wäre. Dieses aber sagte er alles aus List, und mit Verstellung. Denn es war alles schon vor den damahligen M. Baudisium, den ietzigen Professorem bey hiesiger Universität, ein- gerichtet, der auch in seinem Ansuchen reussirte, und die Collegiatur wegbekam. D. Günther hätte mir es nur kühn sagen mögen, daß man auf denselben Reflexion mache, ich würde mich gerne zufrieden gegeben haben. Denn ich war demselben wegen seiner ungemeinen Con- duite und Erudition so zugethan, daß ich glau- be, wenn ich selbst ein Recht zu votiren bey dieser Vacanz gehabt, ich würde das Votum nicht mir selbst, sondern ihm gegeben haben. Er hatte auch Merita genug vor sich. Denn die Schlesische Nation, welcher das Frauen- Collegium gehöret, war besonders von ihm ob- ligiret worden. Denn da kurtz zuvor, und bey einer andern Vacanz ein Extraneus, der kein gebohrner Schlesier, von Hofe Befehl brachte, daß man ihn in das Collegium auf- nehmen solte; so schickte unsere Nation nebst Herr M Ortloben diesen Baudisium nach Dreß- den, welche durch ihre Geschicklichkeit die Sa- che zu hintertreiben wusten. Mir galte es zwar gleich viel, ob der damahlige Extraneus obtiniret hätte, oder nicht; denn ich hatte gleiche Hochachtung und Liebe gegen denselben
wegen
um die Collegiatur
waͤre. Dieſes aber ſagte er alles aus Liſt, und mit Verſtellung. Denn es war alles ſchon vor den damahligen M. Baudiſium, den ietzigen Profeſſorem bey hieſiger Univerſitaͤt, ein- gerichtet, der auch in ſeinem Anſuchen reuſſirte, und die Collegiatur wegbekam. D. Guͤnther haͤtte mir es nur kuͤhn ſagen moͤgen, daß man auf denſelben Reflexion mache, ich wuͤrde mich gerne zufrieden gegeben haben. Denn ich war demſelben wegen ſeiner ungemeinen Con- duite und Erudition ſo zugethan, daß ich glau- be, wenn ich ſelbſt ein Recht zu votiren bey dieſer Vacanz gehabt, ich wuͤrde das Votum nicht mir ſelbſt, ſondern ihm gegeben haben. Er hatte auch Merita genug vor ſich. Denn die Schleſiſche Nation, welcher das Frauen- Collegium gehoͤret, war beſonders von ihm ob- ligiret worden. Denn da kurtz zuvor, und bey einer andern Vacanz ein Extraneus, der kein gebohrner Schleſier, von Hofe Befehl brachte, daß man ihn in das Collegium auf- nehmen ſolte; ſo ſchickte unſere Nation nebſt Herr M Ortloben dieſen Baudiſium nach Dreß- den, welche durch ihre Geſchicklichkeit die Sa- che zu hintertreiben wuſten. Mir galte es zwar gleich viel, ob der damahlige Extraneus obtiniret haͤtte, oder nicht; denn ich hatte gleiche Hochachtung und Liebe gegen denſelben
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um die Collegiatur
waͤre. Dieſes aber ſagte er alles aus Liſt,
und mit Verſtellung. Denn es war alles
ſchon vor den damahligen M. Baudiſium, den
ietzigen Profeſſorem bey hieſiger Univerſitaͤt, ein-
gerichtet, der auch in ſeinem Anſuchen reuſſirte,
und die Collegiatur wegbekam. D. Guͤnther
haͤtte mir es nur kuͤhn ſagen moͤgen, daß man
auf denſelben Reflexion mache, ich wuͤrde mich
gerne zufrieden gegeben haben. Denn ich
war demſelben wegen ſeiner ungemeinen Con-
duite und Erudition ſo zugethan, daß ich glau-
be, wenn ich ſelbſt ein Recht zu votiren bey
dieſer Vacanz gehabt, ich wuͤrde das Votum
nicht mir ſelbſt, ſondern ihm gegeben haben.
Er hatte auch Merita genug vor ſich. Denn
die Schleſiſche Nation, welcher das Frauen-
Collegium gehoͤret, war beſonders von ihm ob-
ligiret worden. Denn da kurtz zuvor, und
bey einer andern Vacanz ein Extraneus, der
kein gebohrner Schleſier, von Hofe Befehl
brachte, daß man ihn in das Collegium auf-
nehmen ſolte; ſo ſchickte unſere Nation nebſt
Herr M Ortloben dieſen Baudiſium nach Dreß-
den, welche durch ihre Geſchicklichkeit die Sa-
che zu hintertreiben wuſten. Mir galte es
zwar gleich viel, ob der damahlige Extraneus
obtiniret haͤtte, oder nicht; denn ich hatte
gleiche Hochachtung und Liebe gegen denſelben
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/482>, abgerufen am 25.11.2024.
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