Zu dieser Kategorie gehören ferner noch die Eispfade über den Saasgrat von Zermatt über den Findelen-Gletscher zwischen dem Strahl- und Rimphischhorn hindurch zum Mattmark-See, -- dann die Pracht- Passage von Evolena im Val d' Herins über den Ferpecle-Gletscher um die Tete Blanche und über den Zmutt-Gletscher nach Zermatt, -- dann der Weg vom Riffelhorn übers Weißthor (11138 Fuß) in furchtbar jähem Absturz hinab nach Macugnaga im piemontesischen Val d'Anzasca. Der Weg vom Riffelhaus bis zur Höhe des Weißthores ist, obgleich er über den Gornergletscher und ein ge¬ waltiges Firnfeld führt, doch durchaus nicht gefährlich oder sehr beschwerlich. Nur auf der Höhe, wo sich eine unbeschreiblich schöne Aussicht gen Osten und Süden erschließt, ist ein Schneekamm mit größter Vorsicht zu passiren, weil jenseit desselben der furchtbare, gegen 8000 Fuß tiefe Krater von Macugnaga jäh abstürzend sich öffnet. Ein Fehltritt, ein einziges Ausgleiten muß den unvermeid¬ lichen Todessturz in diesen Abgrund zur Folge haben. An dieser entsetzlichen Felsenwand, die von einer Unmasse von Runsen zer¬ furcht ist, zwischen denen wieder kleine scharfkantige Gräte her¬ vorragen, muß der Paßgänger über ganz verwittertes Gestein hin¬ absteigen. Der Fuß hat keinen sicheren Tritt, die Hand keinen festen Anhalt; ununterbrochen bröckelt das faulige Gestein los. Mitunter ist der Kletterpfad so jäh, daß der tiefer stehende mit seinem Kopf an den Fuß des über ihm befindlichen Wanderge¬ nossen anstößt. Schon bei hellem Wetter ists schwierig, sich aus diesem Chaos herauszufinden, geschweige denn, wenn Nebel das Monte-Rosa-Massiv einhüllen oder Schneestürme den Wanderer über¬ raschen; er ist dann unrettbar verloren, wenn nicht die Hand der Vorsehung ihn leitet. Alle anderen Gletscherpässe übertrifft aber endlich an Großartigkeit der Hochgebirgs-Scenerie der abenteuerliche Col de Trift, der erst seit wenig Jahren gangbar gemacht, aus dem Walliser Einfisch-Thal nach Zermatt führt. Die Passage ist dort so ungeheuerlich, daß unter anderen Schwierigkeiten eine bei¬
Gebirgs-Päſſe und Alpen-Straßen.
Zu dieſer Kategorie gehören ferner noch die Eispfade über den Saasgrat von Zermatt über den Findelen-Gletſcher zwiſchen dem Strahl- und Rimphiſchhorn hindurch zum Mattmark-See, — dann die Pracht- Paſſage von Evolena im Val d' Hérins über den Ferpecle-Gletſcher um die Tête Blanche und über den Zmutt-Gletſcher nach Zermatt, — dann der Weg vom Riffelhorn übers Weißthor (11138 Fuß) in furchtbar jähem Abſturz hinab nach Macugnaga im piemonteſiſchen Val d'Anzasca. Der Weg vom Riffelhaus bis zur Höhe des Weißthores iſt, obgleich er über den Gornergletſcher und ein ge¬ waltiges Firnfeld führt, doch durchaus nicht gefährlich oder ſehr beſchwerlich. Nur auf der Höhe, wo ſich eine unbeſchreiblich ſchöne Ausſicht gen Oſten und Süden erſchließt, iſt ein Schneekamm mit größter Vorſicht zu paſſiren, weil jenſeit deſſelben der furchtbare, gegen 8000 Fuß tiefe Krater von Macugnaga jäh abſtürzend ſich öffnet. Ein Fehltritt, ein einziges Ausgleiten muß den unvermeid¬ lichen Todesſturz in dieſen Abgrund zur Folge haben. An dieſer entſetzlichen Felſenwand, die von einer Unmaſſe von Runſen zer¬ furcht iſt, zwiſchen denen wieder kleine