Fischmarkt, noch sonst je auf dem Tische. Ausserhalb des Wassers blieb sie mehrere Tage am Leben.
Lagunen. Der See Rodrigo, längs dessen Ufern der Weg von Botafogo zum botanischen Garten geht, ist nur durch eine flache Sandstrecke vom Meere geschieden, diese wird zeitweise überfluthet, sein Wasser ist daher schwach gesalzen; von lebenden Wesen fand ich darin nur eine kleine grüne Alge, Cladophora Brasiliana n. sp., eine kleine Amphipode und zwei Fische aus den marinen Gattungen Gerres (G. gula C. V.) und Engraulis.
Oestlich davon, am Fuss der Tejuca, ist der fast gleich grosse See von Tejuca, in offener Verbindung mit dem Ocean, nicht aber mit der Bai von Rio, von Schlamm und Rohrdickicht umgeben, worin der genannte Planorbis häufig ist; weiterhin in schwarzem Moorgrund waren todte Schalen von Melampus coffea L. sp. wieder häufig. Das Salzwasser selbst zu erreichen, war mir nur an einer Stelle möglich, wo ein Weg zwischen dem bodenlosen Schlamm zu einem kleinen Hause und Nachen an der Ostseite des Sees führt; hier ist ein Streif weichen Sandbodens: von Phanerogamen war nur eine niedrige Portulacee mit rosenrothen Blumen und etwas fleischi- gen Blättern, Sesuvium L., von Thieren nichts zu sehen, der Kescher brachte unter vielen Holzstückchen und schwarzem Schlamm nur todte Schalen einer kleinen Schnecke aus der Gattung Hydrobia hervor. Also auch hier scheint diese Brackwassergattung noch da vorhanden zu sein, wo keine anderen, weder Meer- noch Süss- wasserthiere, leben wollen, wie ich es von der lebenden Hydrobia ulvae im Uferschlamm von Southampton gesehen hatte.
Steiniger Strand.
Der Uferrand in der Stadt selbst und ihrer nächsten Umgebung wird grossentheils von schwer zugänglichen Mauern, stellenweise aber, wie z. B. nahe der Kirche Nuestra Sennora da Gloria und überall am Eingange der Bai, von anstehendem Granit oder Gneiss gebildet. Aussen erscheint dieser dem Vorbeischiffenden, so weit die höchste Fluth reicht, kahl abgespült und ohne alles Leben; in der Stadt fallen dem Auge des Suchenden zunächst Ueberbleibsel menschlicher Anwesenheit und menschlicher Eingriffe in die Kultur auf, so Reste von Orangen und Citronen, Kohlköpfe, Holzstücke, womit die Wellen das Ufer bedeckt haben, nach dem italienischen
Lagoa Rodrigo und Tejuca.
Fischmarkt, noch sonst je auf dem Tische. Ausserhalb des Wassers blieb sie mehrere Tage am Leben.
Lagunen. Der See Rodrigo, längs dessen Ufern der Weg von Botafogo zum botanischen Garten geht, ist nur durch eine flache Sandstrecke vom Meere geschieden, diese wird zeitweise überfluthet, sein Wasser ist daher schwach gesalzen; von lebenden Wesen fand ich darin nur eine kleine grüne Alge, Cladophora Brasiliana n. sp., eine kleine Amphipode und zwei Fische aus den marinen Gattungen Gerres (G. gula C. V.) und Engraulis.
Oestlich davon, am Fuss der Tejuca, ist der fast gleich grosse See von Tejuca, in offener Verbindung mit dem Ocean, nicht aber mit der Bai von Rio, von Schlamm und Rohrdickicht umgeben, worin der genannte Planorbis häufig ist; weiterhin in schwarzem Moorgrund waren todte Schalen von Melampus coffea L. sp. wieder häufig. Das Salzwasser selbst zu erreichen, war mir nur an einer Stelle möglich, wo ein Weg zwischen dem bodenlosen Schlamm zu einem kleinen Hause und Nachen an der Ostseite des Sees führt; hier ist ein Streif weichen Sandbodens: von Phanerogamen war nur eine niedrige Portulacee mit rosenrothen Blumen und etwas fleischi- gen Blättern, Sesuvium L., von Thieren nichts zu sehen, der Kescher brachte unter vielen Holzstückchen und schwarzem Schlamm nur todte Schalen einer kleinen Schnecke aus der Gattung Hydrobia hervor. Also auch hier scheint diese Brackwassergattung noch da vorhanden zu sein, wo keine anderen, weder Meer- noch Süss- wasserthiere, leben wollen, wie ich es von der lebenden Hydrobia ulvae im Uferschlamm von Southampton gesehen hatte.
