mercket; allein geliebter Leser, ist es nicht wahr, wenn einer eine Schrifft dessen lieset, der nicht sein Freund ist, so hat er insgemein so kleine Augen, dergleichen die heutigen Physici noch den Maulwürffen zuschreiben, da, wo sein Feind noch gut aussiehet; und hingegen klar sehende Falcken-Augen, wo seine geringste Blöße aufgedecket ist. Wenn der Apostel Paulus sein eigen Leben hätte beschreiben, und ein Geschicht-Schreiber aus den Gala- tern, oder Ebioniten einen Auszug uns davon hätte machen sollen; mey- nest du denn, daß derselbe in seinem Buche würde erwehnet haben, daß Paulus vom Himmel beruffen wor- den, daß er in dritten Himmel entzückt worden, daß er aus großen Trübsaa- len und Kranckheiten erlöset worden,
daß
Vorrede.
mercket; allein geliebter Leſer, iſt es nicht wahr, wenn einer eine Schrifft deſſen lieſet, der nicht ſein Freund iſt, ſo hat er insgemein ſo kleine Augen, dergleichen die heutigen Phyſici noch den Maulwuͤrffen zuſchreiben, da, wo ſein Feind noch gut ausſiehet; und hingegen klar ſehende Falcken-Augen, wo ſeine geringſte Bloͤße aufgedecket iſt. Wenn der Apoſtel Paulus ſein eigen Leben haͤtte beſchreiben, und ein Geſchicht-Schreiber aus den Gala- tern, oder Ebioniten einen Auszug uns davon haͤtte machen ſollen; mey- neſt du denn, daß derſelbe in ſeinem Buche wuͤrde erwehnet haben, daß Paulus vom Himmel beruffen wor- den, daß er in dritten Himmel entzuͤckt worden, daß er aus großen Truͤbſaa- len und Kranckheiten erloͤſet worden,
daß
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0020"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
mercket; allein <hirendition="#fr">geliebter Leſer,</hi> iſt<lb/>
es nicht wahr, wenn einer eine Schrifft<lb/>
deſſen lieſet, der nicht ſein Freund iſt,<lb/>ſo hat er insgemein ſo kleine Augen,<lb/>
dergleichen die heutigen <hirendition="#aq">Phyſici</hi> noch<lb/>
den Maulwuͤrffen zuſchreiben, da, wo<lb/>ſein Feind noch gut ausſiehet; und<lb/>
hingegen klar ſehende Falcken-Augen,<lb/>
wo ſeine geringſte Bloͤße aufgedecket<lb/>
iſt. Wenn der Apoſtel Paulus ſein<lb/>
eigen Leben haͤtte beſchreiben, und ein<lb/>
Geſchicht-Schreiber aus den Gala-<lb/>
tern, oder Ebioniten einen Auszug<lb/>
uns davon haͤtte machen ſollen; mey-<lb/>
neſt du denn, daß derſelbe in ſeinem<lb/>
Buche wuͤrde erwehnet haben, daß<lb/>
Paulus vom Himmel beruffen wor-<lb/>
den, daß er in dritten Himmel entzuͤckt<lb/>
worden, daß er aus großen Truͤbſaa-<lb/>
len und Kranckheiten erloͤſet worden,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">daß</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[0020]
Vorrede.
mercket; allein geliebter Leſer, iſt
es nicht wahr, wenn einer eine Schrifft
deſſen lieſet, der nicht ſein Freund iſt,
ſo hat er insgemein ſo kleine Augen,
dergleichen die heutigen Phyſici noch
den Maulwuͤrffen zuſchreiben, da, wo
ſein Feind noch gut ausſiehet; und
hingegen klar ſehende Falcken-Augen,
wo ſeine geringſte Bloͤße aufgedecket
iſt. Wenn der Apoſtel Paulus ſein
eigen Leben haͤtte beſchreiben, und ein
Geſchicht-Schreiber aus den Gala-
tern, oder Ebioniten einen Auszug
uns davon haͤtte machen ſollen; mey-
neſt du denn, daß derſelbe in ſeinem
Buche wuͤrde erwehnet haben, daß
Paulus vom Himmel beruffen wor-
den, daß er in dritten Himmel entzuͤckt
worden, daß er aus großen Truͤbſaa-
len und Kranckheiten erloͤſet worden,
daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/20>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.