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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Vorrede.
bey, was unsere Alten vom Eigen-
Lobe sprüchworts-weise gesagt haben;
so daß ich kaum weiß, was ich hier
dencken soll, wenn ich an mich selbst ge-
dencke. Denn da ich nicht gerne Un-
wahrheiten in meinem Buche schrei-
ben, und v. g. sagen wollen, daß ich in
der Jugend ein ungehobelt Holtz, oder
Klotz gewesen, der nichts fassen, noch
begreiffen können, und in den die Prae-
ceptores
nichts bringen können, als
woran ich würde gelogen haben; so
bin ich über der Erhebung meiner Ge-
müths-Gaben, und bey Erzehlung
dessen, was ich in früher Jugend schon
gewesen, und leisten können, beynahe
ein geistlicher Villars, oder wohl gar
mit dem Apostel über dem Rühmen
zum Narren worden; und es ist mir
dieses selbst so eckelhafft, so daß, wenn

ich

Vorrede.
bey, was unſere Alten vom Eigen-
Lobe ſpruͤchworts-weiſe geſagt haben;
ſo daß ich kaum weiß, was ich hier
dencken ſoll, wenn ich an mich ſelbſt ge-
dencke. Denn da ich nicht gerne Un-
wahrheiten in meinem Buche ſchrei-
ben, und v. g. ſagen wollen, daß ich in
der Jugend ein ungehobelt Holtz, oder
Klotz geweſen, der nichts faſſen, noch
begreiffen koͤnnen, und in den die Præ-
ceptores
nichts bringen koͤnnen, als
woran ich wuͤrde gelogen haben; ſo
bin ich uͤber der Erhebung meiner Ge-
muͤths-Gaben, und bey Erzehlung
deſſen, was ich in fruͤher Jugend ſchon
geweſen, und leiſten koͤnnen, beynahe
ein geiſtlicher Villars, oder wohl gar
mit dem Apoſtel uͤber dem Ruͤhmen
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dieſes ſelbſt ſo eckelhafft, ſo daß, wenn

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[0024] Vorrede. bey, was unſere Alten vom Eigen- Lobe ſpruͤchworts-weiſe geſagt haben; ſo daß ich kaum weiß, was ich hier dencken ſoll, wenn ich an mich ſelbſt ge- dencke. Denn da ich nicht gerne Un- wahrheiten in meinem Buche ſchrei- ben, und v. g. ſagen wollen, daß ich in der Jugend ein ungehobelt Holtz, oder Klotz geweſen, der nichts faſſen, noch begreiffen koͤnnen, und in den die Præ- ceptores nichts bringen koͤnnen, als woran ich wuͤrde gelogen haben; ſo bin ich uͤber der Erhebung meiner Ge- muͤths-Gaben, und bey Erzehlung deſſen, was ich in fruͤher Jugend ſchon geweſen, und leiſten koͤnnen, beynahe ein geiſtlicher Villars, oder wohl gar mit dem Apoſtel uͤber dem Ruͤhmen zum Narren worden; und es iſt mir dieſes ſelbſt ſo eckelhafft, ſo daß, wenn ich

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/24>, abgerufen am 04.05.2024.