Leute das Urtheil fälleten, daß er ihm in Pre- digten nahe käme; sondern druckte ihn auf alle ersinnliche Weise. Er, und Prof. Krantz kunten auch keinen leiden, der gelehrter, als sie beyde, war; dannenhero sie sich allemahl starck wider- setzten, so offt man einen ins Ministerium, oder ins Gymnasium vociren wolte, der sie an Erudi- tion zu übertreffen schiene. Man war einstens so gar gesonnen, den ietzigen Herr Hof-Rath Wolff, der damals als Magister legens hier in Leipzig wegen seiner Mathesi schon in Ansehen stund, zum Professore ins Gymnasium Elisabe- thanum zu vociren, welche Vocation er gerne würde angenommen haben; aber der Herr In- spector und Herr Krantz arbeiteten mit Händen und Füssen, daß er es nicht würde. Der Herr von Burgsdorff, der selbst ein guter Mathema- ticus war, stach im Conseß bey dem Concilio Scholastico, alß solches gehalten wurde, dem Herr Inspector den Schwer auf, und sagte: Er wüste wohl, was die Ursache seyn würde, warum man sich seiner Vocation so opponire; er wolle es mit wenigen sagen: Der Herr Wolff sey gar zu gelehrt. Was sonst der Herr Inspector im Conseß wider die Wahl des Herrn Hof-Raths Wolffes dazumahl mag eingewendet haben, kan ich leicht erachten aus dem, was er mit mir redete, alß ich ihm in die-
sem
zum Adverſario, und Widerſacher,
Leute das Urtheil faͤlleten, daß er ihm in Pre- digten nahe kaͤme; ſondern druckte ihn auf alle erſinnliche Weiſe. Er, und Prof. Krantz kunten auch keinen leiden, der gelehrter, als ſie beyde, war; dannenhero ſie ſich allemahl ſtarck wider- ſetzten, ſo offt man einen ins Miniſterium, oder ins Gymnaſium vociren wolte, der ſie an Erudi- tion zu uͤbertreffen ſchiene. Man war einſtens ſo gar geſonnen, den ietzigen Herr Hof-Rath Wolff, der damals als Magiſter legens hier in Leipzig wegen ſeiner Matheſi ſchon in Anſehen ſtund, zum Profeſſore ins Gymnaſium Eliſabe- thanum zu vociren, welche Vocation er gerne wuͤrde angenommen haben; aber der Herr In- ſpector und Herr Krantz arbeiteten mit Haͤnden und Fuͤſſen, daß er es nicht wuͤrde. Der Herr von Burgsdorff, der ſelbſt ein guter Mathema- ticus war, ſtach im Conſeß bey dem Concilio Scholaſtico, alß ſolches gehalten wurde, dem Herr Inſpector den Schwer auf, und ſagte: Er wuͤſte wohl, was die Urſache ſeyn wuͤrde, warum man ſich ſeiner Vocation ſo opponire; er wolle es mit wenigen ſagen: Der Herr Wolff ſey gar zu gelehrt. Was ſonſt der Herr Inſpector im Conſeß wider die Wahl des Herrn Hof-Raths Wolffes dazumahl mag eingewendet haben, kan ich leicht erachten aus dem, was er mit mir redete, alß ich ihm in die-
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zum Adverſario, und Widerſacher,
Leute das Urtheil faͤlleten, daß er ihm in Pre-
digten nahe kaͤme; ſondern druckte ihn auf alle
erſinnliche Weiſe. Er, und Prof. Krantz kunten
auch keinen leiden, der gelehrter, als ſie beyde,
war; dannenhero ſie ſich allemahl ſtarck wider-
ſetzten, ſo offt man einen ins Miniſterium, oder
ins Gymnaſium vociren wolte, der ſie an Erudi-
tion zu uͤbertreffen ſchiene. Man war einſtens
ſo gar geſonnen, den ietzigen Herr Hof-Rath
Wolff, der damals als Magiſter legens hier in
Leipzig wegen ſeiner Matheſi ſchon in Anſehen
ſtund, zum Profeſſore ins Gymnaſium Eliſabe-
thanum zu vociren, welche Vocation er gerne
wuͤrde angenommen haben; aber der Herr In-
ſpector und Herr Krantz arbeiteten mit Haͤnden
und Fuͤſſen, daß er es nicht wuͤrde. Der Herr
von Burgsdorff, der ſelbſt ein guter Mathema-
ticus war, ſtach im Conſeß bey dem Concilio
Scholaſtico, alß ſolches gehalten wurde, dem
Herr Inſpector den Schwer auf, und ſagte:
Er wuͤſte wohl, was die Urſache ſeyn wuͤrde,
warum man ſich ſeiner Vocation ſo opponire;
er wolle es mit wenigen ſagen: Der Herr
Wolff ſey gar zu gelehrt. Was ſonſt der
Herr Inſpector im Conſeß wider die Wahl
des Herrn Hof-Raths Wolffes dazumahl mag
eingewendet haben, kan ich leicht erachten aus
dem, was er mit mir redete, alß ich ihm in die-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/429>, abgerufen am 22.11.2024.
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