Stärckung des Glaubens, Geduld, Demuth, Hoffnung etc. Gelegenheit geben; weil es ein großes Stück der Weisheit GOttes, daß nebst der Predigt des Göttlichen Worts, insonderheit des Gesetzes, auch der kränckliche Leib, wenn er von GOTT auf einen Sünder verhänget wird, zur Buße, Erkänntniß der Sünden, und zur Bekehrung desselben das seine beytra- gen, und Gelegenheit dazu geben muß. Jch gebe zwar gerne zu, daß GOttes Wort auch den am Leibe gesündesten Sünder, wenn es mit Glauben angenommen, und die Sünde, die es bestraft, recht erkannt wird, in Angst, Traurigkeit und Furcht setzen, und also zur Bekehrung zubereiten könne; so daß es ihm wie ein Stein auf sein Hertze fället, und er mit Furcht umfangen, weder aus noch ein weiß, wie wir im Liede singen. Die Er- fahrung aber lehret gleichwol auch, daß höchst gesunde Leute, welche starcke Nerven, und Fi- bren haben, bey denen das Geblüte gut cir- culiret, bey denen im Leibe nichts verstopfft ist, welche gut ausdünsten, welche eher zu kaltes, als zu hitziges Geblüte haben, schwer in Furcht, Angst, Schrecken, und Traurigkeit zu setzen sind, man sage, und drohe ihnen mit was vor Ubeln man wolle. Allein last einen Men- schen und Sünder nur in solchen kräncklichen
Zustand
wie es zugehe,
Staͤrckung des Glaubens, Geduld, Demuth, Hoffnung ꝛc. Gelegenheit geben; weil es ein großes Stuͤck der Weisheit GOttes, daß nebſt der Predigt des Goͤttlichen Worts, inſonderheit des Geſetzes, auch der kraͤnckliche Leib, wenn er von GOTT auf einen Suͤnder verhaͤnget wird, zur Buße, Erkaͤnntniß der Suͤnden, und zur Bekehrung deſſelben das ſeine beytra- gen, und Gelegenheit dazu geben muß. Jch gebe zwar gerne zu, daß GOttes Wort auch den am Leibe geſuͤndeſten Suͤnder, wenn es mit Glauben angenommen, und die Suͤnde, die es beſtraft, recht erkannt wird, in Angſt, Traurigkeit und Furcht ſetzen, und alſo zur Bekehrung zubereiten koͤnne; ſo daß es ihm wie ein Stein auf ſein Hertze faͤllet, und er mit Furcht umfangen, weder aus noch ein weiß, wie wir im Liede ſingen. Die Er- fahrung aber lehret gleichwol auch, daß hoͤchſt geſunde Leute, welche ſtarcke Nerven, und Fi- bren haben, bey denen das Gebluͤte gut cir- culiret, bey denen im Leibe nichts verſtopfft iſt, welche gut ausduͤnſten, welche eher zu kaltes, als zu hitziges Gebluͤte haben, ſchwer in Furcht, Angſt, Schrecken, und Traurigkeit zu ſetzen ſind, man ſage, und drohe ihnen mit was vor Ubeln man wolle. Allein laſt einen Men- ſchen und Suͤnder nur in ſolchen kraͤncklichen
Zuſtand
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wie es zugehe,
Staͤrckung des Glaubens, Geduld, Demuth,
Hoffnung ꝛc. Gelegenheit geben; weil es ein
großes Stuͤck der Weisheit GOttes, daß nebſt
der Predigt des Goͤttlichen Worts, inſonderheit
des Geſetzes, auch der kraͤnckliche Leib, wenn
er von GOTT auf einen Suͤnder verhaͤnget
wird, zur Buße, Erkaͤnntniß der Suͤnden,
und zur Bekehrung deſſelben das ſeine beytra-
gen, und Gelegenheit dazu geben muß. Jch
gebe zwar gerne zu, daß GOttes Wort auch
den am Leibe geſuͤndeſten Suͤnder, wenn es
mit Glauben angenommen, und die Suͤnde,
die es beſtraft, recht erkannt wird, in Angſt,
Traurigkeit und Furcht ſetzen, und alſo zur
Bekehrung zubereiten koͤnne; ſo daß es ihm
wie ein Stein auf ſein Hertze faͤllet, und er
mit Furcht umfangen, weder aus noch ein
weiß, wie wir im Liede ſingen. Die Er-
fahrung aber lehret gleichwol auch, daß hoͤchſt
geſunde Leute, welche ſtarcke Nerven, und Fi-
bren haben, bey denen das Gebluͤte gut cir-
culiret, bey denen im Leibe nichts verſtopfft iſt,
welche gut ausduͤnſten, welche eher zu kaltes,
als zu hitziges Gebluͤte haben, ſchwer in Furcht,
Angſt, Schrecken, und Traurigkeit zu ſetzen
ſind, man ſage, und drohe ihnen mit was vor
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/345>, abgerufen am 21.11.2024.
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