hier sahen wir auch eine blühende männliche Dattelpalme und dicht
daneben eine deutsche Eiche, deren Aeste aber in dem milden Klima
nicht so zackig abgebrochen gewachsen waren, wie gewöhnlich bei
uns. Den schönsten Punct der näheren Umgebung bildet Kloster
und Kirche Nossa Senhora de Monte, die »mount-church« der
Engländer, 1900 Fuss über der See; hinauf führt ein längerer, aber
bequemer und freundlicher Weg, theilweise durch frischen Wald,
an dessen Boden die häufige Vinca major gerade in voller Blüthe
stand. Hinab fährt man in wenigen Minuten auf einem Doppel-
Schlitten, von einem Knaben geleitet, die steile, roh gepflasterte
»Bergstrasse« entlang. Jenseits dieser nächsten Höhen erhält Alles
ein rauheres Ansehen, dunkle Felsenmassen treten überall zu Tage,
dazwischen kleine Stückchen bebautes Land und kleine Häuschen,
cyclopisch gebaut, mit Rohrdach und umgeben von einem Rohr-
zaun, hie und da eine einzelne Venta oder auch eine Grotte in einer
Felswand, deren Wände reichlich mit Farn bewachsen, deren Boden,
nach unzweideutigen Spuren zu schliessen, zeitweise den Ziegen und
ihren Hirten als Nachtlager dient.
Es versteht sich fast von selbst, dass eine Cavalcade nach
dem grossen Corral, als dem berühmtesten Aussichtspuncte in der
Nähe, gemacht wurde. Corral heisst im Portugiesischen Hof, vom
Lateinischen cohors; man nennt hier so einen tiefen Bergkessel in
der Mitte der Insel, um dessen Ränder die höchsten Spitzen der
Insel liegen, ursprünglich vulkanisch, jetzt Ursprung des grössten
Flüsschens der Insel, das westlich von Funchal an der Südküste
mündet. Diese Excursion brachte mir nur eine kleine Nacktschnecke
ein, und von Aussicht war wegen des Nebels auch nicht viel zu
sehen; die Kastanienbäume waren hier oben im Walde noch kahl 1)
und Spartium scoparium noch nicht in Blüthe, wie doch schon
unten. Reicher an Ergebnissen für den Zoologen wie den Botaniker
war ein Ausflug nach der Nordseite der Insel, den Ortschaften San
Vincente und Santa Anna, der in Gesellschaft mehrerer anderer
Herren von der Expedition zu Pferde gemacht wurde, aber schon
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