Berlin, Rudolf: Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden, 1887.Für diese Auffassung fällt in erster Linie die Oert- So beobachteten wir in Fall 3 Pelzigsein des rechten Diejenigen localen Symptome, welche sich im Ver- Wenn wir diese übereinstimmende Rechtsseitigkeit 3*
Für diese Auffassung fällt in erster Linie die Oert- So beobachteten wir in Fall 3 Pelzigsein des rechten Diejenigen localen Symptome, welche sich im Ver- Wenn wir diese übereinstimmende Rechtsseitigkeit 3*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0039" n="35"/> <p><hi rendition="#g">Für</hi> diese Auffassung fällt in erster Linie die Oert-<lb/> lichkeit derjenigen Symptome ins Gewicht, welche gleich-<lb/> zeitig mit der Dyslexie auftreten. Durchmustern wir in<lb/> dieser Richtung die vorliegenden Beobachtungen, so finden<lb/> wir zunächst, dass in denjenigen beiden Fällen, in welchen<lb/> die Dyslexie von anderweitigen localen Functionsstörungen<lb/> begleitet war, dieselben ausschliesslich die rechte Körper-<lb/> hälfte betrafen.</p><lb/> <p>So beobachteten wir in Fall 3 Pelzigsein des rechten<lb/> Beines, Ungeschicklichkeit der rechten Hand und rechts-<lb/> seitige Hemianopsie, im Fall 5 Zuckungen der rechts-<lb/> seitigen Gesichtsmuskulatur und Ringgefühl am rechten<lb/> Kleinfinger. In Fall 3 bestand ausserdem, als weiteres<lb/> Zeichen linksseitiger Heerderkrankung, Aphasie.</p><lb/> <p>Diejenigen localen Symptome, welche sich im Ver-<lb/> laufe der Erkrankung entwickelten, waren in Fall 6 eben-<lb/> falls rechtsseitige Motilitäts- und Sensibilitäts-Paresen beider<lb/> Extremitäten. Nur in Fall 5 stellte sich, allerdings nach-<lb/> träglich, Zucken der linken Gesichtshälfte und Lähmung<lb/> der linksseitigen Extremitäten ein; dies ist aber für die<lb/> Localisation der ursprünglichen Läsion ohne Bedeutung,<lb/> da hier, wie wir gesehen haben, die die Dyslexie beglei-<lb/> tenden, resp. das Krankheitsbild <hi rendition="#g">einleitenden</hi> Symp-<lb/> tome ebenfalls rechtsseitige gewesen waren.</p><lb/> <p>Wenn wir diese übereinstimmende Rechtsseitigkeit<lb/> der Functionsstörungen und dazu die in drei Fällen con-<lb/> statirten Aphasien berücksichtigen, welche, wie ich aus-<lb/> drücklich bemerken will, lauter rechtshändige Individuen<lb/> befallen hatten, so können wir darüber nicht im Zweifel<lb/> sein, dass wir es in allen diesen Fällen überhaupt mit<lb/> linksseitigen Erkrankungen des Gehirns zu thun haben<lb/> und ich halte mich deshalb für berechtigt, anzunehmen,<lb/> dass auch dem Symptomencomplex der Dyslexie, immer<lb/> Rechtshändigkeit vorausgesetzt, <hi rendition="#g">eine linksseitige cere-<lb/> brale Läsion zu Grunde liegt.</hi></p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">3*</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [35/0039]
Für diese Auffassung fällt in erster Linie die Oert-
lichkeit derjenigen Symptome ins Gewicht, welche gleich-
zeitig mit der Dyslexie auftreten. Durchmustern wir in
dieser Richtung die vorliegenden Beobachtungen, so finden
wir zunächst, dass in denjenigen beiden Fällen, in welchen
die Dyslexie von anderweitigen localen Functionsstörungen
begleitet war, dieselben ausschliesslich die rechte Körper-
hälfte betrafen.
So beobachteten wir in Fall 3 Pelzigsein des rechten
Beines, Ungeschicklichkeit der rechten Hand und rechts-
seitige Hemianopsie, im Fall 5 Zuckungen der rechts-
seitigen Gesichtsmuskulatur und Ringgefühl am rechten
Kleinfinger. In Fall 3 bestand ausserdem, als weiteres
Zeichen linksseitiger Heerderkrankung, Aphasie.
Diejenigen localen Symptome, welche sich im Ver-
laufe der Erkrankung entwickelten, waren in Fall 6 eben-
falls rechtsseitige Motilitäts- und Sensibilitäts-Paresen beider
Extremitäten. Nur in Fall 5 stellte sich, allerdings nach-
träglich, Zucken der linken Gesichtshälfte und Lähmung
der linksseitigen Extremitäten ein; dies ist aber für die
Localisation der ursprünglichen Läsion ohne Bedeutung,
da hier, wie wir gesehen haben, die die Dyslexie beglei-
tenden, resp. das Krankheitsbild einleitenden Symp-
tome ebenfalls rechtsseitige gewesen waren.
Wenn wir diese übereinstimmende Rechtsseitigkeit
der Functionsstörungen und dazu die in drei Fällen con-
statirten Aphasien berücksichtigen, welche, wie ich aus-
drücklich bemerken will, lauter rechtshändige Individuen
befallen hatten, so können wir darüber nicht im Zweifel
sein, dass wir es in allen diesen Fällen überhaupt mit
linksseitigen Erkrankungen des Gehirns zu thun haben
und ich halte mich deshalb für berechtigt, anzunehmen,
dass auch dem Symptomencomplex der Dyslexie, immer
Rechtshändigkeit vorausgesetzt, eine linksseitige cere-
brale Läsion zu Grunde liegt.
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