nen haben, dürffen auch nicht alle- mahl offenbare Laster und wahrhaff- tige Sünden bey iemanden antreffen: was auch nur einen Schein einer herr- schenden und unordentlichen Neigung hat, ist schon fähig ihre Hertzen und Angesicht gegen uns zu verändern. Der Eigen-Ruhm ist etwas, das die Menschen insgemein weder an ihrem Feinde, noch Freunde vertragen kön- nen. Er ist nicht allemahl sündlich. So lange ein Mensch sich nicht zum Haupt-Urheber macht der guten Tha- ten, so er gethan, noch zum absoluten Herrn der Güther, so er besitzt, und sich nicht selbst zuschreibet, was GOtte beyzulegen, so kan er ohne Sünde das Gute erzehlen, was GOtt in ihm ge- würcket, und die Güther zeigen, so er ihm gegeben. So gar jener Phari-
säer
Vorrede.
nen haben, duͤrffen auch nicht alle- mahl offenbare Laſter und wahrhaff- tige Suͤnden bey iemanden antreffen: was auch nur einen Schein einer herr- ſchenden und unordentlichen Neigung hat, iſt ſchon faͤhig ihre Hertzen und Angeſicht gegen uns zu veraͤndern. Der Eigen-Ruhm iſt etwas, das die Menſchen insgemein weder an ihrem Feinde, noch Freunde vertragen koͤn- nen. Er iſt nicht allemahl ſuͤndlich. So lange ein Menſch ſich nicht zum Haupt-Urheber macht der guten Tha- ten, ſo er gethan, noch zum abſoluten Herrn der Guͤther, ſo er beſitzt, und ſich nicht ſelbſt zuſchreibet, was GOtte beyzulegen, ſo kan er ohne Suͤnde das Gute erzehlen, was GOtt in ihm ge- wuͤrcket, und die Guͤther zeigen, ſo er ihm gegeben. So gar jener Phari-
ſaͤer
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[0022]
Vorrede.
nen haben, duͤrffen auch nicht alle-
mahl offenbare Laſter und wahrhaff-
tige Suͤnden bey iemanden antreffen:
was auch nur einen Schein einer herr-
ſchenden und unordentlichen Neigung
hat, iſt ſchon faͤhig ihre Hertzen und
Angeſicht gegen uns zu veraͤndern.
Der Eigen-Ruhm iſt etwas, das die
Menſchen insgemein weder an ihrem
Feinde, noch Freunde vertragen koͤn-
nen. Er iſt nicht allemahl ſuͤndlich.
So lange ein Menſch ſich nicht zum
Haupt-Urheber macht der guten Tha-
ten, ſo er gethan, noch zum abſoluten
Herrn der Guͤther, ſo er beſitzt, und
ſich nicht ſelbſt zuſchreibet, was GOtte
beyzulegen, ſo kan er ohne Suͤnde das
Gute erzehlen, was GOtt in ihm ge-
wuͤrcket, und die Guͤther zeigen, ſo er
ihm gegeben. So gar jener Phari-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/22>, abgerufen am 04.05.2024.
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