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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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III.
RIO JANEIRO.

VOM 19. MAI BIS 5. JUNI 1860.

Die Schönheit dieser Bai ist schon so oft gerühmt und beschrieben
worden, dass ich es füglich unterlassen kann; nur der gewaltige
Gegensatz mag hier hervorgehoben werden zwischen der schroffen,
dunkeln, vegetationsleeren Aussenküste, einzig von Seevögeln (Fre-
gattenvögeln und Möven) belebt, über welcher die Gavia, "das Haupt
des liegenden Riesen", hervorragt, und dem freundlichen Ansehen
des Innern der Bai sich zeigt, wo das Auge abwechselnd auf Palmen
und Palästen ruht und die tropischen Schmetterlinge uns entgegen
an Bord geflogen kommen.

Landthiere.

Bei der ungewissen Dauer und Kürze unseres Aufenthaltes
habe ich mich mehr der Vertheilung der Meerthiere in der Bai selbst
und in den nahen kleinen Wasserbecken zugewandt, als der brasi-
lischen Landfauna, welche ja schon so vielfach bearbeitet worden
ist, wie z. B. damals gerade von Prof. Burmeister, und für welche
ein längeres, mit den übrigen Zielen der Reise nicht übereinstim-
mendes Vorstudium mir nöthig gewesen wäre; aber doch freute ich
mich, hier die Farbenpracht der Vögel und Schmetterlinge im Freien
zu sehen, die ich bis dahin nur aus den Museen kannte. Nament-
lich fallen die Kolibri jedem Ankömmling durch ihr glänzendes
Gefieder und ihren raschen Flug auf; die Bälge mancher Arten,
selbstverständlich nicht der seltensten, findet man in vielen Läden
der Stadt feil, so wie auch solche von Tanagra, Euphone und
anderen bunten Singvögeln; bekannt sind auch die künstlichen
Blumen, welche hier aus Vogelfedern, namentlich von Papageien,
gemacht werden.

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III.
RIO JANEIRO.

VOM 19. MAI BIS 5. JUNI 1860.

Die Schönheit dieser Bai ist schon so oft gerühmt und beschrieben
worden, dass ich es füglich unterlassen kann; nur der gewaltige
Gegensatz mag hier hervorgehoben werden zwischen der schroffen,
dunkeln, vegetationsleeren Aussenküste, einzig von Seevögeln (Fre-
gattenvögeln und Möven) belebt, über welcher die Gavia, »das Haupt
des liegenden Riesen«, hervorragt, und dem freundlichen Ansehen
des Innern der Bai sich zeigt, wo das Auge abwechselnd auf Palmen
und Palästen ruht und die tropischen Schmetterlinge uns entgegen
an Bord geflogen kommen.

Landthiere.

Bei der ungewissen Dauer und Kürze unseres Aufenthaltes
habe ich mich mehr der Vertheilung der Meerthiere in der Bai selbst
und in den nahen kleinen Wasserbecken zugewandt, als der brasi-
lischen Landfauna, welche ja schon so vielfach bearbeitet worden
ist, wie z. B. damals gerade von Prof. Burmeister, und für welche
ein längeres, mit den übrigen Zielen der Reise nicht übereinstim-
mendes Vorstudium mir nöthig gewesen wäre; aber doch freute ich
mich, hier die Farbenpracht der Vögel und Schmetterlinge im Freien
zu sehen, die ich bis dahin nur aus den Museen kannte. Nament-
lich fallen die Kolibri jedem Ankömmling durch ihr glänzendes
Gefieder und ihren raschen Flug auf; die Bälge mancher Arten,
selbstverständlich nicht der seltensten, findet man in vielen Läden
der Stadt feil, so wie auch solche von Tanagra, Euphone und
anderen bunten Singvögeln; bekannt sind auch die künstlichen
Blumen, welche hier aus Vogelfedern, namentlich von Papageien,
gemacht werden.

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[[35]/0053] III. RIO JANEIRO. VOM 19. MAI BIS 5. JUNI 1860. Die Schönheit dieser Bai ist schon so oft gerühmt und beschrieben worden, dass ich es füglich unterlassen kann; nur der gewaltige Gegensatz mag hier hervorgehoben werden zwischen der schroffen, dunkeln, vegetationsleeren Aussenküste, einzig von Seevögeln (Fre- gattenvögeln und Möven) belebt, über welcher die Gavia, »das Haupt des liegenden Riesen«, hervorragt, und dem freundlichen Ansehen des Innern der Bai sich zeigt, wo das Auge abwechselnd auf Palmen und Palästen ruht und die tropischen Schmetterlinge uns entgegen an Bord geflogen kommen. Landthiere. Bei der ungewissen Dauer und Kürze unseres Aufenthaltes habe ich mich mehr der Vertheilung der Meerthiere in der Bai selbst und in den nahen kleinen Wasserbecken zugewandt, als der brasi- lischen Landfauna, welche ja schon so vielfach bearbeitet worden ist, wie z. B. damals gerade von Prof. Burmeister, und für welche ein längeres, mit den übrigen Zielen der Reise nicht übereinstim- mendes Vorstudium mir nöthig gewesen wäre; aber doch freute ich mich, hier die Farbenpracht der Vögel und Schmetterlinge im Freien zu sehen, die ich bis dahin nur aus den Museen kannte. Nament- lich fallen die Kolibri jedem Ankömmling durch ihr glänzendes Gefieder und ihren raschen Flug auf; die Bälge mancher Arten, selbstverständlich nicht der seltensten, findet man in vielen Läden der Stadt feil, so wie auch solche von Tanagra, Euphone und anderen bunten Singvögeln; bekannt sind auch die künstlichen Blumen, welche hier aus Vogelfedern, namentlich von Papageien, gemacht werden. 3*

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. [35]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/53>, abgerufen am 27.11.2024.