groß seyn, als sie wollen, zusammen, und werffe sie in die Wunden JEsu, GOTT wird derselben nimmermehr gedencken, Er gehe hin im Friede. Diese muthige Zure- dung öffnete vollends den Brunnen meiner Thränen, der vormahls verstopfft war. Denn meine Zuversicht wurde so groß, so daß sie kaum hätte größer seyn können, wenn gleich GOtt vom Himmel selbst solche Worte zu mir gespro- chen hätte. Die Freude, womit mein Hertze war angefüllet worden, und das innere Jauch- zen und Frohlocken über der Stunde meiner Erlösung, die so unverhofft gekommen, ließen nicht zu, daß ich die Thräuen hemmen konte, die vor Freude und Liebe zu GOtt Strohm- weise aus den Augen brachen, so daß ich nichts darnach fragte, ob die, so neben mir stunden, und saßen, mich mit Erstaunen ansahen. Jm Heim-Wege lieff ich über den Marckt, wie ein trunckener Mensch, voll innerliches Jauchzens, und konte kaum mehr gehen, so daß ich meynte umzufallen. Auf eine Stunde ist deine Erlösung kommen, sprach ich bey mir selbst: GOtt hat heute gemacht solche Freude, deren wir vergessen sollen zu kei- ner Stunde. Mit uns ist GOtt nun in der Noth, wer ist, der uns, als Chri-
sten,
im Beicht-Stuhl daraus erloͤſet,
groß ſeyn, als ſie wollen, zuſammen, und werffe ſie in die Wunden JEſu, GOTT wird derſelben nimmermehr gedencken, Er gehe hin im Friede. Dieſe muthige Zure- dung oͤffnete vollends den Brunnen meiner Thraͤnen, der vormahls verſtopfft war. Denn meine Zuverſicht wurde ſo groß, ſo daß ſie kaum haͤtte groͤßer ſeyn koͤnnen, wenn gleich GOtt vom Himmel ſelbſt ſolche Worte zu mir geſpro- chen haͤtte. Die Freude, womit mein Hertze war angefuͤllet worden, und das innere Jauch- zen und Frohlocken uͤber der Stunde meiner Erloͤſung, die ſo unverhofft gekommen, ließen nicht zu, daß ich die Thraͤuen hemmen konte, die vor Freude und Liebe zu GOtt Strohm- weiſe aus den Augen brachen, ſo daß ich nichts darnach fragte, ob die, ſo neben mir ſtunden, und ſaßen, mich mit Erſtaunen anſahen. Jm Heim-Wege lieff ich uͤber den Marckt, wie ein trunckener Menſch, voll innerliches Jauchzens, und konte kaum mehr gehen, ſo daß ich meynte umzufallen. Auf eine Stunde iſt deine Erloͤſung kommen, ſprach ich bey mir ſelbſt: GOtt hat heute gemacht ſolche Freude, deren wir vergeſſen ſollen zu kei- ner Stunde. Mit uns iſt GOtt nun in der Noth, wer iſt, der uns, als Chri-
ſten,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0294"n="248"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">im Beicht-Stuhl daraus erloͤſet,</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">groß ſeyn, als ſie wollen, zuſammen, und<lb/>
werffe ſie in die Wunden JEſu, <hirendition="#g">GOTT</hi><lb/>
wird derſelben nimmermehr gedencken, Er<lb/>
gehe hin im Friede.</hi> Dieſe muthige Zure-<lb/>
dung oͤffnete vollends den Brunnen meiner<lb/>
Thraͤnen, der vormahls verſtopfft war. Denn<lb/>
meine Zuverſicht wurde ſo groß, ſo daß ſie kaum<lb/>
haͤtte groͤßer ſeyn koͤnnen, wenn gleich GOtt<lb/>
vom Himmel ſelbſt ſolche Worte zu mir geſpro-<lb/>
chen haͤtte. Die Freude, womit mein Hertze<lb/>
war angefuͤllet worden, und das innere Jauch-<lb/>
zen und Frohlocken uͤber der Stunde meiner<lb/>
Erloͤſung, die ſo unverhofft gekommen, ließen<lb/>
nicht zu, daß ich die Thraͤuen hemmen konte,<lb/>
die vor Freude und Liebe zu GOtt Strohm-<lb/>
weiſe aus den Augen brachen, ſo daß ich nichts<lb/>
darnach fragte, ob die, ſo neben mir ſtunden,<lb/>
und ſaßen, mich mit Erſtaunen anſahen.<lb/>
Jm Heim-Wege lieff ich uͤber den Marckt,<lb/>
wie ein trunckener Menſch, voll innerliches<lb/>
Jauchzens, und konte kaum mehr gehen, ſo daß<lb/>
ich meynte umzufallen. <hirendition="#fr">Auf eine Stunde<lb/>
iſt deine Erloͤſung kommen,</hi>ſprach ich bey<lb/>
mir ſelbſt: <hirendition="#fr">GOtt hat heute gemacht ſolche<lb/>
Freude, deren wir vergeſſen ſollen zu kei-<lb/>
ner Stunde. Mit uns iſt GOtt nun<lb/>
in der Noth, wer iſt, der uns, als Chri-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">ſten,</hi></fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[248/0294]
im Beicht-Stuhl daraus erloͤſet,
groß ſeyn, als ſie wollen, zuſammen, und
werffe ſie in die Wunden JEſu, GOTT
wird derſelben nimmermehr gedencken, Er
gehe hin im Friede. Dieſe muthige Zure-
dung oͤffnete vollends den Brunnen meiner
Thraͤnen, der vormahls verſtopfft war. Denn
meine Zuverſicht wurde ſo groß, ſo daß ſie kaum
haͤtte groͤßer ſeyn koͤnnen, wenn gleich GOtt
vom Himmel ſelbſt ſolche Worte zu mir geſpro-
chen haͤtte. Die Freude, womit mein Hertze
war angefuͤllet worden, und das innere Jauch-
zen und Frohlocken uͤber der Stunde meiner
Erloͤſung, die ſo unverhofft gekommen, ließen
nicht zu, daß ich die Thraͤuen hemmen konte,
die vor Freude und Liebe zu GOtt Strohm-
weiſe aus den Augen brachen, ſo daß ich nichts
darnach fragte, ob die, ſo neben mir ſtunden,
und ſaßen, mich mit Erſtaunen anſahen.
Jm Heim-Wege lieff ich uͤber den Marckt,
wie ein trunckener Menſch, voll innerliches
Jauchzens, und konte kaum mehr gehen, ſo daß
ich meynte umzufallen. Auf eine Stunde
iſt deine Erloͤſung kommen, ſprach ich bey
mir ſelbſt: GOtt hat heute gemacht ſolche
Freude, deren wir vergeſſen ſollen zu kei-
ner Stunde. Mit uns iſt GOtt nun
in der Noth, wer iſt, der uns, als Chri-
ſten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/294>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.