hätten retten mögen, was gerettet werden kunte. Allein so gut wurde es ihnen nicht; sondern wer etwas geflüchtet, und gerettet hatte, und damit wegfliehen wolte, fiel den Calmu- cken auf der Straße in die Hände, welche die Leute zum Theil bis aufs Hemde auszogen. Die guten Rawitscher hatten ein solches beson- deres Gerichte GOTTes wohl verdienet. Denn die Abgötterey, mit welcher sie am Kö- nige in Schweden hiengen, und so lange ge- hangen hatten, war gantz ausnehmend. Und waren hingegen mit dem Hertzen, und in der That ihrem rechten Könige Augusto so schänd- lich untreu, gram, und aufsätzig worden, so daß ich sowol in Rawitsch, als in Breßlau nicht das geringste Urtheil der Liebe von unserm Könige in Compagnien fällen durffte, wo ich mir nicht alle Verdrießlichkeiten zuziehen wolte. Zu Eilfftausend Jungfrauen, allwo ich einst im Spatziergehen eine Kanne Bier unbe- kannter weise tranck, hätte ich einst bald eine gute Tracht Schläge zu Lohne bekommen, da ich unserm Könige das Wort reden wolte, vor welchen alle seine Unterthanen doch aufrichtig und hertzlich zu beten verbunden waren.
Jch war froh, daß meine Zeit herbey kam, diß Volck, und auch meine Landes-Leute, die an gleicher Passion kranck lagen, zu verlaßen.
Jch
nicht in Rawitſch Prediger worden.
haͤtten retten moͤgen, was gerettet werden kunte. Allein ſo gut wurde es ihnen nicht; ſondern wer etwas gefluͤchtet, und gerettet hatte, und damit wegfliehen wolte, fiel den Calmu- cken auf der Straße in die Haͤnde, welche die Leute zum Theil bis aufs Hemde auszogen. Die guten Rawitſcher hatten ein ſolches beſon- deres Gerichte GOTTes wohl verdienet. Denn die Abgoͤtterey, mit welcher ſie am Koͤ- nige in Schweden hiengen, und ſo lange ge- hangen hatten, war gantz ausnehmend. Und waren hingegen mit dem Hertzen, und in der That ihrem rechten Koͤnige Auguſto ſo ſchaͤnd- lich untreu, gram, und aufſaͤtzig worden, ſo daß ich ſowol in Rawitſch, als in Breßlau nicht das geringſte Urtheil der Liebe von unſerm Koͤnige in Compagnien faͤllen durffte, wo ich mir nicht alle Verdrießlichkeiten zuziehen wolte. Zu Eilfftauſend Jungfrauen, allwo ich einſt im Spatziergehen eine Kanne Bier unbe- kannter weiſe tranck, haͤtte ich einſt bald eine gute Tracht Schlaͤge zu Lohne bekommen, da ich unſerm Koͤnige das Wort reden wolte, vor welchen alle ſeine Unterthanen doch aufrichtig und hertzlich zu beten verbunden waren.
Jch war froh, daß meine Zeit herbey kam, diß Volck, und auch meine Landes-Leute, die an gleicher Paſſion kranck lagen, zu verlaßen.
Jch
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nicht in Rawitſch Prediger worden.
haͤtten retten moͤgen, was gerettet werden
kunte. Allein ſo gut wurde es ihnen nicht;
ſondern wer etwas gefluͤchtet, und gerettet hatte,
und damit wegfliehen wolte, fiel den Calmu-
cken auf der Straße in die Haͤnde, welche die
Leute zum Theil bis aufs Hemde auszogen.
Die guten Rawitſcher hatten ein ſolches beſon-
deres Gerichte GOTTes wohl verdienet.
Denn die Abgoͤtterey, mit welcher ſie am Koͤ-
nige in Schweden hiengen, und ſo lange ge-
hangen hatten, war gantz ausnehmend. Und
waren hingegen mit dem Hertzen, und in der
That ihrem rechten Koͤnige Auguſto ſo ſchaͤnd-
lich untreu, gram, und aufſaͤtzig worden, ſo
daß ich ſowol in Rawitſch, als in Breßlau
nicht das geringſte Urtheil der Liebe von unſerm
Koͤnige in Compagnien faͤllen durffte, wo ich
mir nicht alle Verdrießlichkeiten zuziehen wolte.
Zu Eilfftauſend Jungfrauen, allwo ich
einſt im Spatziergehen eine Kanne Bier unbe-
kannter weiſe tranck, haͤtte ich einſt bald eine
gute Tracht Schlaͤge zu Lohne bekommen, da
ich unſerm Koͤnige das Wort reden wolte, vor
welchen alle ſeine Unterthanen doch aufrichtig
und hertzlich zu beten verbunden waren.
Jch war froh, daß meine Zeit herbey kam,
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/478>, abgerufen am 22.11.2024.
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