abgehet. Aber laßt ihn, ich will nicht sagen durch Geilheit, sondern durch andere unschuldige, betrübte Zufälle, des Gebrauchs und der Stärcke ge- wisser edlen Werckzeuge des Leibes be- raubet werden, daß er der thierischen Lust entbehren muß, welche Augustinus vielleicht ohne Ursache so hoch geschä- tzet, daß er sie mit zum Vorschmack der zukünfftigen Wollüste des Himmels machen wollen; dann sind die Men- schen nicht mehr zu bedeuten: dann ist des heimlichen und öffentlichen Ge- lächters, des Verhönens, des Spot- tens kein Ende: dann giebt man ihm die schimpflichsten Namen, die so alt sind, daß man auch deren Ursprung nicht zu erklären weiß. So gar wahr
hat
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Vorrede.
abgehet. Aber laßt ihn, ich will nicht ſagen durch Geilheit, ſondern durch andere unſchuldige, betruͤbte Zufaͤlle, des Gebrauchs und der Staͤrcke ge- wiſſer edlen Werckzeuge des Leibes be- raubet werden, daß er der thieriſchen Luſt entbehren muß, welche Auguſtinus vielleicht ohne Urſache ſo hoch geſchaͤ- tzet, daß er ſie mit zum Vorſchmack der zukuͤnfftigen Wolluͤſte des Himmels machen wollen; dann ſind die Men- ſchen nicht mehr zu bedeuten: dann iſt des heimlichen und oͤffentlichen Ge- laͤchters, des Verhoͤnens, des Spot- tens kein Ende: dann giebt man ihm die ſchimpflichſten Namen, die ſo alt ſind, daß man auch deren Urſprung nicht zu erklaͤren weiß. So gar wahr
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[0031]
Vorrede.
abgehet. Aber laßt ihn, ich will nicht
ſagen durch Geilheit, ſondern durch
andere unſchuldige, betruͤbte Zufaͤlle,
des Gebrauchs und der Staͤrcke ge-
wiſſer edlen Werckzeuge des Leibes be-
raubet werden, daß er der thieriſchen
Luſt entbehren muß, welche Auguſtinus
vielleicht ohne Urſache ſo hoch geſchaͤ-
tzet, daß er ſie mit zum Vorſchmack der
zukuͤnfftigen Wolluͤſte des Himmels
machen wollen; dann ſind die Men-
ſchen nicht mehr zu bedeuten: dann iſt
des heimlichen und oͤffentlichen Ge-
laͤchters, des Verhoͤnens, des Spot-
tens kein Ende: dann giebt man ihm
die ſchimpflichſten Namen, die ſo alt
ſind, daß man auch deren Urſprung
nicht zu erklaͤren weiß. So gar wahr
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/31>, abgerufen am 04.05.2024.
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