Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.Thiere der Korallenriffe. von wo sie der zugreifenden Hand nur die kräftigen schwarzfingrigenScheeren drohend darbieten. Hier dehnt sich in einer kleinen Lache eine dunkle Holothurie so lang aus, dass man sie für eine Schlange halten möchte, zieht sich aber bei Berührung zu einer runzligen lederartig anzufühlenden Gurkengestalt zusammen und treibt, wenn man sie aus dem Wasser nimmt, durch anhaltende Contraction langsam ihre eigenen Eingeweide aus. Eine andere grau-gebänderte von wurmartiger Form (Synapta vittata) haftet klettenartig durch zahlreiche mikroskopische Ankerchen an jeder Stelle der Hand, die sie streift, an und ist so nicht mehr von den Fingern wegzubringen. Dort starrt ein grosser See-Igel (Diadema, Echinothrix) uns ent- gegen, die langen schwarzen oder auch weissbunten Stacheln nach allen Richtungen ausstreckend, so dass man nicht weiss, wie ihn anfassen, um so mehr wenn man erfahren, wie leicht die Spitzen seiner feineren Stacheln in der Haut der berührenden Hand ab- brechen und noch mehrere Tage lang empfindlichen Schmerz ver- ursachen. Dort schleicht ein unschuldiger himmelblauer langarmiger Seestern (Linckia miliaris), kaki-ayam, Hühnerfuss, von den Ein- gebornen genannt, oder ein anderer grösserer, der auf dem gewölb- ten Rücken stumpfe dicke Dornen trägt (Oreaster), mit seinen hun- dert weichen Füsschen so langsam daher, dass man seine Orts- bewegung nur erschliessen, nicht sehen kann.88) Von Würmern sind ein blassgelber, schwarzliniirter Strudelwurm, Borlasia quadri- lineata Q. G., die stattliche Amphinome (Eurythoe) Pacifica Kin- berg, ein grosser Zangenwurm, Eunice gigantea Cuv., und die durch ihre langen gelben Borsten ausgezeichnete schöne Chloeia capillata Sav. mir wiederholt auf den Korallenriffen des indischen Archipels vorgekommen. Die Bewegungen dieser niederen Meerthiere sind im Allgemeinen langsamer, als die der höheren; wir müssen schon zu den langschwänzigen Krebsen (Alpheus, Gonodactylus) und den Cephalopoden aufsteigen, um rasche, energische Ortsbewegung unter den Bewohnern des Korallenriffs zu finden. Andere haben auf die- selbe ganz verzichtet und ihre Sicherheit in der Verborgenheit ge- sucht, durch aktives Einbohren in die Korallenmasse selbst, wie die Meerdattel (Lithodomus) und andere Bohrmuscheln, oder indem sie passiv sich von der Koralle umwachsen lassen, wie einzelne Cirripeden (Pyrgoma), Schnecken (Magilus) und Würmer (Sipuncu- lus in Heteropsammia), wobei sie nur ein kleines Loch für Nahrung und Athmen offen zu halten bestrebt sind. Bemerkenswerth ist auch, Thiere der Korallenriffe. von wo sie der zugreifenden Hand nur die kräftigen schwarzfingrigenScheeren drohend darbieten. Hier dehnt sich in einer kleinen Lache eine dunkle Holothurie so lang aus, dass man sie für eine Schlange halten möchte, zieht sich aber bei Berührung zu einer runzligen lederartig anzufühlenden Gurkengestalt zusammen und treibt, wenn man sie aus dem Wasser nimmt, durch anhaltende Contraction langsam ihre eigenen Eingeweide aus. Eine andere grau-gebänderte von wurmartiger Form (Synapta vittata) haftet klettenartig durch zahlreiche mikroskopische Ankerchen an jeder Stelle der Hand, die sie streift, an und ist so nicht mehr von den Fingern wegzubringen. Dort starrt ein grosser See-Igel (Diadema, Echinothrix) uns ent- gegen, die langen schwarzen oder auch weissbunten Stacheln nach allen Richtungen ausstreckend, so dass man nicht weiss, wie ihn anfassen, um so mehr wenn man erfahren, wie leicht die Spitzen seiner feineren Stacheln in der Haut der berührenden Hand ab- brechen und noch mehrere Tage lang empfindlichen Schmerz ver- ursachen. Dort schleicht ein unschuldiger himmelblauer langarmiger Seestern (Linckia miliaris), kaki-ayam, Hühnerfuss, von den Ein- gebornen genannt, oder ein anderer grösserer, der auf dem gewölb- ten Rücken stumpfe dicke Dornen trägt (Oreaster), mit seinen hun- dert weichen