pigkeiten in Worten und Wercken waren so groß, daß mir dafür zu eckeln, und ich bey mir nach der Erlösung von solchem Leben und Com- pagnie heimlich zu seuffzen anfieng. Die Ca- naille, der sie zu gefallen giengen, und mit der sie Narrentheidung trieben, und Zoten ris- sen, war ein gemein Luder, und nicht sonder- lich schön; so daß ich mich wunderte, wie sie zu einer solchen Bestie so viel Zuneigung haben konten. Zwey derselben wohnten bey einem Collegen, Secundi Ordinis, im Hause, und giengen auch bey ihm an Tisch, thaten aber dem ehrlichen Manne durch ihr böses Leben alles Hertzeleid an, ja waren wol die meiste Ursache an seinem frühzeitigen Tode; wie er sich denn auch mehr als einmahl vernehmen laßen, daß sie ihn noch um sein Leben bringen würden. Er sagte ihnen auch, insonderheit dem boshafftig- sten unter ihnen, dessen Namen ich verschweige, frey unter die Augen, es könte ihm unmöglich wohlgehen. Jch möchte wissen, ob sie noch leben, und in was vor einem Zustande sie sich befinden. Jn dieser Dorff-Schencke saß ich eine Weile, und bezeugte aus Menschen-Furcht wol noch meine Complaisance und Wohlgefal- len über ihr Thun und Wesen. Endlich, ehe es noch Abend wurde, faste ich die noble Re- solution, sie zu verlaßen, und keinen Abschied
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erloͤſet zu werden,
pigkeiten in Worten und Wercken waren ſo groß, daß mir dafuͤr zu eckeln, und ich bey mir nach der Erloͤſung von ſolchem Leben und Com- pagnie heimlich zu ſeuffzen anfieng. Die Ca- naille, der ſie zu gefallen giengen, und mit der ſie Narrentheidung trieben, und Zoten riſ- ſen, war ein gemein Luder, und nicht ſonder- lich ſchoͤn; ſo daß ich mich wunderte, wie ſie zu einer ſolchen Beſtie ſo viel Zuneigung haben konten. Zwey derſelben wohnten bey einem Collegen, Secundi Ordinis, im Hauſe, und giengen auch bey ihm an Tiſch, thaten aber dem ehrlichen Manne durch ihr boͤſes Leben alles Hertzeleid an, ja waren wol die meiſte Urſache an ſeinem fruͤhzeitigen Tode; wie er ſich denn auch mehr als einmahl vernehmen laßen, daß ſie ihn noch um ſein Leben bringen wuͤrden. Er ſagte ihnen auch, inſonderheit dem boshafftig- ſten unter ihnen, deſſen Namen ich verſchweige, frey unter die Augen, es koͤnte ihm unmoͤglich wohlgehen. Jch moͤchte wiſſen, ob ſie noch leben, und in was vor einem Zuſtande ſie ſich befinden. Jn dieſer Dorff-Schencke ſaß ich eine Weile, und bezeugte aus Menſchen-Furcht wol noch meine Complaiſance und Wohlgefal- len uͤber ihr Thun und Weſen. Endlich, ehe es noch Abend wurde, faſte ich die noble Re- ſolution, ſie zu verlaßen, und keinen Abſchied
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erloͤſet zu werden,
pigkeiten in Worten und Wercken waren ſo
groß, daß mir dafuͤr zu eckeln, und ich bey mir
nach der Erloͤſung von ſolchem Leben und Com-
pagnie heimlich zu ſeuffzen anfieng. Die Ca-
naille, der ſie zu gefallen giengen, und mit
der ſie Narrentheidung trieben, und Zoten riſ-
ſen, war ein gemein Luder, und nicht ſonder-
lich ſchoͤn; ſo daß ich mich wunderte, wie ſie
zu einer ſolchen Beſtie ſo viel Zuneigung haben
konten. Zwey derſelben wohnten bey einem
Collegen, Secundi Ordinis, im Hauſe, und
giengen auch bey ihm an Tiſch, thaten aber dem
ehrlichen Manne durch ihr boͤſes Leben alles
Hertzeleid an, ja waren wol die meiſte Urſache
an ſeinem fruͤhzeitigen Tode; wie er ſich denn
auch mehr als einmahl vernehmen laßen, daß ſie
ihn noch um ſein Leben bringen wuͤrden. Er
ſagte ihnen auch, inſonderheit dem boshafftig-
ſten unter ihnen, deſſen Namen ich verſchweige,
frey unter die Augen, es koͤnte ihm unmoͤglich
wohlgehen. Jch moͤchte wiſſen, ob ſie noch
leben, und in was vor einem Zuſtande ſie ſich
befinden. Jn dieſer Dorff-Schencke ſaß ich
eine Weile, und bezeugte aus Menſchen-Furcht
wol noch meine Complaiſance und Wohlgefal-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/156>, abgerufen am 21.11.2024.
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