Steiniger Strand.
Der Uferrand in der Stadt selbst und ihrer nächsten Umgebung wird grossentheils von schwer zugänglichen Mauern, stellenweise aber, wie z. B. nahe der Kirche Nuestra Sennora da Gloria und überall am Eingange der Bai, von anstehendem Granit oder Gneiss gebildet. Aussen erscheint dieser dem Vorbeischiffenden, so weit die höchste Fluth reicht, kahl abgespült und ohne alles Leben; in der Stadt fallen dem Auge des Suchenden zunächst Ueberbleibsel menschlicher Anwesenheit und menschlicher Eingriffe in die Kultur auf, so Reste von Orangen und Citronen, Kohlköpfe, Holzstücke, womit die Wellen das Ufer bedeckt haben, nach dem italienischen
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Lagoa Rodrigo und Tejuca.
Fischmarkt, noch sonst je auf dem Tische. Ausserhalb des Wassers
blieb sie mehrere Tage am Leben.
Lagunen. Der See Rodrigo, längs dessen Ufern der Weg
von Botafogo zum botanischen Garten geht, ist nur durch eine
flache Sandstrecke vom Meere geschieden, diese wird zeitweise
überfluthet, sein Wasser ist daher schwach gesalzen; von lebenden
Wesen fand ich darin nur eine kleine grüne Alge, Cladophora
Brasiliana n. sp., eine kleine Amphipode und zwei Fische aus den
marinen Gattungen Gerres (G. gula C. V.) und Engraulis.
Oestlich davon, am Fuss der Tejuca, ist der fast gleich grosse
See von Tejuca, in offener Verbindung mit dem Ocean, nicht aber
mit der Bai von Rio, von Schlamm und Rohrdickicht umgeben,
worin der genannte Planorbis häufig ist; weiterhin in schwarzem
Moorgrund waren todte Schalen von Melampus coffea L. sp. wieder
häufig. Das Salzwasser selbst zu erreichen, war mir nur an einer
Stelle möglich, wo ein Weg zwischen dem bodenlosen Schlamm zu
einem kleinen Hause und Nachen an der Ostseite des Sees führt;
hier ist ein Streif weichen Sandbodens: von Phanerogamen war nur
eine niedrige Portulacee mit rosenrothen Blumen und etwas fleischi-
gen Blättern, Sesuvium L., von Thieren nichts zu sehen, der
Kescher brachte unter vielen Holzstückchen und schwarzem Schlamm
nur todte Schalen einer kleinen Schnecke aus der Gattung Hydrobia
hervor. Also auch hier scheint diese Brackwassergattung noch da
vorhanden zu sein, wo keine anderen, weder Meer- noch Süss-
wasserthiere, leben wollen, wie ich es von der lebenden Hydrobia
ulvae im Uferschlamm von Southampton gesehen hatte.
Steiniger Strand.
Der Uferrand in der Stadt selbst und ihrer nächsten Umgebung
wird grossentheils von schwer zugänglichen Mauern, stellenweise
aber, wie z. B. nahe der Kirche Nuestra Sennora da Gloria und
überall am Eingange der Bai, von anstehendem Granit oder Gneiss
gebildet. Aussen erscheint dieser dem Vorbeischiffenden, so weit
die höchste Fluth reicht, kahl abgespült und ohne alles Leben; in
der Stadt fallen dem Auge des Suchenden zunächst Ueberbleibsel
menschlicher Anwesenheit und menschlicher Eingriffe in die Kultur
auf, so Reste von Orangen und Citronen, Kohlköpfe, Holzstücke,
womit die Wellen das Ufer bedeckt haben, nach dem italienischen
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/57>, abgerufen am 27.11.2024.
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