zu der mich meine Eltern beynahe in der Ju- gend mit Schlägen zwingen musten, und zu welcher ich kein Geschicke hatte. Darnach merckte ich auch schon, daß der Patron gerne sehen würde, wenn die Pfarr-Wittwe, oder, wo mir recht ist, ihre Tochter, bey dieser Ge- legenheit zugleich versorget würde. Und dazu würde ich mich nicht haben entschließen dürffen. Denn GOtt hat mich in der Welt da ange- griffen, wo ich am empfindlichsten gewesen, und mich das zu verleugnen genöthiget, was mich mit dem Hertzen und mit dem Leibe zu verleug- nen am allerschwersten angekommen, und durch schreckliche Anfechtungen, und einen gewissen unglücklichen Fall in der ersten Jugend meinen Leib in den Zustand gesetzt, daß ich an kein Heyrathen iemahls gedencken dürffen. Was ich vielmahls vor Kränckungen ausgestanden, wenn mir zu Anfange meines Predigt-Amts solche Personen angetragen worden, die hernach an die grösten Leute der Stadt, an Bürgermei- ster, ja an Leute von Hofe verheyrathet wor- den, weiß ich am besten. Diß kanst du auch behalten, und dir mercken, wenn ich in diesem Buche hier und da von meinen Sünden rede, und sie als eine Ursache meiner Plagen und großen Versuchungen angebe, damit du nicht etwan auf die Gedancken kommen mögest, als
ob ich
ohne Prediger in Croſſen zu werden,
zu der mich meine Eltern beynahe in der Ju- gend mit Schlaͤgen zwingen muſten, und zu welcher ich kein Geſchicke hatte. Darnach merckte ich auch ſchon, daß der Patron gerne ſehen wuͤrde, wenn die Pfarr-Wittwe, oder, wo mir recht iſt, ihre Tochter, bey dieſer Ge- legenheit zugleich verſorget wuͤrde. Und dazu wuͤrde ich mich nicht haben entſchließen duͤrffen. Denn GOtt hat mich in der Welt da ange- griffen, wo ich am empfindlichſten geweſen, und mich das zu verleugnen genoͤthiget, was mich mit dem Hertzen und mit dem Leibe zu verleug- nen am allerſchwerſten angekommen, und durch ſchreckliche Anfechtungen, und einen gewiſſen ungluͤcklichen Fall in der erſten Jugend meinen Leib in den Zuſtand geſetzt, daß ich an kein Heyrathen iemahls gedencken duͤrffen. Was ich vielmahls vor Kraͤnckungen ausgeſtanden, wenn mir zu Anfange meines Predigt-Amts ſolche Perſonen angetragen worden, die hernach an die groͤſten Leute der Stadt, an Buͤrgermei- ſter, ja an Leute von Hofe verheyrathet wor- den, weiß ich am beſten. Diß kanſt du auch behalten, und dir mercken, wenn ich in dieſem Buche hier und da von meinen Suͤnden rede, und ſie als eine Urſache meiner Plagen und großen Verſuchungen angebe, damit du nicht etwan auf die Gedancken kommen moͤgeſt, als
ob ich
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ohne Prediger in Croſſen zu werden,
zu der mich meine Eltern beynahe in der Ju-
gend mit Schlaͤgen zwingen muſten, und zu
welcher ich kein Geſchicke hatte. Darnach
merckte ich auch ſchon, daß der Patron gerne
ſehen wuͤrde, wenn die Pfarr-Wittwe, oder,
wo mir recht iſt, ihre Tochter, bey dieſer Ge-
legenheit zugleich verſorget wuͤrde. Und dazu
wuͤrde ich mich nicht haben entſchließen duͤrffen.
Denn GOtt hat mich in der Welt da ange-
griffen, wo ich am empfindlichſten geweſen, und
mich das zu verleugnen genoͤthiget, was mich
mit dem Hertzen und mit dem Leibe zu verleug-
nen am allerſchwerſten angekommen, und durch
ſchreckliche Anfechtungen, und einen gewiſſen
ungluͤcklichen Fall in der erſten Jugend meinen
Leib in den Zuſtand geſetzt, daß ich an kein
Heyrathen iemahls gedencken duͤrffen. Was
ich vielmahls vor Kraͤnckungen ausgeſtanden,
wenn mir zu Anfange meines Predigt-Amts
ſolche Perſonen angetragen worden, die hernach
an die groͤſten Leute der Stadt, an Buͤrgermei-
ſter, ja an Leute von Hofe verheyrathet wor-
den, weiß ich am beſten. Diß kanſt du auch
behalten, und dir mercken, wenn ich in dieſem
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und ſie als eine Urſache meiner Plagen und
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etwan auf die Gedancken kommen moͤgeſt, als
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/422>, abgerufen am 21.11.2024.
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