bey, was unsere Alten vom Eigen- Lobe sprüchworts-weise gesagt haben; so daß ich kaum weiß, was ich hier dencken soll, wenn ich an mich selbst ge- dencke. Denn da ich nicht gerne Un- wahrheiten in meinem Buche schrei- ben, und v. g. sagen wollen, daß ich in der Jugend ein ungehobelt Holtz, oder Klotz gewesen, der nichts fassen, noch begreiffen können, und in den die Prae- ceptores nichts bringen können, als woran ich würde gelogen haben; so bin ich über der Erhebung meiner Ge- müths-Gaben, und bey Erzehlung dessen, was ich in früher Jugend schon gewesen, und leisten können, beynahe ein geistlicher Villars, oder wohl gar mit dem Apostel über dem Rühmen zum Narren worden; und es ist mir dieses selbst so eckelhafft, so daß, wenn
ich
Vorrede.
bey, was unſere Alten vom Eigen- Lobe ſpruͤchworts-weiſe geſagt haben; ſo daß ich kaum weiß, was ich hier dencken ſoll, wenn ich an mich ſelbſt ge- dencke. Denn da ich nicht gerne Un- wahrheiten in meinem Buche ſchrei- ben, und v. g. ſagen wollen, daß ich in der Jugend ein ungehobelt Holtz, oder Klotz geweſen, der nichts faſſen, noch begreiffen koͤnnen, und in den die Præ- ceptores nichts bringen koͤnnen, als woran ich wuͤrde gelogen haben; ſo bin ich uͤber der Erhebung meiner Ge- muͤths-Gaben, und bey Erzehlung deſſen, was ich in fruͤher Jugend ſchon geweſen, und leiſten koͤnnen, beynahe ein geiſtlicher Villars, oder wohl gar mit dem Apoſtel uͤber dem Ruͤhmen zum Narren worden; und es iſt mir dieſes ſelbſt ſo eckelhafft, ſo daß, wenn
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[0024]
Vorrede.
bey, was unſere Alten vom Eigen-
Lobe ſpruͤchworts-weiſe geſagt haben;
ſo daß ich kaum weiß, was ich hier
dencken ſoll, wenn ich an mich ſelbſt ge-
dencke. Denn da ich nicht gerne Un-
wahrheiten in meinem Buche ſchrei-
ben, und v. g. ſagen wollen, daß ich in
der Jugend ein ungehobelt Holtz, oder
Klotz geweſen, der nichts faſſen, noch
begreiffen koͤnnen, und in den die Præ-
ceptores nichts bringen koͤnnen, als
woran ich wuͤrde gelogen haben; ſo
bin ich uͤber der Erhebung meiner Ge-
muͤths-Gaben, und bey Erzehlung
deſſen, was ich in fruͤher Jugend ſchon
geweſen, und leiſten koͤnnen, beynahe
ein geiſtlicher Villars, oder wohl gar
mit dem Apoſtel uͤber dem Ruͤhmen
zum Narren worden; und es iſt mir
dieſes ſelbſt ſo eckelhafft, ſo daß, wenn
ich
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/24>, abgerufen am 03.12.2024.
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