Füsschen so langsam daher, dass man seine Orts- bewegung nur erschliessen, nicht sehen kann.88) Von Würmern sind ein blassgelber, schwarzliniirter Strudelwurm, Borlasia quadri- lineata Q. G., die stattliche Amphinome (Eurythoë) Pacifica Kin- berg, ein grosser Zangenwurm, Eunice gigantea Cuv., und die durch ihre langen gelben Borsten ausgezeichnete schöne Chloeia capillata Sav. mir wiederholt auf den Korallenriffen des indischen Archipels vorgekommen. Die Bewegungen dieser niederen Meerthiere sind im Allgemeinen langsamer, als die der höheren; wir müssen schon zu den langschwänzigen Krebsen (Alpheus, Gonodactylus) und den Cephalopoden aufsteigen, um rasche, energische Ortsbewegung unter den Bewohnern des Korallenriffs zu finden. Andere haben auf die- selbe ganz verzichtet und ihre Sicherheit in der Verborgenheit ge- sucht, durch aktives Einbohren in die Korallenmasse selbst, wie die Meerdattel (Lithodomus) und andere Bohrmuscheln, oder indem sie passiv sich von der Koralle umwachsen lassen, wie einzelne Cirripeden (Pyrgoma), Schnecken (Magilus) und Würmer (Sipuncu- lus in Heteropsammia), wobei sie nur ein kleines Loch für Nahrung und Athmen offen zu halten bestrebt sind. 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Thiere der Korallenriffe.
von wo sie der zugreifenden Hand nur die kräftigen schwarzfingrigen
Scheeren drohend darbieten. Hier dehnt sich in einer kleinen Lache
eine dunkle Holothurie so lang aus, dass man sie für eine Schlange
halten möchte, zieht sich aber bei Berührung zu einer runzligen
lederartig anzufühlenden Gurkengestalt zusammen und treibt, wenn
man sie aus dem Wasser nimmt, durch anhaltende Contraction
langsam ihre eigenen Eingeweide aus. Eine andere grau-gebänderte
von wurmartiger Form (Synapta vittata) haftet klettenartig durch
zahlreiche mikroskopische Ankerchen an jeder Stelle der Hand, die
sie streift, an und ist so nicht mehr von den Fingern wegzubringen.
Dort starrt ein grosser See-Igel (Diadema, Echinothrix) uns ent-
gegen, die langen schwarzen oder auch weissbunten Stacheln nach
allen Richtungen ausstreckend, so dass man nicht weiss, wie ihn
anfassen, um so mehr wenn man erfahren, wie leicht die Spitzen
seiner feineren Stacheln in der Haut der berührenden Hand ab-
brechen und noch mehrere Tage lang empfindlichen Schmerz ver-
ursachen. Dort schleicht ein unschuldiger himmelblauer langarmiger
Seestern (Linckia miliaris), kaki-ayam, Hühnerfuss, von den Ein-
gebornen genannt, oder ein anderer grösserer, der auf dem gewölb-
ten Rücken stumpfe dicke Dornen trägt (Oreaster), mit seinen hun-
dert weichen Füsschen so langsam daher, dass man seine Orts-
bewegung nur erschliessen, nicht sehen kann.88) Von Würmern
sind ein blassgelber, schwarzliniirter Strudelwurm, Borlasia quadri-
lineata Q. G., die stattliche Amphinome (Eurythoë) Pacifica Kin-
berg, ein grosser Zangenwurm, Eunice gigantea Cuv., und die durch
ihre langen gelben Borsten ausgezeichnete schöne Chloeia capillata
Sav. mir wiederholt auf den Korallenriffen des indischen Archipels
vorgekommen. Die Bewegungen dieser niederen Meerthiere sind im
Allgemeinen langsamer, als die der höheren; wir müssen schon zu
den langschwänzigen Krebsen (Alpheus, Gonodactylus) und den
Cephalopoden aufsteigen, um rasche, energische Ortsbewegung unter
den Bewohnern des Korallenriffs zu finden. Andere haben auf die-
selbe ganz verzichtet und ihre Sicherheit in der Verborgenheit ge-
sucht, durch aktives Einbohren in die Korallenmasse selbst, wie
die Meerdattel (Lithodomus) und andere Bohrmuscheln, oder indem
sie passiv sich von der Koralle umwachsen lassen, wie einzelne
Cirripeden (Pyrgoma), Schnecken (Magilus) und Würmer (Sipuncu-
lus in Heteropsammia), wobei sie nur ein kleines Loch für Nahrung
und Athmen offen zu halten bestrebt sind. Bemerkenswerth ist auch,
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Zitationshilfe: | Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/354>, abgerufen am 29.06.2024. |