Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871.Alpenglühen. Fliegen und Alles, was sommerfroh im Aether des Tages sichwiegt, -- Alle haben ihre stille, heimliche Schlafstätte gesucht un¬ ter den Blumenglocken und Blattdächern oder in den Rissen der Baumborke und des zerspaltenen Felsengesteines, Die Nachtfalter erwachen nun aus ihren lichtscheuen Tagträumen und zählen takti¬ rend mit den befiederten Fühlfäden die Sekunden ab, bis sie ihren schwerfällig-flatternden Flug beginnen; Eulen und Fledermäuse machen ihre luftigen Runden, und wo das Thierleben in der Nacht untergegangen zu sein scheint, da tritt das Leben der Pflanze üppi¬ ger und duftiger hervor. Auf unserem Berggipfel aber weht ein schneidend-kalter Wind. Alpenglühen. Fliegen und Alles, was ſommerfroh im Aether des Tages ſichwiegt, — Alle haben ihre ſtille, heimliche Schlafſtätte geſucht un¬ ter den Blumenglocken und Blattdächern oder in den Riſſen der Baumborke und des zerſpaltenen Felſengeſteines, Die Nachtfalter erwachen nun aus ihren lichtſcheuen Tagträumen und zählen takti¬ rend mit den befiederten Fühlfäden die Sekunden ab, bis ſie ihren ſchwerfällig-flatternden Flug beginnen; Eulen und Fledermäuſe machen ihre luftigen Runden, und wo das Thierleben in der Nacht untergegangen zu ſein ſcheint, da tritt das Leben der Pflanze üppi¬ ger und duftiger hervor. Auf unſerem Berggipfel aber weht ein ſchneidend-kalter Wind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0278" n="246"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr #g">Alpenglühen</hi>.<lb/></fw> Fliegen und Alles, was ſommerfroh im Aether des Tages ſich<lb/> wiegt, — Alle haben ihre ſtille, heimliche Schlafſtätte geſucht un¬<lb/> ter den Blumenglocken und Blattdächern oder in den Riſſen der<lb/> Baumborke und des zerſpaltenen Felſengeſteines, Die Nachtfalter<lb/> erwachen nun aus ihren lichtſcheuen Tagträumen und zählen takti¬<lb/> rend mit den befiederten Fühlfäden die Sekunden ab, bis ſie ihren<lb/> ſchwerfällig-flatternden Flug beginnen; Eulen und Fledermäuſe<lb/> machen ihre luftigen Runden, und wo das Thierleben in der Nacht<lb/> untergegangen zu ſein ſcheint, da tritt das Leben der Pflanze üppi¬<lb/> ger und duftiger hervor.</p><lb/> <p>Auf unſerem Berggipfel aber weht ein ſchneidend-kalter Wind.<lb/> Wir flüchten in Peter Bohrens gaſtliches Faulhornhaus zum warmen<lb/> Ofen, zur dampfenden Suppe, denn draußen iſt es völlig Nacht<lb/> geworden und das majeſtätiſche Sternenzelt prangt im unendlichen<lb/> Univerſum, ein ewiger Hymnus dem allgewaltigen Schöpfer.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [246/0278]
Alpenglühen.
Fliegen und Alles, was ſommerfroh im Aether des Tages ſich
wiegt, — Alle haben ihre ſtille, heimliche Schlafſtätte geſucht un¬
ter den Blumenglocken und Blattdächern oder in den Riſſen der
Baumborke und des zerſpaltenen Felſengeſteines, Die Nachtfalter
erwachen nun aus ihren lichtſcheuen Tagträumen und zählen takti¬
rend mit den befiederten Fühlfäden die Sekunden ab, bis ſie ihren
ſchwerfällig-flatternden Flug beginnen; Eulen und Fledermäuſe
machen ihre luftigen Runden, und wo das Thierleben in der Nacht
untergegangen zu ſein ſcheint, da tritt das Leben der Pflanze üppi¬
ger und duftiger hervor.
Auf unſerem Berggipfel aber weht ein ſchneidend-kalter Wind.
Wir flüchten in Peter Bohrens gaſtliches Faulhornhaus zum warmen
Ofen, zur dampfenden Suppe, denn draußen iſt es völlig Nacht
geworden und das majeſtätiſche Sternenzelt prangt im unendlichen
Univerſum, ein ewiger Hymnus dem allgewaltigen Schöpfer.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |