Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

Bekombt eine Condition
nung eines ewigen Lebens bekommen hatte? Jch
hatte genug, daß meine Seele in so glücklichen
Zustand war gesetzet worden, und war im übri-
gen wohl zufrieden, was meine leibliche Versor-
gung anbelangte. Mein Fleischer, dessen Kin-
der ich informirte, hatte mich lieb und werth,
und auf dem Gymnasio, wo ich wohnte, ob es
gleich nur eine Cammer war, hatte ich gute Ge-
legenheit ohne Hinderuiße zu studiren. Weil
ich hart war auferzogen worden, kunte ich die
Kälte besser, als alle andere ertragen, und auch
im Herbst und Winter in der Cammer manche
Stunde dauren; wiewol auch die allgemeine
Stube, die ich mit den Choralibus des Winters
gemein hatte, zum studiren nicht gantz unbequem
war. Doch GOtt wolte mich auch im leibli-
chen besser versorgen; und, wie ich außer dem
Fleischer bisher schon eine Information bey dem
Herrn D. Kaltschmidt des Tages eine Stunde
gehabt hatte, so bekam ich um Michael ein völli-
ges Hospitium bey dem reichen Kauffmann, Close,
der einen Sohn von 16. Jahren hatte, und schon
in Secundo ordine saß. Hier war mir recht
wohl zu Muthe, und genoß alle die Vortheile,
die ein geheiltes, und freudiges Gewissen zu ge-
nießen fähig ist. Jch hatte gut Essen und Trin-
cken, und viel Lieb und Hochachtung bey der
Herrschafft und dem Gesinde. Der Kauff-

manns-

Bekombt eine Condition
nung eines ewigen Lebens bekommen hatte? Jch
hatte genug, daß meine Seele in ſo gluͤcklichen
Zuſtand war geſetzet worden, und war im uͤbri-
gen wohl zufrieden, was meine leibliche Verſor-
gung anbelangte. Mein Fleiſcher, deſſen Kin-
der ich informirte, hatte mich lieb und werth,
und auf dem Gymnaſio, wo ich wohnte, ob es
gleich nur eine Cammer war, hatte ich gute Ge-
legenheit ohne Hinderuiße zu ſtudiren. Weil
ich hart war auferzogen worden, kunte ich die
Kaͤlte beſſer, als alle andere ertragen, und auch
im Herbſt und Winter in der Cammer manche
Stunde dauren; wiewol auch die allgemeine
Stube, die ich mit den Choralibus des Winters
gemein hatte, zum ſtudiren nicht gantz unbequem
war. Doch GOtt wolte mich auch im leibli-
chen beſſer verſorgen; und, wie ich außer dem
Fleiſcher bisher ſchon eine Information bey dem
Herrn D. Kaltſchmidt des Tages eine Stunde
gehabt hatte, ſo bekam ich um Michael ein voͤlli-
ges Hoſpitium bey dem reichen Kauffmann, Cloſe,
der einen Sohn von 16. Jahren hatte, und ſchon
in Secundo ordine ſaß. Hier war mir recht
wohl zu Muthe, und genoß alle die Vortheile,
die ein geheiltes, und freudiges Gewiſſen zu ge-
nießen faͤhig iſt. Jch hatte gut Eſſen und Trin-
cken, und viel Lieb und Hochachtung bey der
Herrſchafft und dem Geſinde. Der Kauff-