ſcharfkantige Gräte her¬ vorragen, muß der Paßgänger über ganz verwittertes Geſtein hin¬ abſteigen. Der Fuß hat keinen ſicheren Tritt, die Hand keinen feſten Anhalt; ununterbrochen bröckelt das faulige Geſtein los. Mitunter iſt der Kletterpfad ſo jäh, daß der tiefer ſtehende mit ſeinem Kopf an den Fuß des über ihm befindlichen Wanderge¬ noſſen anſtößt. Schon bei hellem Wetter iſts ſchwierig, ſich aus dieſem Chaos herauszufinden, geſchweige denn, wenn Nebel das Monte-Roſa-Maſſiv einhüllen oder Schneeſtürme den Wanderer über¬ raſchen; er iſt dann unrettbar verloren, wenn nicht die Hand der Vorſehung ihn leitet. Alle anderen Gletſcherpäſſe übertrifft aber endlich an Großartigkeit der Hochgebirgs-Scenerie der abenteuerliche Col de Trift, der erſt ſeit wenig Jahren gangbar gemacht, aus dem Walliſer Einfiſch-Thal nach Zermatt führt. Die Paſſage iſt dort ſo ungeheuerlich, daß unter anderen Schwierigkeiten eine bei¬
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Gebirgs-Päſſe und Alpen-Straßen.
Zu dieſer Kategorie gehören ferner noch die Eispfade über den
Saasgrat von Zermatt über den Findelen-Gletſcher zwiſchen dem Strahl-
und Rimphiſchhorn hindurch zum Mattmark-See, — dann die Pracht-
Paſſage von Evolena im Val d' Hérins über den Ferpecle-Gletſcher
um die Tête Blanche und über den Zmutt-Gletſcher nach Zermatt,
— dann der Weg vom Riffelhorn übers Weißthor (11138 Fuß) in
furchtbar jähem Abſturz hinab nach Macugnaga im piemonteſiſchen
Val d'Anzasca. Der Weg vom Riffelhaus bis zur Höhe des
Weißthores iſt, obgleich er über den Gornergletſcher und ein ge¬
waltiges Firnfeld führt, doch durchaus nicht gefährlich oder ſehr
beſchwerlich. Nur auf der Höhe, wo ſich eine unbeſchreiblich ſchöne
Ausſicht gen Oſten und Süden erſchließt, iſt ein Schneekamm mit
größter Vorſicht zu paſſiren, weil jenſeit deſſelben der furchtbare,
gegen 8000 Fuß tiefe Krater von Macugnaga jäh abſtürzend ſich
öffnet. Ein Fehltritt, ein einziges Ausgleiten muß den unvermeid¬
lichen Todesſturz in dieſen Abgrund zur Folge haben. An dieſer
entſetzlichen Felſenwand, die von einer Unmaſſe von Runſen zer¬
furcht iſt, zwiſchen denen wieder kleine ſcharfkantige Gräte her¬
vorragen, muß der Paßgänger über ganz verwittertes Geſtein hin¬
abſteigen. Der Fuß hat keinen ſicheren Tritt, die Hand keinen
feſten Anhalt; ununterbrochen bröckelt das faulige Geſtein los.
Mitunter iſt der Kletterpfad ſo jäh, daß der tiefer ſtehende mit
ſeinem Kopf an den Fuß des über ihm befindlichen Wanderge¬
noſſen anſtößt. Schon bei hellem Wetter iſts ſchwierig, ſich aus
dieſem Chaos herauszufinden, geſchweige denn, wenn Nebel das
Monte-Roſa-Maſſiv einhüllen oder Schneeſtürme den Wanderer über¬
raſchen; er iſt dann unrettbar verloren, wenn nicht die Hand der
Vorſehung ihn leitet. Alle anderen Gletſcherpäſſe übertrifft aber
endlich an Großartigkeit der Hochgebirgs-Scenerie der abenteuerliche
Col de Trift, der erſt ſeit wenig Jahren gangbar gemacht, aus
dem Walliſer Einfiſch-Thal nach Zermatt führt. Die Paſſage iſt
dort ſo ungeheuerlich, daß unter anderen Schwierigkeiten eine bei¬
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Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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