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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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im Feuer umkommen,
nem Hause und Güthern wunderbar zu erhal-
ten, und den andern auf eine handgreiffliche
Weise zu strafen, und zu verderben weiß.
Jch kam an, da das Dorff noch in vollem
Brande stund. Vorne gegen Leipzig, und
gegen das Hällische Thor zu, stunden auf bey-
den Seiten noch einige wenige Häuser, bey
welchen die Bauren genug zu wehren, und zu
löschen hatten. Jch gieng ins Dorff hinein,
so weit ich konte, und drang mich durch das
Volck durch, und kam so weit, wo kein
Mensch mehr auf freyer Gasse vor Hitze ste-
hen kunte, weil auf beyden Seiten die Häu-
ser, Scheunen, und Ställe in der Asche lagen,
und gantz darnieder gebrennet, und wie feurige
Ofen anzusehen waren. Die, so mit mir
giengen, und anfangs gesonnen waren gewesen,
auf mein Einrathen durch das gantze Dorff
durch, und bis an das andere Ende desselben
zu gehen, wo gleichfalls noch etliche Häuser
auf beyden Seiten stunden, hatten vor Hitze mir
nicht nachfolgen können, sondern waren gar
bald wieder umgekehret. Mir aber, da ich
mitten ins Dorff kam, fieng die Hitze nach
dem Kopffe an zu greiffen, und ich wuste
nicht, ob ich weiter fort, oder zurücke gehen
solte. Vor dem vielen Rauch, der mich
in die Augen biß, konte ich kaum sehen.

Jch

im Feuer umkommen,
nem Hauſe und Guͤthern wunderbar zu erhal-
ten, und den andern auf eine handgreiffliche
Weiſe zu ſtrafen, und zu verderben weiß.
Jch kam an, da das Dorff noch in vollem
Brande ſtund. Vorne gegen Leipzig, und
gegen das Haͤlliſche Thor zu, ſtunden auf bey-
den Seiten noch einige wenige Haͤuſer, bey
welchen die Bauren genug zu wehren, und zu
loͤſchen hatten. Jch gieng ins Dorff hinein,
ſo weit ich konte, und drang mich durch das
Volck durch, und kam ſo weit, wo kein
Menſch mehr auf freyer Gaſſe vor Hitze ſte-
hen kunte, weil auf beyden Seiten die Haͤu-
ſer, Scheunen, und Staͤlle in der Aſche lagen,
und gantz darnieder gebrennet, und wie feurige
Ofen anzuſehen waren. Die, ſo mit mir
giengen, und anfangs geſonnen waren geweſen,
auf mein Einrathen durch das gantze Dorff
durch, und bis an das andere Ende deſſelben
zu gehen, wo gleichfalls noch etliche Haͤuſer
auf beyden Seiten ſtunden, hatten vor Hitze mir
nicht nachfolgen koͤnnen, ſondern waren gar
bald wieder umgekehret. Mir aber, da ich
mitten ins Dorff kam, fieng die Hitze nach
dem Kopffe an zu greiffen, und ich wuſte
nicht, ob ich weiter fort, oder zuruͤcke gehen
ſolte. Vor dem vielen Rauch, der mich
in die Augen biß, konte ich kaum ſehen.

Jch
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[440/0486] im Feuer umkommen, nem Hauſe und Guͤthern wunderbar zu erhal- ten, und den andern auf eine handgreiffliche Weiſe zu ſtrafen, und zu verderben weiß. Jch kam an, da das Dorff noch in vollem Brande ſtund. Vorne gegen Leipzig, und gegen das Haͤlliſche Thor zu, ſtunden auf bey- den Seiten noch einige wenige Haͤuſer, bey welchen die Bauren genug zu wehren, und zu loͤſchen hatten. Jch gieng ins Dorff hinein, ſo weit ich konte, und drang mich durch das Volck durch, und kam ſo weit, wo kein Menſch mehr auf freyer Gaſſe vor Hitze ſte- hen kunte, weil auf beyden Seiten die Haͤu- ſer, Scheunen, und Staͤlle in der Aſche lagen, und gantz darnieder gebrennet, und wie feurige Ofen anzuſehen waren. Die, ſo mit mir giengen, und anfangs geſonnen waren geweſen, auf mein Einrathen durch das gantze Dorff durch, und bis an das andere Ende deſſelben zu gehen, wo gleichfalls noch etliche Haͤuſer auf beyden Seiten ſtunden, hatten vor Hitze mir nicht nachfolgen koͤnnen, ſondern waren gar bald wieder umgekehret. Mir aber, da ich mitten ins Dorff kam, fieng die Hitze nach dem Kopffe an zu greiffen, und ich wuſte nicht, ob ich weiter fort, oder zuruͤcke gehen ſolte. Vor dem vielen Rauch, der mich in die Augen biß, konte ich kaum ſehen. Jch

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/486>, abgerufen am 25.11.2024.