manns-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0169" n="123"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Bekombt eine <hi rendition="#aq">Condition</hi></hi></fw><lb/>
nung eines ewigen Lebens bekommen hatte? Jch<lb/>
hatte genug, daß meine Seele in &#x017F;o glu&#x0364;cklichen<lb/>
Zu&#x017F;tand war ge&#x017F;etzet worden, und war im u&#x0364;bri-<lb/>
gen wohl zufrieden, was meine leibliche Ver&#x017F;or-<lb/>
gung anbelangte. Mein Flei&#x017F;cher, de&#x017F;&#x017F;en Kin-<lb/>
der ich <hi rendition="#aq">informi</hi>rte, hatte mich lieb und werth,<lb/>
und auf dem <hi rendition="#aq">Gymna&#x017F;io,</hi> wo ich wohnte, ob es<lb/>
gleich nur eine Cammer war, hatte ich gute Ge-<lb/>
legenheit ohne Hinderuiße zu <hi rendition="#aq">&#x017F;tudi</hi>ren. Weil<lb/>
ich hart war auferzogen worden, kunte ich die<lb/>
Ka&#x0364;lte be&#x017F;&#x017F;er, als alle andere ertragen, und auch<lb/>
im Herb&#x017F;t und Winter in der Cammer manche<lb/>
Stunde dauren; wiewol auch die allgemeine<lb/>
Stube, die ich mit den <hi rendition="#aq">Choralibus</hi> des Winters<lb/>
gemein hatte, zum <hi rendition="#aq">&#x017F;tudi</hi>ren nicht gantz unbequem<lb/>
war. Doch GOtt wolte mich auch im leibli-<lb/>
chen be&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;orgen; und, wie ich außer dem<lb/>
Flei&#x017F;cher bisher &#x017F;chon eine <hi rendition="#aq">Information</hi> bey dem<lb/>
Herrn <hi rendition="#aq">D. Kalt&#x017F;chmidt</hi> des Tages eine Stunde<lb/>
gehabt hatte, &#x017F;o bekam ich um Michael ein vo&#x0364;lli-<lb/>
ges <hi rendition="#aq">Ho&#x017F;pitium</hi> bey dem reichen Kauffmann, Clo&#x017F;e,<lb/>
der einen Sohn von 16. Jahren hatte, und &#x017F;chon<lb/>
in <hi rendition="#aq">Secundo ordine</hi> &#x017F;aß. Hier war mir recht<lb/>
wohl zu Muthe, und genoß alle die Vortheile,<lb/>
die ein geheiltes, und freudiges Gewi&#x017F;&#x017F;en zu ge-<lb/>
nießen fa&#x0364;hig i&#x017F;t. Jch hatte gut E&#x017F;&#x017F;en und Trin-<lb/>
cken, und viel Lieb und Hochachtung bey der<lb/>
Herr&#x017F;chafft und dem Ge&#x017F;inde. Der Kauff-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">manns-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0169] Bekombt eine Condition nung eines ewigen Lebens bekommen hatte? Jch hatte genug, daß meine Seele in ſo gluͤcklichen Zuſtand war geſetzet worden, und war im uͤbri- gen wohl zufrieden, was meine leibliche Verſor- gung anbelangte. Mein Fleiſcher, deſſen Kin- der ich informirte, hatte mich lieb und werth, und auf dem Gymnaſio, wo ich wohnte, ob es gleich nur eine Cammer war, hatte ich gute Ge- legenheit ohne Hinderuiße zu ſtudiren. Weil ich hart war auferzogen worden, kunte ich die Kaͤlte beſſer, als alle andere ertragen, und auch im Herbſt und Winter in der Cammer manche Stunde dauren; wiewol auch die allgemeine Stube, die ich mit den Choralibus des Winters gemein hatte, zum ſtudiren nicht gantz unbequem war. Doch GOtt wolte mich auch im leibli- chen beſſer verſorgen; und, wie ich außer dem Fleiſcher bisher ſchon eine Information bey dem Herrn D. Kaltſchmidt des Tages eine Stunde gehabt hatte, ſo bekam ich um Michael ein voͤlli- ges Hoſpitium bey dem reichen Kauffmann, Cloſe, der einen Sohn von 16. Jahren hatte, und ſchon in Secundo ordine ſaß. Hier war mir recht wohl zu Muthe, und genoß alle die Vortheile, die ein geheiltes, und freudiges Gewiſſen zu ge- nießen faͤhig iſt. Jch hatte gut Eſſen und Trin- cken, und viel Lieb und Hochachtung bey der Herrſchafft und dem Geſinde. Der Kauff- manns-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/169
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/169>, abgerufen am 24.11.2024.