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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Fischmarkt.
Augen, Polyprion cernium, selten im Mittelmeer, hier häufig, und
der schön rothe, stark zusammengedrückte Alfonsin (Beryx deca-
dactylus und splendens), aus einer nicht artenreichen Familie, deren
mehr charakteristische Formen an den Küsten von Neuholland
(Trachichthys) und Japan (Monocentris) vorkommen, und längst
bekannt waren, ehe man einen Repräsentanten derselben auch im
Mittelmeer entdeckte (Hoplostethus). Beide genannten imponiren
durch die Grösse ihrer Augen und deuten dadurch an, dass sie in
der Tiefe leben; bei Polyprion sind dieselben stark hervorgetrieben
und der Fisch sieht deshalb, da die Bindehaut den vortretenden
Bulbus in Form eines kurzen Cylinders umhüllt, wie mit einem
Opernglas versehen aus. Bekanntlich gilt dieser Fisch, nach den
Angaben von Risso und de la Roche, auch im Mittelmeer für einen
Bewohner grösserer Tiefen, und der Gedanke liegt nahe, dass erst
beim Heraufgezogenwerden, indem der Druck des umgebenden
Wassers sich rasch vermindert, die Augen dergestalt hervorgepresst
werden, wie bei andern Fischen unter ähnlichen Umständen der
Magen durch den Mund heraustritt.

Fast eben so roth, wie der Alfonsin, aber durch bräunliche
Wolken gemildert, ist die Farbe des "Schwarzmaules", Sebastes
imperialis Cuv.; seinen Namen verdankt er der schwarzen Farbe
der Mundschleimhaut, die er mit manchen andern sonst sehr un-
ähnlichen Fischen, z. B. Gadus carbonarius u. a., theilt. Eine
grosse Häringsart, Clupea maderensis, ist im Beginn und soll im
folgenden Monat häufig werden. Ferner sah ich sehr grosse Meer-
Aale (Conger) und kleine Haifische, dagegen keine Rochen und
keine Schollen, doch soll ein kleiner Butt (Rhombus) zuweilen vor-
kommen10). Ausgezeichnet ist dagegen der Fischmarkt von Funchal
dadurch, dass er fast täglich frische Seeschildkröten (Chelonia ca-
retta L. = caouana Schweigger, dieselbe Art wie im Mittelmeer)
aufzuweisen hat und zu billigen Preisen; fünf Schillinge für ein
Stück zu verlangen, ist schon eine nur Fremden gegenüber mögliche
Ueberforderung.

Krebse, Cephalopoden, Muscheln oder sonstige wirbellose
Thiere waren auf dem Fischmarkte an den wenigen Tagen, an
denen ich ihn besuchen konnte, nicht zu sehen, doch erfuhr ich
von solchen, die längere Zeit auf Madeira zubrachten, dass Tin-
tenfische nicht selten gefangen werden und ausserhalb der Stadt
sieht man fast vor jedem Bauernhause einen grossen Haufen leerer

Fischmarkt.
Augen, Polyprion cernium, selten im Mittelmeer, hier häufig, und
der schön rothe, stark zusammengedrückte Alfonsin (Beryx deca-
dactylus und splendens), aus einer nicht artenreichen Familie, deren
mehr charakteristische Formen an den Küsten von Neuholland
(Trachichthys) und Japan (Monocentris) vorkommen, und längst
bekannt waren, ehe man einen Repräsentanten derselben auch im
Mittelmeer entdeckte (Hoplostethus). Beide genannten imponiren
durch die Grösse ihrer Augen und deuten dadurch an, dass sie in
der Tiefe leben; bei Polyprion sind dieselben stark hervorgetrieben
und der Fisch sieht deshalb, da die Bindehaut den vortretenden
Bulbus in Form eines kurzen Cylinders umhüllt, wie mit einem
Opernglas versehen aus. Bekanntlich gilt dieser Fisch, nach den
Angaben von Risso und de la Roche, auch im Mittelmeer für einen
Bewohner grösserer Tiefen, und der Gedanke liegt nahe, dass erst
beim Heraufgezogenwerden, indem der Druck des umgebenden
Wassers sich rasch vermindert, die Augen dergestalt hervorgepresst
werden, wie bei andern Fischen unter ähnlichen Umständen der
Magen durch den Mund heraustritt.

