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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867.

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Weit verbreitete Arten.
indischen Festlandes und denen der östlichen Abtheilung des Archipels
auftauchen. Schon dass die Gattungen Pterocyclos und Opisthoporus
auf Borneo reicher entwickelt sind, als auf Java und Sumatra,
gehört gewissermaassen hieher, sowie die grosse Aehnlichkeit
zwischen der siamesischen Nanina resplendens und N. hyalina von
Borneo; entschiedener die völlige Uebereinstimmung des Bulimus
Dohrni von Cambodja mit meinem B. interruptus infraviridis im
südlichen Celebes, die Aehnlichkeit des sogenannten Bulimus Sinensis
Bens. mit meinem B. suspectus von Timor, der Helix illustris mit
meiner H. sulcocincta von Halmahera, zwischen Clausilia Shang-
haiensis und Moluccensis, endlich das Vorkommen der Gattung
Streptaxis in Hinterindien, Borneo (?) und dem nördlichen Neuholland
(Helix Delessertiana).

Nur wenige und meist unscheinbare Arten sind zugleich über
mehrere der angegebenen Unterabtheilungen des Archipels und
dieselben meist auch über seine Gränzen hinaus verbreitet, so
Leptopoma vitreum und Moussoni, Helicina oxytropis, Trochomorpha
planorbis, Helix Winteriana und similaris, Bulimus interruptus,
Buliminus zonulatus, Stenogyra gracilis, achatinacea, Javanica und
Panayensis, endlich Pupa bicolor. Bei Helix similaris und Pupa
bicolor weist ihr gleichzeitiges Vorkommen im tropischen Amerika
und namentlich an Orten mit lebhaftem Verkehr sehr entschieden
darauf hin, dass sie unfreiwillig durch menschliche Einwirkung über
die See verschleppt wurden, am wahrscheinlichsten mit Gartenerde;
dasselbe ist für die Stenogyren deshalb wahrscheinlich, weil es
bei anderen gleich grossen Arten, z. B. Goodalli, ziemlich sicher ist
(vgl. zweite Ausgabe von Albers' Heliceen S. 266). Diese Beispiele
lassen auch für die anderen an die Möglichkeit einer Einschleppung
denken. Immerhin bleibt, mit oder ohne diese Erklärung, es be-
merkenswerth, dass auch hier wie in anderen Theilen der Erde
durchschnittlich die kleineren, unscheinbaren Erd- und Mulm-
schnecken weiter verbreitet sind, als die grossen und schönen
Felsen- und Laubschnecken. Eine Ausnahme bildet allerdings
Leptopoma vitreum und Bulimus interruptus, aber diese sind gerade
diejenigen Schnecken des Archipels, bei denen die Umgränzung der
Art, also auch die Frage, ob es in den verschiedenen Bezirken
dieselbe Art sei, am schwierigsten, am meisten von der subjectiven
Meinung abhängig ist.

Ueber die Vertheilung der javanischen Landschnecken nach

Weit verbreitete Arten.
indischen Festlandes und denen der östlichen Abtheilung des Archipels
auftauchen. Schon dass die Gattungen Pterocyclos und Opisthoporus
auf Borneo reicher entwickelt sind, als auf Java und Sumatra,
gehört gewissermaassen hieher, sowie die grosse Aehnlichkeit
zwischen der siamesischen Nanina resplendens und N. hyalina von
Borneo; entschiedener die völlige Uebereinstimmung des Bulimus
Dohrni von Cambodja mit meinem B. interruptus infraviridis im
südlichen Celebes, die Aehnlichkeit des sogenannten Bulimus Sinensis
Bens. mit meinem B. suspectus von Timor, der Helix illustris mit
meiner H. sulcocincta von Halmahera, zwischen Clausilia Shang-
haiensis und Moluccensis, endlich das Vorkommen der Gattung
Streptaxis in Hinterindien, Borneo (?) und dem nördlichen Neuholland
(Helix Delessertiana).

