Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

indem er durch üble Diaet
resolvirte alsbald solche Cur zu gebrauchen, soff
gantze Kannen Wasser mit Sassefras aus; es
währte aber kaum 4. oder 5. Tage, so merckte
ich, daß mich die Hitze dieses Holtzes ausge-
trocknet, und den Leib verstopffet hatte. Jch
schritt also wieder zum ordentlichen Thee, den
wir aber damahls, von Bontekoe und andern
Exempeln, welche dieses Geträncke in großem
Maaße zu brauchen gerathen, und bis in Him-
mel erhoben, eingenommen, zu anderthalb Kan-
nen auf einmahl, und diß bis 10. und 11. Uhr
Vormittage in Leib schütteten, und darauf
nicht nur von großem Hunger zu unmäßigem
Essen, insonderheit zu Braten und Sallat,
sondern auch zum Aquavit verleitet worden,
den durch das viele Wasser erkalteten und
aufstossenden Magen wieder zu erwärmen.
Krahns Brandtewein schien mir noch zu schwach
zu seyn, die Ructus zu dämpffen; Herr Gehr
beredete mich, daß ich mir abgezogenen Brand-
tewein von Burditz bringen ließe, welcher aber
wie pures Feuer brennte, so daß ich dessen
mich kaum 2. Wochen bedienet hatte, alß ich
schon merckte, daß er mich auf der rechten
Lunge brennte, und ich mich beym Schlafen-
gehen auf die lincke Seite zu legen gezwungen
wurde. Wir hatten einen recht ungesunden
Herbst, der mit lauter Regen und Winden bis

in

indem er durch uͤble Diæt
reſolvirte alsbald ſolche Cur zu gebrauchen, ſoff
gantze Kannen Waſſer mit Saſſefras aus; es
waͤhrte aber kaum 4. oder 5. Tage, ſo merckte
ich, daß mich die Hitze dieſes Holtzes ausge-
trocknet, und den Leib verſtopffet hatte. Jch
ſchritt alſo wieder zum ordentlichen Thée, den
wir aber damahls, von Bontekoe und andern
Exempeln, welche dieſes Getraͤncke in großem
Maaße zu brauchen gerathen, und bis in Him-
mel erhoben, eingenommen, zu anderthalb Kan-
nen auf einmahl, und diß bis 10. und 11. Uhr
Vormittage in Leib ſchuͤtteten, und darauf
nicht nur von großem Hunger zu unmaͤßigem
Eſſen, inſonderheit zu Braten und Sallat,
ſondern auch zum Aquavit verleitet worden,
den durch das viele Waſſer erkalteten und
aufſtoſſenden Magen wieder zu erwaͤrmen.
Krahns Brandtewein ſchien mir noch zu ſchwach
zu ſeyn, die Ructus zu daͤmpffen; Herr Gehr
beredete mich, daß ich mir abgezogenen Brand-
tewein von Burditz bringen ließe, welcher aber
wie pures Feuer brennte, ſo daß ich deſſen
mich kaum 2. Wochen bedienet hatte, alß ich
ſchon merckte, daß er mich auf der rechten
Lunge brennte, und ich mich beym Schlafen-
gehen auf die lincke Seite zu legen gezwungen
wurde. Wir hatten einen recht ungeſunden
Herbſt, der mit lauter Regen und Winden bis

