sche Dinge meinen Kopff geschwächet, und den Grund zu meinen seltsamen Plagen geleget hätte, die ich in meinem Leben erfahren müssen; wie denn unterschiedene, wenn ich denselben etwas von meinen Zufällen, denen ich in der Welt un- terworffen gewesen, oder noch unterworffen bin, entdecket, alle meine Ubel meinem unmäßigen Studiren, das insonderheit auf philosophische, abstracte, und moralische Dinge gerichtet gewe- sen, zuschreiben wollen. Jch kan dich versi- chern, daß, was auch etwan in meinen Bü- chelgen, so ich heraus gegeben, speculativisches und tieffsinniges zu finden seyn möchte, ich mich niemahls etwas zu schreiben unterfangen, wo- bey ich den Kopff sonderlich angreiffen müssen, sondern lauter solche Dinge geschrieben, die recht nach der Schwachheit meines Leibes und Hauptes eingerichtet gewesen, und die ich in numerato gehabt, und so zu reden in Fingern herzehlen können, und ohne groß Meditiren in die Feder dictiren können, wie mir meine Schreiber davon selbst werden Zeugniß geben. Ein Erkänntniß von Dingen, die man selbst erfahren, und auf welche man in der Jugend sich appliciret und geleget, da die Natur noch starck, und zu solchen Studiis vor andern ge- schickt gewesen, kost einem Scribenten niemahls große Mühe auf das Papier zu entwerffen, und
andern
A a 3
und welches zu zeigen ihn
ſche Dinge meinen Kopff geſchwaͤchet, und den Grund zu meinen ſeltſamen Plagen geleget haͤtte, die ich in meinem Leben erfahren muͤſſen; wie denn unterſchiedene, wenn ich denſelben etwas von meinen Zufaͤllen, denen ich in der Welt un- terworffen geweſen, oder noch unterworffen bin, entdecket, alle meine Ubel meinem unmaͤßigen Studiren, das inſonderheit auf philoſophiſche, abſtracte, und moraliſche Dinge gerichtet gewe- ſen, zuſchreiben wollen. Jch kan dich verſi- chern, daß, was auch etwan in meinen Buͤ- chelgen, ſo ich heraus gegeben, ſpeculativiſches und tieffſinniges zu finden ſeyn moͤchte, ich mich niemahls etwas zu ſchreiben unterfangen, wo- bey ich den Kopff ſonderlich angreiffen muͤſſen, ſondern lauter ſolche Dinge geſchrieben, die recht nach der Schwachheit meines Leibes und Hauptes eingerichtet geweſen, und die ich in numerato gehabt, und ſo zu reden in Fingern herzehlen koͤnnen, und ohne groß Meditiren in die Feder dictiren koͤnnen, wie mir meine Schreiber davon ſelbſt werden Zeugniß geben. Ein Erkaͤnntniß von Dingen, die man ſelbſt erfahren, und auf welche man in der Jugend ſich appliciret und geleget, da die Natur noch ſtarck, und zu ſolchen Studiis vor andern ge- ſchickt geweſen, koſt einem Scribenten niemahls große Muͤhe auf das Papier zu entwerffen, und
andern
A a 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0419"n="373"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und welches zu zeigen ihn</hi></fw><lb/>ſche Dinge meinen Kopff geſchwaͤchet, und den<lb/>
Grund zu meinen ſeltſamen Plagen geleget haͤtte,<lb/>
die ich in meinem Leben erfahren muͤſſen; wie<lb/>
denn unterſchiedene, wenn ich denſelben etwas<lb/>
von meinen Zufaͤllen, denen ich in der Welt un-<lb/>
terworffen geweſen, oder noch unterworffen bin,<lb/>
entdecket, alle meine Ubel meinem unmaͤßigen<lb/><hirendition="#aq">Studi</hi>ren, das inſonderheit auf <hirendition="#aq">philoſophi</hi>ſche,<lb/><hirendition="#aq">abſtract</hi>e, und <hirendition="#aq">morali</hi>ſche Dinge gerichtet gewe-<lb/>ſen, zuſchreiben wollen. Jch kan dich verſi-<lb/>
chern, daß, was auch etwan in meinen Buͤ-<lb/>
chelgen, ſo ich heraus gegeben, <hirendition="#aq">ſpeculativi</hi>ſches<lb/>
und tieffſinniges zu finden ſeyn moͤchte, ich mich<lb/>
niemahls etwas zu ſchreiben unterfangen, wo-<lb/>
bey ich den Kopff ſonderlich angreiffen muͤſſen,<lb/>ſondern lauter ſolche Dinge geſchrieben, die<lb/>
recht nach der Schwachheit meines Leibes und<lb/>
Hauptes eingerichtet geweſen, und die ich <hirendition="#aq">in<lb/>
numerato</hi> gehabt, und ſo zu reden in Fingern<lb/>
herzehlen koͤnnen, und ohne groß <hirendition="#aq">Mediti</hi>ren in<lb/>
die Feder <hirendition="#aq">dicti</hi>ren koͤnnen, wie mir meine<lb/>
Schreiber davon ſelbſt werden Zeugniß geben.<lb/>
Ein Erkaͤnntniß von Dingen, die man ſelbſt<lb/>
erfahren, und auf welche man in der Jugend<lb/>ſich <hirendition="#aq">applici</hi>ret und geleget, da die Natur noch<lb/>ſtarck, und zu ſolchen <hirendition="#aq">Studiis</hi> vor andern ge-<lb/>ſchickt geweſen, koſt einem <hirendition="#aq">Scribent</hi>en niemahls<lb/>
große Muͤhe auf das Papier zu entwerffen, und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">andern</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[373/0419]
und welches zu zeigen ihn
ſche Dinge meinen Kopff geſchwaͤchet, und den
Grund zu meinen ſeltſamen Plagen geleget haͤtte,
die ich in meinem Leben erfahren muͤſſen; wie
denn unterſchiedene, wenn ich denſelben etwas
von meinen Zufaͤllen, denen ich in der Welt un-
terworffen geweſen, oder noch unterworffen bin,
entdecket, alle meine Ubel meinem unmaͤßigen
Studiren, das inſonderheit auf philoſophiſche,
abſtracte, und moraliſche Dinge gerichtet gewe-
ſen, zuſchreiben wollen. Jch kan dich verſi-
chern, daß, was auch etwan in meinen Buͤ-
chelgen, ſo ich heraus gegeben, ſpeculativiſches
und tieffſinniges zu finden ſeyn moͤchte, ich mich
niemahls etwas zu ſchreiben unterfangen, wo-
bey ich den Kopff ſonderlich angreiffen muͤſſen,
ſondern lauter ſolche Dinge geſchrieben, die
recht nach der Schwachheit meines Leibes und
Hauptes eingerichtet geweſen, und die ich in
numerato gehabt, und ſo zu reden in Fingern
herzehlen koͤnnen, und ohne groß Meditiren in
die Feder dictiren koͤnnen, wie mir meine
Schreiber davon ſelbſt werden Zeugniß geben.
Ein Erkaͤnntniß von Dingen, die man ſelbſt
erfahren, und auf welche man in der Jugend
ſich appliciret und geleget, da die Natur noch
ſtarck, und zu ſolchen Studiis vor andern ge-
ſchickt geweſen, koſt einem Scribenten niemahls
große Muͤhe auf das Papier zu entwerffen, und
andern
A a 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/419>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.