Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

bekommt aber die Candidaten,
gewesen, dergleichen sich nicht wenige dazumahl
in Breßlau befanden. Also kam gleich ein Ge-
schrey aus, weil ich mit solchen und solchen Leu-
ten umgienge, so müste ich auch einer aus ihnen
seyn. Die Candidati Ministerii ergriffen die-
ses mit Freuden; denn es war ihnen lieb. Sie
hatten meinen Applausum längst mit Neid ange-
sehen, und meynten, ich wäre kommen, die
Stelle, die damahls im Ministerio vacant war,
ihnen vor dem Maule wegzunehmen. Jnson-
derheit mochte wohl Herr Brästädt, der dazu-
mahl die gröste Hoffnung hatte ins Predigt-Amt
zu kommen, und dem kurtz zuvor Herr Aßig in
der Neustadt war vorgezogen worden, welchen
der Herr Prof. Krantz, (den Brästädt deshalben
einen Prediger-Mäckler nennte,) vom Dorffe
in die Stadt gebracht hatte, vor Grimm und
Neid gegen mich brennen. Drum machte er so
gar einige Reime auf mich, welche also
lauteten:

Wie ist der Mensch von Hochmuth ein-
genommen!

Wie trachtet er mit List empor zu
kommen!

Wie kommt es, daß er selbst sich nicht
mehr kennt?

Sein Name sagts, weil Adam in ihm
brennt.
Jm

bekommt aber die Candidaten,
geweſen, dergleichen ſich nicht wenige dazumahl
in Breßlau befanden. Alſo kam gleich ein Ge-
ſchrey aus, weil ich mit ſolchen und ſolchen Leu-
ten umgienge, ſo muͤſte ich auch einer aus ihnen
ſeyn. Die Candidati Miniſterii ergriffen die-
ſes mit Freuden; denn es war ihnen lieb. Sie
hatten meinen Applauſum laͤngſt mit Neid ange-
ſehen, und meynten, ich waͤre kommen, die
Stelle, die damahls im Miniſterio vacant war,
ihnen vor dem Maule wegzunehmen. Jnſon-
derheit mochte wohl Herr Braͤſtaͤdt, der dazu-
mahl die groͤſte Hoffnung hatte ins Predigt-Amt
zu kommen, und dem kurtz zuvor Herr Aßig in
der Neuſtadt war vorgezogen worden, welchen
der Herr Prof. Krantz, (den Braͤſtaͤdt deshalben
einen Prediger-Maͤckler nennte,) vom Dorffe
in die Stadt gebracht hatte, vor Grimm und
Neid gegen mich brennen. Drum machte er ſo
gar einige Reime auf mich, welche alſo
lauteten:

Wie iſt der Menſch von Hochmuth ein-
genommen!

Wie trachtet er mit Liſt empor zu
kommen!

Wie kommt es, daß er ſelbſt ſich nicht
mehr kennt?

Sein Name ſagts, weil Adam in ihm
brennt.
Jm
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0427" n="381"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bekommt aber die <hi rendition="#aq">Candidat</hi>en,</hi></fw><lb/>
gewe&#x017F;en, dergleichen &#x017F;ich nicht wenige dazumahl<lb/>
in Breßlau befanden. Al&#x017F;o kam gleich ein Ge-<lb/>
&#x017F;chrey aus, weil ich mit &#x017F;olchen und &#x017F;olchen Leu-<lb/>
ten umgienge, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;te ich auch einer aus ihnen<lb/>
&#x017F;eyn. Die <hi rendition="#aq">Candidati Mini&#x017F;terii</hi> ergriffen die-<lb/>
&#x017F;es mit Freuden; denn es war ihnen lieb. Sie<lb/>
hatten meinen <hi rendition="#aq">Applau&#x017F;um</hi> la&#x0364;ng&#x017F;t mit Neid ange-<lb/>
&#x017F;ehen, und meynten, ich wa&#x0364;re kommen, die<lb/>
Stelle, die damahls im <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;terio vacant</hi> war,<lb/>
ihnen vor dem Maule wegzunehmen. Jn&#x017F;on-<lb/>
derheit mochte wohl Herr Bra&#x0364;&#x017F;ta&#x0364;dt, der dazu-<lb/>
mahl die gro&#x0364;&#x017F;te Hoffnung hatte ins Predigt-Amt<lb/>
zu kommen, und dem kurtz zuvor Herr Aßig in<lb/>
der Neu&#x017F;tadt war vorgezogen worden, welchen<lb/>
der Herr <hi rendition="#aq">Prof.</hi> Krantz, (den Bra&#x0364;&#x017F;ta&#x0364;dt deshalben<lb/>
einen Prediger-Ma&#x0364;ckler nennte,) vom Dorffe<lb/>
in die Stadt gebracht hatte, vor Grimm und<lb/>
Neid gegen mich brennen. Drum machte er &#x017F;o<lb/>
gar einige Reime auf mich, welche al&#x017F;o<lb/>
lauteten:</p><lb/>
        <lg rendition="#et #fr" type="poem">
          <l>Wie i&#x017F;t der Men&#x017F;ch von Hochmuth ein-<lb/><hi rendition="#et">genommen!</hi></l><lb/>
          <l>Wie trachtet er mit Li&#x017F;t empor zu<lb/><hi rendition="#et">kommen!</hi></l><lb/>
          <l>Wie kommt es, daß er &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich nicht<lb/><hi rendition="#et">mehr kennt?</hi></l><lb/>
          <l>Sein Name &#x017F;agts, weil Adam in ihm<lb/><hi rendition="#et">brennt.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Jm</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[381/0427] bekommt aber die Candidaten, geweſen, dergleichen ſich nicht wenige dazumahl in Breßlau befanden. Alſo kam gleich ein Ge- ſchrey aus, weil ich mit ſolchen und ſolchen Leu- ten umgienge, ſo muͤſte ich auch einer aus ihnen ſeyn. Die Candidati Miniſterii ergriffen die- ſes mit Freuden; denn es war ihnen lieb. Sie hatten meinen Applauſum laͤngſt mit Neid ange- ſehen, und meynten, ich waͤre kommen, die Stelle, die damahls im Miniſterio vacant war, ihnen vor dem Maule wegzunehmen. Jnſon- derheit mochte wohl Herr Braͤſtaͤdt, der dazu- mahl die groͤſte Hoffnung hatte ins Predigt-Amt zu kommen, und dem kurtz zuvor Herr Aßig in der Neuſtadt war vorgezogen worden, welchen der Herr Prof. Krantz, (den Braͤſtaͤdt deshalben einen Prediger-Maͤckler nennte,) vom Dorffe in die Stadt gebracht hatte, vor Grimm und Neid gegen mich brennen. Drum machte er ſo gar einige Reime auf mich, welche alſo lauteten: Wie iſt der Menſch von Hochmuth ein- genommen! Wie trachtet er mit Liſt empor zu kommen! Wie kommt es, daß er ſelbſt ſich nicht mehr kennt? Sein Name ſagts, weil Adam in ihm brennt. Jm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/427
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/427>, abgerufen am 21.11.2024.