Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

Nach der Schlacht bey Fraustadt
wunderbare Gelegenheit gewesen, sowol zu dem
Tode des Herrn D. Neumanns in Wittenberg,
als auch zu dem Tode des Sohnes des Herrn
Inspector Neumanns zu Breßlau, kan ich nicht
eher beschreiben, bis ich die Schwedische Trou-
bl
en in Sachsen kurtz erzehlet, welche damit zu-
sammen hangen, und genau verknüpfft sind.

Anno 1706.
§. 84.

Die unglückliche Schlacht bey Fraustadt
im Früh-Jahr 1706. war kaum geschehen, so
redeten die Schweden in Breßlau schon davon,
daß sie nun bald den Herren Sachsen in ihrem
Lande eine Visite geben würden. Meine
Freunde in Breßlau schrieben mir solches gar
zeitlich, und riethen mir also beyzeiten nach
Hause zu kommen. Jch hatte aber dazu keine
Lust; denn die Zahl meiner Auditorum mehrte
sich, und verdiente mit den Collegiis viel Geld.
Jch hielt diesen Sommer einen Cursum hebrai-
cum,
ein Homiletico-Elaboratorium, ein Di-
sputatorio-Practicum,
fieng auch die Theolo-
giam Moralem
an zu lesen, der privatissimorum
Collegiorum
zu geschweigen. Jch erwehnte
manchmahl in Compagnie gegen die hiesigen
Bürger des Einbruchs der Schweden, aber es
war ihnen lächerlich. Endlich kam das Ge-

richte

Nach der Schlacht bey Frauſtadt
wunderbare Gelegenheit geweſen, ſowol zu dem
Tode des Herrn D. Neumanns in Wittenberg,
als auch zu dem Tode des Sohnes des Herrn
Inſpector Neumanns zu Breßlau, kan ich nicht
eher beſchreiben, bis ich die Schwediſche Trou-
bl
en in Sachſen kurtz erzehlet, welche damit zu-
ſammen hangen, und genau verknuͤpfft ſind.

Anno 1706.
§. 84.

Die ungluͤckliche Schlacht bey Frauſtadt
im Fruͤh-Jahr 1706. war kaum geſchehen, ſo
redeten die Schweden in Breßlau ſchon davon,
daß ſie nun bald den Herren Sachſen in ihrem
Lande eine Viſite geben wuͤrden. Meine
Freunde in Breßlau ſchrieben mir ſolches gar
zeitlich, und riethen mir alſo beyzeiten nach
Hauſe zu kommen. Jch hatte aber dazu keine
Luſt; denn die Zahl meiner Auditorum mehrte
ſich, und verdiente mit den Collegiis viel Geld.
Jch hielt dieſen Sommer einen Curſum hebrai-
cum,
ein Homiletico-Elaboratorium, ein Di-
ſputatorio-Practicum,
fieng auch die Theolo-
giam Moralem
an zu leſen, der privatiſſimorum
Collegiorum
zu geſchweigen. Jch erwehnte
manchmahl in Compagnie gegen die hieſigen
Buͤrger des Einbruchs der Schweden, aber es
war ihnen laͤcherlich. Endlich kam das Ge-

richte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0445" n="399"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nach der Schlacht bey Frau&#x017F;tadt</hi></fw><lb/>
wunderbare Gelegenheit gewe&#x017F;en, &#x017F;owol zu dem<lb/>
Tode des Herrn <hi rendition="#aq">D.</hi> Neumanns in Wittenberg,<lb/>
als auch zu dem Tode des Sohnes des Herrn<lb/><hi rendition="#aq">In&#x017F;pector</hi> Neumanns zu Breßlau, kan ich nicht<lb/>
eher be&#x017F;chreiben, bis ich die Schwedi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Trou-<lb/>
bl</hi>en in Sach&#x017F;en kurtz erzehlet, welche damit zu-<lb/>
&#x017F;ammen hangen, und genau verknu&#x0364;pfft &#x017F;ind.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Anno 1706.</hi></hi></hi><lb/>
§. 84.</head><lb/>
        <p>Die unglu&#x0364;ckliche Schlacht bey Frau&#x017F;tadt<lb/>
im Fru&#x0364;h-Jahr 1706. war kaum ge&#x017F;chehen, &#x017F;o<lb/>
redeten die Schweden in Breßlau &#x017F;chon davon,<lb/>
daß &#x017F;ie nun bald den Herren Sach&#x017F;en in ihrem<lb/>
Lande eine <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;it</hi>e geben wu&#x0364;rden. Meine<lb/>
Freunde in Breßlau &#x017F;chrieben mir &#x017F;olches gar<lb/>
zeitlich, und riethen mir al&#x017F;o beyzeiten nach<lb/>
Hau&#x017F;e zu kommen. Jch hatte aber dazu keine<lb/>
Lu&#x017F;t; denn die Zahl meiner <hi rendition="#aq">Auditorum</hi> mehrte<lb/>
&#x017F;ich, und verdiente mit den <hi rendition="#aq">Collegiis</hi> viel Geld.<lb/>
Jch hielt die&#x017F;en Sommer einen <hi rendition="#aq">Cur&#x017F;um hebrai-<lb/>
cum,</hi> ein <hi rendition="#aq">Homiletico-Elaboratorium,</hi> ein <hi rendition="#aq">Di-<lb/>
&#x017F;putatorio-Practicum,</hi> fieng auch die <hi rendition="#aq">Theolo-<lb/>
giam Moralem</hi> an zu le&#x017F;en, der <hi rendition="#aq">privati&#x017F;&#x017F;imorum<lb/>
Collegiorum</hi> zu ge&#x017F;chweigen. Jch erwehnte<lb/>
manchmahl in <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> gegen die hie&#x017F;igen<lb/>
Bu&#x0364;rger des Einbruchs der Schweden, aber es<lb/>
war ihnen la&#x0364;cherlich. Endlich kam das Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">richte</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0445] Nach der Schlacht bey Frauſtadt wunderbare Gelegenheit geweſen, ſowol zu dem Tode des Herrn D. Neumanns in Wittenberg, als auch zu dem Tode des Sohnes des Herrn Inſpector Neumanns zu Breßlau, kan ich nicht eher beſchreiben, bis ich die Schwediſche Trou- blen in Sachſen kurtz erzehlet, welche damit zu- ſammen hangen, und genau verknuͤpfft ſind. Anno 1706. §. 84. Die ungluͤckliche Schlacht bey Frauſtadt im Fruͤh-Jahr 1706. war kaum geſchehen, ſo redeten die Schweden in Breßlau ſchon davon, daß ſie nun bald den Herren Sachſen in ihrem Lande eine Viſite geben wuͤrden. Meine Freunde in Breßlau ſchrieben mir ſolches gar zeitlich, und riethen mir alſo beyzeiten nach Hauſe zu kommen. Jch hatte aber dazu keine Luſt; denn die Zahl meiner Auditorum mehrte ſich, und verdiente mit den Collegiis viel Geld. Jch hielt dieſen Sommer einen Curſum hebrai- cum, ein Homiletico-Elaboratorium, ein Di- ſputatorio-Practicum, fieng auch die Theolo- giam Moralem an zu leſen, der privatiſſimorum Collegiorum zu geſchweigen. Jch erwehnte manchmahl in Compagnie gegen die hieſigen Buͤrger des Einbruchs der Schweden, aber es war ihnen laͤcherlich. Endlich kam das Ge- richte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/445
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/445>, abgerufen am 22.11.2024.