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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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von seltsamen Jnhalt:
kunten, wie ich zur Oster-Zeit auf dieses Thema
fallen können. Auch der ietzige Herr Hof-
Rath Wolff,
der denselben Dienstag Abends,
als mein guter Freund, mich besuchte, und in
der Predigt gewesen war, wunderte sich, war-
um ich doch diese Materie erwehlet; ich verbarg
aber vor ihm mein innerlich Anliegen, so viel ich
kunte, so erhärmlich, und miserable ich ihm auch
im Gesichte vorkam. Die Noth lehrte mich
in solchem Zustande mehr, als sonst, beten; wie
denn noch die Gebete und Lieder zum Andencken
auf behalten, welche ich dazumahl auf alle Tage
der Woche Morgens, und Abends gesprochen,
und gesungen. Jch lieff in der Angst in alle
Predigten, und Beth-Stunden, vor meine
Seele Ruhe zu suchen, und hörte auch offt aus
GOttes Wort solche Stellen, die recht schienen,
als ob sie vor mich ausgelesen, und angeführet
worden wären, und als ob es ein Trieb GOttes
gewesen, der mich praecise in diese, oder jene
Predigt oder Beth-Stunde lauffen geheissen.
Wo ich irgends in einem Buchladen ein geistlich
Buch ohngefehr in die Hände bekam, fand ich
bald etwas beym ersten aufschlagen, was sich vor
meinen Zustand schickte. Jch habe noch Era-
smi Enchiridion militis Christiani
unter meinen
Büchern, das ich zu derselben Zeit bey einem
Buchhändler, der mit gebundenen Büchern

han-
P 2

von ſeltſamen Jnhalt:
kunten, wie ich zur Oſter-Zeit auf dieſes Thema
fallen koͤnnen. Auch der ietzige Herr Hof-
Rath Wolff,
der denſelben Dienſtag Abends,
als mein guter Freund, mich beſuchte, und in
der Predigt geweſen war, wunderte ſich, war-
um ich doch dieſe Materie erwehlet; ich verbarg
aber vor ihm mein innerlich Anliegen, ſo viel ich
kunte, ſo erhaͤrmlich, und miſerable ich ihm auch
im Geſichte vorkam. Die Noth lehrte mich
in ſolchem Zuſtande mehr, als ſonſt, beten; wie
denn noch die Gebete und Lieder zum Andencken
auf behalten, welche ich dazumahl auf alle Tage
der Woche Morgens, und Abends geſprochen,
und geſungen. Jch lieff in der Angſt in alle
Predigten, und Beth-Stunden, vor meine
Seele Ruhe zu ſuchen, und hoͤrte auch offt aus
GOttes Wort ſolche Stellen, die recht ſchienen,
als ob ſie vor mich ausgeleſen, und angefuͤhret
worden waͤren, und als ob es ein Trieb GOttes
geweſen, der mich præciſe in dieſe, oder jene
Predigt oder Beth-Stunde lauffen geheiſſen.
Wo ich irgends in einem Buchladen ein geiſtlich
Buch ohngefehr in die Haͤnde bekam, fand ich
bald etwas beym erſten aufſchlagen, was ſich vor
meinen Zuſtand ſchickte. Jch habe noch Era-
ſmi Enchiridion militis Chriſtiani
unter meinen
Buͤchern, das ich zu derſelben Zeit bey einem
Buchhaͤndler, der mit gebundenen Buͤchern

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[227/0273] von ſeltſamen Jnhalt: kunten, wie ich zur Oſter-Zeit auf dieſes Thema fallen koͤnnen. Auch der ietzige Herr Hof- Rath Wolff, der denſelben Dienſtag Abends, als mein guter Freund, mich beſuchte, und in der Predigt geweſen war, wunderte ſich, war- um ich doch dieſe Materie erwehlet; ich verbarg aber vor ihm mein innerlich Anliegen, ſo viel ich kunte, ſo erhaͤrmlich, und miſerable ich ihm auch im Geſichte vorkam. Die Noth lehrte mich in ſolchem Zuſtande mehr, als ſonſt, beten; wie denn noch die Gebete und Lieder zum Andencken auf behalten, welche ich dazumahl auf alle Tage der Woche Morgens, und Abends geſprochen, und geſungen. Jch lieff in der Angſt in alle Predigten, und Beth-Stunden, vor meine Seele Ruhe zu ſuchen, und hoͤrte auch offt aus GOttes Wort ſolche Stellen, die recht ſchienen, als ob ſie vor mich ausgeleſen, und angefuͤhret worden waͤren, und als ob es ein Trieb GOttes geweſen, der mich præciſe in dieſe, oder jene Predigt oder Beth-Stunde lauffen geheiſſen. Wo ich irgends in einem Buchladen ein geiſtlich Buch ohngefehr in die Haͤnde bekam, fand ich bald etwas beym erſten aufſchlagen, was ſich vor meinen Zuſtand ſchickte. Jch habe noch Era- ſmi Enchiridion militis Chriſtiani unter meinen Buͤchern, das ich zu derſelben Zeit bey einem Buchhaͤndler, der mit gebundenen Buͤchern han- P 2

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/273>, abgerufen am 21.11.2024.