Fast eben so roth, wie der Alfonsin, aber durch bräunliche
Wolken gemildert, ist die Farbe des »Schwarzmaules«, Sebastes
imperialis Cuv.; seinen Namen verdankt er der schwarzen Farbe
der Mundschleimhaut, die er mit manchen andern sonst sehr un-
ähnlichen Fischen, z. B. Gadus carbonarius u. a., theilt. Eine
grosse Häringsart, Clupea maderensis, ist im Beginn und soll im
folgenden Monat häufig werden. Ferner sah ich sehr grosse Meer-
Aale (Conger) und kleine Haifische, dagegen keine Rochen und
keine Schollen, doch soll ein kleiner Butt (Rhombus) zuweilen vor-
kommen10). Ausgezeichnet ist dagegen der Fischmarkt von Funchal
dadurch, dass er fast täglich frische Seeschildkröten (Chelonia ca-
retta L. = caouana Schweigger, dieselbe Art wie im Mittelmeer)
aufzuweisen hat und zu billigen Preisen; fünf Schillinge für ein
Stück zu verlangen, ist schon eine nur Fremden gegenüber mögliche
Ueberforderung.

Krebse, Cephalopoden, Muscheln oder sonstige wirbellose
Thiere waren auf dem Fischmarkte an den wenigen Tagen, an
denen ich ihn besuchen konnte, nicht zu sehen, doch erfuhr ich
von solchen, die längere Zeit auf Madeira zubrachten, dass Tin-
tenfische nicht selten gefangen werden und ausserhalb der Stadt
sieht man fast vor jedem Bauernhause einen grossen Haufen leerer

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[16/0034] Fischmarkt. Augen, Polyprion cernium, selten im Mittelmeer, hier häufig, und der schön rothe, stark zusammengedrückte Alfonsin (Beryx deca- dactylus und splendens), aus einer nicht artenreichen Familie, deren mehr charakteristische Formen an den Küsten von Neuholland (Trachichthys) und Japan (Monocentris) vorkommen, und längst bekannt waren, ehe man einen Repräsentanten derselben auch im Mittelmeer entdeckte (Hoplostethus). Beide genannten imponiren durch die Grösse ihrer Augen und deuten dadurch an, dass sie in der Tiefe leben; bei Polyprion sind dieselben stark hervorgetrieben und der Fisch sieht deshalb, da die Bindehaut den vortretenden Bulbus in Form eines kurzen Cylinders umhüllt, wie mit einem Opernglas versehen aus. Bekanntlich gilt dieser Fisch, nach den Angaben von Risso und de la Roche, auch im Mittelmeer für einen Bewohner grösserer Tiefen, und der Gedanke liegt nahe, dass erst beim Heraufgezogenwerden, indem der Druck des umgebenden Wassers sich rasch vermindert, die Augen dergestalt hervorgepresst werden, wie bei andern Fischen unter ähnlichen Umständen der Magen durch den Mund heraustritt. Fast eben so roth, wie der Alfonsin, aber durch bräunliche Wolken gemildert, ist die Farbe des »Schwarzmaules«, Sebastes imperialis Cuv.; seinen Namen verdankt er der schwarzen Farbe der Mundschleimhaut, die er mit manchen andern sonst sehr un- ähnlichen Fischen, z. B. Gadus carbonarius u. a., theilt. Eine grosse Häringsart, Clupea maderensis, ist im Beginn und soll im folgenden Monat häufig werden. Ferner sah ich sehr grosse Meer- Aale (Conger) und kleine Haifische, dagegen keine Rochen und keine Schollen, doch soll ein kleiner Butt (Rhombus) zuweilen vor- kommen10). Ausgezeichnet ist dagegen der Fischmarkt von Funchal dadurch, dass er fast täglich frische Seeschildkröten (Chelonia ca- retta L. = caouana Schweigger, dieselbe Art wie im Mittelmeer) aufzuweisen hat und zu billigen Preisen; fünf Schillinge für ein Stück zu verlangen, ist schon eine nur Fremden gegenüber mögliche Ueberforderung. Krebse, Cephalopoden, Muscheln oder sonstige wirbellose Thiere waren auf dem Fischmarkte an den wenigen Tagen, an denen ich ihn besuchen konnte, nicht zu sehen, doch erfuhr ich von solchen, die längere Zeit auf Madeira zubrachten, dass Tin- tenfische nicht selten gefangen werden und ausserhalb der Stadt sieht man fast vor jedem Bauernhause einen grossen Haufen leerer

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/34>, abgerufen am 03.12.2024.