gen. Heute lese ich es, und morgen habe ich es schon wieder vergessen; und wenn ich es auch nicht vergäße, Lieber, wozu soll mirs, und was soll ich mit machen? Ob ichs weiß, oder nicht weiß, das macht mir weder kalt, noch heiß. Aber bey dem allen, mein Freund, wo wir bey dem, was wir le- sen, allemahl so dencken, und die Schrifftsteller auf das schärffste ver- binden wollen bey Verfertigung ihrer Bücher allemahl auf das genaueste zu prüffen, ob das, was sie schreiben, der Welt zu wissen nützlich, und nöthig sey, oder nicht; so werden wir bey den vielen unnützlichen Dingen, so in die Welt geschrieben werden, auch man- ches nützliche entbehren müssen.
Denn
Vorrede.
gen. Heute leſe ich es, und morgen habe ich es ſchon wieder vergeſſen; und wenn ich es auch nicht vergaͤße, Lieber, wozu ſoll mirs, und was ſoll ich mit machen? Ob ichs weiß, oder nicht weiß, das macht mir weder kalt, noch heiß. Aber bey dem allen, mein Freund, wo wir bey dem, was wir le- ſen, allemahl ſo dencken, und die Schrifftſteller auf das ſchaͤrffſte ver- binden wollen bey Verfertigung ihrer Buͤcher allemahl auf das genaueſte zu pruͤffen, ob das, was ſie ſchreiben, der Welt zu wiſſen nuͤtzlich, und noͤthig ſey, oder nicht; ſo werden wir bey den vielen unnuͤtzlichen Dingen, ſo in die Welt geſchrieben werden, auch man- ches nuͤtzliche entbehren muͤſſen.
Denn
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[0035]
Vorrede.
gen. Heute leſe ich es, und morgen
habe ich es ſchon wieder vergeſſen; und
wenn ich es auch nicht vergaͤße, Lieber,
wozu ſoll mirs, und was ſoll ich mit
machen? Ob ichs weiß, oder nicht
weiß, das macht mir weder kalt, noch
heiß. Aber bey dem allen, mein
Freund, wo wir bey dem, was wir le-
ſen, allemahl ſo dencken, und die
Schrifftſteller auf das ſchaͤrffſte ver-
binden wollen bey Verfertigung ihrer
Buͤcher allemahl auf das genaueſte
zu pruͤffen, ob das, was ſie ſchreiben,
der Welt zu wiſſen nuͤtzlich, und noͤthig
ſey, oder nicht; ſo werden wir bey den
vielen unnuͤtzlichen Dingen, ſo in die
Welt geſchrieben werden, auch man-
ches nuͤtzliche entbehren muͤſſen.
Denn
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/35>, abgerufen am 23.11.2024.
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