Nur wenige und meist unscheinbare Arten sind zugleich über
mehrere der angegebenen Unterabtheilungen des Archipels und
dieselben meist auch über seine Gränzen hinaus verbreitet, so
Leptopoma vitreum und Moussoni, Helicina oxytropis, Trochomorpha
planorbis, Helix Winteriana und similaris, Bulimus interruptus,
Buliminus zonulatus, Stenogyra gracilis, achatinacea, Javanica und
Panayensis, endlich Pupa bicolor. Bei Helix similaris und Pupa
bicolor weist ihr gleichzeitiges Vorkommen im tropischen Amerika
und namentlich an Orten mit lebhaftem Verkehr sehr entschieden
darauf hin, dass sie unfreiwillig durch menschliche Einwirkung über
die See verschleppt wurden, am wahrscheinlichsten mit Gartenerde;
dasselbe ist für die Stenogyren deshalb wahrscheinlich, weil es
bei anderen gleich grossen Arten, z. B. Goodalli, ziemlich sicher ist
(vgl. zweite Ausgabe von Albers’ Heliceen S. 266). Diese Beispiele
lassen auch für die anderen an die Möglichkeit einer Einschleppung
denken. Immerhin bleibt, mit oder ohne diese Erklärung, es be-
merkenswerth, dass auch hier wie in anderen Theilen der Erde
durchschnittlich die kleineren, unscheinbaren Erd- und Mulm-
schnecken weiter verbreitet sind, als die grossen und schönen
Felsen- und Laubschnecken. Eine Ausnahme bildet allerdings
Leptopoma vitreum und Bulimus interruptus, aber diese sind gerade
diejenigen Schnecken des Archipels, bei denen die Umgränzung der
Art, also auch die Frage, ob es in den verschiedenen Bezirken
dieselbe Art sei, am schwierigsten, am meisten von der subjectiven
Meinung abhängig ist.

Ueber die Vertheilung der javanischen Landschnecken nach

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[428/0448] Weit verbreitete Arten. indischen Festlandes und denen der östlichen Abtheilung des Archipels auftauchen. Schon dass die Gattungen Pterocyclos und Opisthoporus auf Borneo reicher entwickelt sind, als auf Java und Sumatra, gehört gewissermaassen hieher, sowie die grosse Aehnlichkeit zwischen der siamesischen Nanina resplendens und N. hyalina von Borneo; entschiedener die völlige Uebereinstimmung des Bulimus Dohrni von Cambodja mit meinem B. interruptus infraviridis im südlichen Celebes, die Aehnlichkeit des sogenannten Bulimus Sinensis Bens. mit meinem B. suspectus von Timor, der Helix illustris mit meiner H. sulcocincta von Halmahera, zwischen Clausilia Shang- haiensis und Moluccensis, endlich das Vorkommen der Gattung Streptaxis in Hinterindien, Borneo (?) und dem nördlichen Neuholland (Helix Delessertiana). Nur wenige und meist unscheinbare Arten sind zugleich über mehrere der angegebenen Unterabtheilungen des Archipels und dieselben meist auch über seine Gränzen hinaus verbreitet, so Leptopoma vitreum und Moussoni, Helicina oxytropis, Trochomorpha planorbis, Helix Winteriana und similaris, Bulimus interruptus, Buliminus zonulatus, Stenogyra gracilis, achatinacea, Javanica und Panayensis, endlich Pupa bicolor. Bei Helix similaris und Pupa bicolor weist ihr gleichzeitiges Vorkommen im tropischen Amerika und namentlich an Orten mit lebhaftem Verkehr sehr entschieden darauf hin, dass sie unfreiwillig durch menschliche Einwirkung über die See verschleppt wurden, am wahrscheinlichsten mit Gartenerde; dasselbe ist für die Stenogyren deshalb wahrscheinlich, weil es bei anderen gleich grossen Arten, z. B. Goodalli, ziemlich sicher ist (vgl. zweite Ausgabe von Albers’ Heliceen S. 266). Diese Beispiele lassen auch für die anderen an die Möglichkeit einer Einschleppung denken. Immerhin bleibt, mit oder ohne diese Erklärung, es be- merkenswerth, dass auch hier wie in anderen Theilen der Erde durchschnittlich die kleineren, unscheinbaren Erd- und Mulm- schnecken weiter verbreitet sind, als die grossen und schönen Felsen- und Laubschnecken. Eine Ausnahme bildet allerdings Leptopoma vitreum und Bulimus interruptus, aber diese sind gerade diejenigen Schnecken des Archipels, bei denen die Umgränzung der Art, also auch die Frage, ob es in den verschiedenen Bezirken dieselbe Art sei, am schwierigsten, am meisten von der subjectiven Meinung abhängig ist. Ueber die Vertheilung der javanischen Landschnecken nach

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie02_1867/448>, abgerufen am 22.11.2024.