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0508" n="462"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">indem er durch u&#x0364;ble <hi rendition="#aq">Diæt</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>rte alsbald &#x017F;olche Cur zu gebrauchen, &#x017F;off<lb/>
gantze Kannen Wa&#x017F;&#x017F;er mit <hi rendition="#aq">Sa&#x017F;&#x017F;efras</hi> aus; es<lb/>
wa&#x0364;hrte aber kaum 4. oder 5. Tage, &#x017F;o merckte<lb/>
ich, daß mich die Hitze die&#x017F;es Holtzes ausge-<lb/>
trocknet, und den Leib ver&#x017F;topffet hatte. Jch<lb/>
&#x017F;chritt al&#x017F;o wieder zum ordentlichen <hi rendition="#aq">Thée,</hi> den<lb/>
wir aber damahls, von <hi rendition="#aq">Bontekoe</hi> und andern<lb/>
Exempeln, welche die&#x017F;es Getra&#x0364;ncke in großem<lb/>
Maaße zu brauchen gerathen, und bis in Him-<lb/>
mel erhoben, eingenommen, zu anderthalb Kan-<lb/>
nen auf einmahl, und diß bis 10. und 11. Uhr<lb/>
Vormittage in Leib &#x017F;chu&#x0364;tteten, und darauf<lb/>
nicht nur von großem Hunger zu unma&#x0364;ßigem<lb/>
E&#x017F;&#x017F;en, in&#x017F;onderheit zu Braten und Sallat,<lb/>
&#x017F;ondern auch zum <hi rendition="#aq">Aquavit</hi> verleitet worden,<lb/>
den durch das viele Wa&#x017F;&#x017F;er erkalteten und<lb/>
auf&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enden Magen wieder zu erwa&#x0364;rmen.<lb/>
Krahns Brandtewein &#x017F;chien mir noch zu &#x017F;chwach<lb/>
zu &#x017F;eyn, die <hi rendition="#aq">Ructus</hi> zu da&#x0364;mpffen; Herr <hi rendition="#aq">Gehr</hi><lb/>
beredete mich, daß ich mir abgezogenen Brand-<lb/>
tewein von <hi rendition="#aq">Burditz</hi> bringen ließe, welcher aber<lb/>
wie pures Feuer brennte, &#x017F;o daß ich de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mich kaum 2. Wochen bedienet hatte, alß ich<lb/>
&#x017F;chon merckte, daß er mich auf der rechten<lb/>
Lunge brennte, und ich mich beym Schlafen-<lb/>
gehen auf die lincke Seite zu legen gezwungen<lb/>
wurde. Wir hatten einen recht unge&#x017F;unden<lb/>
Herb&#x017F;t, der mit lauter Regen und Winden bis<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[462/0508] indem er durch uͤble Diæt reſolvirte alsbald ſolche Cur zu gebrauchen, ſoff gantze Kannen Waſſer mit Saſſefras aus; es waͤhrte aber kaum 4. oder 5. Tage, ſo merckte ich, daß mich die Hitze dieſes Holtzes ausge- trocknet, und den Leib verſtopffet hatte. Jch ſchritt alſo wieder zum ordentlichen Thée, den wir aber damahls, von Bontekoe und andern Exempeln, welche dieſes Getraͤncke in großem Maaße zu brauchen gerathen, und bis in Him- mel erhoben, eingenommen, zu anderthalb Kan- nen auf einmahl, und diß bis 10. und 11. Uhr Vormittage in Leib ſchuͤtteten, und darauf nicht nur von großem Hunger zu unmaͤßigem Eſſen, inſonderheit zu Braten und Sallat, ſondern auch zum Aquavit verleitet worden, den durch das viele Waſſer erkalteten und aufſtoſſenden Magen wieder zu erwaͤrmen. Krahns Brandtewein ſchien mir noch zu ſchwach zu ſeyn, die Ructus zu daͤmpffen; Herr Gehr beredete mich, daß ich mir abgezogenen Brand- tewein von Burditz bringen ließe, welcher aber wie pures Feuer brennte, ſo daß ich deſſen mich kaum 2. Wochen bedienet hatte, alß ich ſchon merckte, daß er mich auf der rechten Lunge brennte, und ich mich beym Schlafen- gehen auf die lincke Seite zu legen gezwungen wurde. Wir hatten einen recht ungeſunden Herbſt, der mit lauter Regen und Winden bis in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/508
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/508>, abgerufen am 28.09.2024.