Berlin, Rudolf: Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden, 1887.achtungen von Paralexie, welche Rieger*) und Rabbas**) Ich möchte mich dieser Auffassung anschliessen, da Trotz der scheinbar gleichmässigen Vertheilung der *) l. c. **) l. c.
achtungen von Paralexie, welche Rieger*) und Rabbas**) Ich möchte mich dieser Auffassung anschliessen, da Trotz der scheinbar gleichmässigen Vertheilung der *) l. c. **) l. c.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0045" n="41"/> achtungen von Paralexie, welche <hi rendition="#g">Rieger</hi><note place="foot" n="*)">l. c.</note> und <hi rendition="#g">Rabbas</hi><note place="foot" n="**)">l. c.</note><lb/> bei einzelnen Paralytikern machten, ein besonderes Inter-<lb/> esse. Der Schwerpunkt derselben scheint mir, wie auch<lb/><hi rendition="#g">Rieger</hi> hervorhebt, darin zu liegen, dass diese Lesestörung<lb/> nur bei Paralyse, also bei einer organischen Hirnerkrankung<lb/> gefunden wurde, während sie bei anderen Formen der<lb/> Geistesstörung, bei reinem Blödsinn, Verrücktheit und<lb/> Tobsucht fehlte. Die Section ergab freilich bei den von<lb/><hi rendition="#g">Rabbas</hi> beobachteten Fällen „keine Abweichung von den<lb/> gewöhnlichen Befunden bei Paralyse, immer nur die be-<lb/> kannten diffusen Veränderungen der Hirnrinde, nirgends<lb/> eine durch besonders intensive Erkrankung ausgezeichnete<lb/> Stelle, die den Eindruck einer Heerderkrankung hätte<lb/> machen können“. Indessen angesichts der Erwägung,<lb/> dass die vorliegende Störung im Lesen nicht blos der<lb/> den Paralytikern eigenen Kritiklosigkeit zugeschrieben<lb/> werden könne, glaubt <hi rendition="#g">Rieger</hi> doch „an etwas denken<lb/> zu müssen, was sie verwandt erscheinen lässt mit soge-<lb/> nannten aphasischen Störungen, die ja bekanntlich in der<lb/> Regel als Heerdsymptome auftreten“.</p><lb/> <p>Ich möchte mich dieser Auffassung anschliessen, da<lb/> der Befund einer diffusen Erkrankung der Gehirnrinde,<lb/> wie er der Paralyse eigen ist, ein hinlängliches anatomi-<lb/> sches Substrat für die, allerdings mit grosser Zurückhal-<lb/> tung ausgesprochene, Hypothese <hi rendition="#g">Rieger’s</hi> abgiebt.</p><lb/> <p>Trotz der scheinbar gleichmässigen Vertheilung der<lb/> anatomischen Veränderungen über die ganze Hirnober-<lb/> fläche, ergiebt doch die genauere mikroscopische Unter-<lb/> suchung unzweifelhaft beträchtliche locale Differenzen in<lb/> der Intensität der Erkrankung, und zwar sowohl, was die<lb/> entzündliche als was die atrophische Form angeht. Es<lb/> wäre daher keineswegs undenkbar, dass bei gewissen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [41/0045]
achtungen von Paralexie, welche Rieger *) und Rabbas **)
bei einzelnen Paralytikern machten, ein besonderes Inter-
esse. Der Schwerpunkt derselben scheint mir, wie auch
Rieger hervorhebt, darin zu liegen, dass diese Lesestörung
nur bei Paralyse, also bei einer organischen Hirnerkrankung
gefunden wurde, während sie bei anderen Formen der
Geistesstörung, bei reinem Blödsinn, Verrücktheit und
Tobsucht fehlte. Die Section ergab freilich bei den von
Rabbas beobachteten Fällen „keine Abweichung von den
gewöhnlichen Befunden bei Paralyse, immer nur die be-
kannten diffusen Veränderungen der Hirnrinde, nirgends
eine durch besonders intensive Erkrankung ausgezeichnete
Stelle, die den Eindruck einer Heerderkrankung hätte
machen können“. Indessen angesichts der Erwägung,
dass die vorliegende Störung im Lesen nicht blos der
den Paralytikern eigenen Kritiklosigkeit zugeschrieben
werden könne, glaubt Rieger doch „an etwas denken
zu müssen, was sie verwandt erscheinen lässt mit soge-
nannten aphasischen Störungen, die ja bekanntlich in der
Regel als Heerdsymptome auftreten“.
Ich möchte mich dieser Auffassung anschliessen, da
der Befund einer diffusen Erkrankung der Gehirnrinde,
wie er der Paralyse eigen ist, ein hinlängliches anatomi-
sches Substrat für die, allerdings mit grosser Zurückhal-
tung ausgesprochene, Hypothese Rieger’s abgiebt.
Trotz der scheinbar gleichmässigen Vertheilung der
anatomischen Veränderungen über die ganze Hirnober-
fläche, ergiebt doch die genauere mikroscopische Unter-
suchung unzweifelhaft beträchtliche locale Differenzen in
der Intensität der Erkrankung, und zwar sowohl, was die
entzündliche als was die atrophische Form angeht. Es
wäre daher keineswegs undenkbar, dass bei gewissen
*) l. c.
**) l. c.
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