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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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wird durch Donner-Wetter,
Trillern, wo ich auch einen mensam ambulato-
riam
hatte, in der Schenck-Stube auf der
Banck, auf einem Polster, dergleichen man den
fremden Leuten, so da herbergen, zu geben pfle-
get. Des Tages aber spielte ich gemeiniglich
ein paar Stunden mit den Gästen in der Charte,
und gewann hier gemeiniglich so viel Bier, als
ich zu trincken vonnöthen hatte. Jch hatte also
einen lectum ambulatorium, wie einen mensam
ambulatoriam,
nur daß man überall, wo ich meine
Lagerstatt aufschlug, meiner gar bald über-
drüßig wurde, und gerne sahe, wenn ich meinen
Stab weiter setzte.

Anno 1693.

Denselben Sommer waren schreckliche Don-
ner-Wetter, und fielen einst auch Schloßen, wie
Schnip-Käulgen so groß, welche den Fenstern in
der gantzen Stadt großen Schaden thaten.
Man erzehlte dazumal, daß hier und da Feuer
aus den Wolcken herunter gefallen wäre, ohne
daß es zuvor geblitzet und gedonnert; welches,
ob dem also gewesen, ich dahin gestellet seyn laße.
Weil diese Schlossen zum Theil, wenn sie auf
die Steine fielen, sich länglich und spitzig schlu-
gen, so wolten die Leute, insonderheit die Ar-
men, welche überall die Land-Plagen, und der-
selben Ursachen in der Reichen-Leute Pracht und

Hofart

wird durch Donner-Wetter,
Trillern, wo ich auch einen menſam ambulato-
riam
hatte, in der Schenck-Stube auf der
Banck, auf einem Polſter, dergleichen man den
fremden Leuten, ſo da herbergen, zu geben pfle-
get. Des Tages aber ſpielte ich gemeiniglich
ein paar Stunden mit den Gaͤſten in der Charte,
und gewann hier gemeiniglich ſo viel Bier, als
ich zu trincken vonnoͤthen hatte. Jch hatte alſo
einen lectum ambulatorium, wie einen menſam
ambulatoriam,
nur daß man uͤberall, wo ich meine
Lagerſtatt aufſchlug, meiner gar bald uͤber-
druͤßig wurde, und gerne ſahe, wenn ich meinen
Stab weiter ſetzte.

Anno 1693.

Denſelben Sommer waren ſchreckliche Don-
ner-Wetter, und fielen einſt auch Schloßen, wie
Schnip-Kaͤulgen ſo groß, welche den Fenſtern in
der gantzen Stadt großen Schaden thaten.
Man erzehlte dazumal, daß hier und da Feuer
aus den Wolcken herunter gefallen waͤre, ohne
daß es zuvor geblitzet und gedonnert; welches,
ob dem alſo geweſen, ich dahin geſtellet ſeyn laße.
Weil dieſe Schloſſen zum Theil, wenn ſie auf
die Steine fielen, ſich laͤnglich und ſpitzig ſchlu-
gen, ſo wolten die Leute, inſonderheit die Ar-
men, welche uͤberall die Land-Plagen, und der-
ſelben Urſachen in der Reichen-Leute Pracht und

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[91/0137] wird durch Donner-Wetter, Trillern, wo ich auch einen menſam ambulato- riam hatte, in der Schenck-Stube auf der Banck, auf einem Polſter, dergleichen man den fremden Leuten, ſo da herbergen, zu geben pfle- get. Des Tages aber ſpielte ich gemeiniglich ein paar Stunden mit den Gaͤſten in der Charte, und gewann hier gemeiniglich ſo viel Bier, als ich zu trincken vonnoͤthen hatte. Jch hatte alſo einen lectum ambulatorium, wie einen menſam ambulatoriam, nur daß man uͤberall, wo ich meine Lagerſtatt aufſchlug, meiner gar bald uͤber- druͤßig wurde, und gerne ſahe, wenn ich meinen Stab weiter ſetzte. Anno 1693. Denſelben Sommer waren ſchreckliche Don- ner-Wetter, und fielen einſt auch Schloßen, wie Schnip-Kaͤulgen ſo groß, welche den Fenſtern in der gantzen Stadt großen Schaden thaten. Man erzehlte dazumal, daß hier und da Feuer aus den Wolcken herunter gefallen waͤre, ohne daß es zuvor geblitzet und gedonnert; welches, ob dem alſo geweſen, ich dahin geſtellet ſeyn laße. Weil dieſe Schloſſen zum Theil, wenn ſie auf die Steine fielen, ſich laͤnglich und ſpitzig ſchlu- gen, ſo wolten die Leute, inſonderheit die Ar- men, welche uͤberall die Land-Plagen, und der- ſelben Urſachen in der Reichen-Leute Pracht und Hofart

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/137>, abgerufen am 24.11.2024.