oder das Ende und Ausgang meiner Sache in Leipzig erwarten solte. Jn der grösten Angst ergrieff ich auch einst die Bibel, mit dem Ent- schluß, dasjenige vor einen Rath und Antwort GOttes anzusehen, was ich beym Aufschlagen derselben am ersten finden, und antreffen würde. Und siehe, ich fand einen Ort, da GOtt dem Propheten verhieß, daß er sein Prediger seyn, und auf ihren Höhen einhergehen werde, der mich in meinem Vorsatz vollends stärckte, von hier nicht wegzugehen, bis man mich erwehlet, oder verworffen hätte. Jst es eine Versuchung GOttes gewesen, so hoffe ich, GOtt wird mir den Fehler zu gute gehalten haben, weil ich wegen des Streits pro und contra, den ich in mei- nem Gemüthe hatte, der Beraubung des Ver- standes schon ziemlich nahe war. Ja ich bot mich im letzten Briefe an D. Thebesium an, wenn man in Hirschberg die Veranstaltung tref- fen wolte, daß ich bey dem Rectorat alle 8. oder 14. Tage zugleich einmahl predigen könte, solte ich auch nichts davor bekommen, so wolte ich die Vocation annehmen, ohne auf Leipzig zu war- ten. Da ich aber auf die Antwort des Herrn Thebesii noch wartete, welche auch nicht erfol- get, so gieng die Wahl nochmahls in Leipzig am heiligen Weyhnachts-Abend vor, und den Tag nach den Feyertagen wurde mir die Wahl durch
Herr
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in Streit mit ſich ſelber,
oder das Ende und Ausgang meiner Sache in Leipzig erwarten ſolte. Jn der groͤſten Angſt ergrieff ich auch einſt die Bibel, mit dem Ent- ſchluß, dasjenige vor einen Rath und Antwort GOttes anzuſehen, was ich beym Aufſchlagen derſelben am erſten finden, und antreffen wuͤrde. Und ſiehe, ich fand einen Ort, da GOtt dem Propheten verhieß, daß er ſein Prediger ſeyn, und auf ihren Hoͤhen einhergehen werde, der mich in meinem Vorſatz vollends ſtaͤrckte, von hier nicht wegzugehen, bis man mich erwehlet, oder verworffen haͤtte. Jſt es eine Verſuchung GOttes geweſen, ſo hoffe ich, GOtt wird mir den Fehler zu gute gehalten haben, weil ich wegen des Streits pro und contra, den ich in mei- nem Gemuͤthe hatte, der Beraubung des Ver- ſtandes ſchon ziemlich nahe war. Ja ich bot mich im letzten Briefe an D. Thebeſium an, wenn man in Hirſchberg die Veranſtaltung tref- fen wolte, daß ich bey dem Rectorat alle 8. oder 14. Tage zugleich einmahl predigen koͤnte, ſolte ich auch nichts davor bekommen, ſo wolte ich die Vocation annehmen, ohne auf Leipzig zu war- ten. Da ich aber auf die Antwort des Herrn Thebeſii noch wartete, welche auch nicht erfol- get, ſo gieng die Wahl nochmahls in Leipzig am heiligen Weyhnachts-Abend vor, und den Tag nach den Feyertagen wurde mir die Wahl durch
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in Streit mit ſich ſelber,
oder das Ende und Ausgang meiner Sache in
Leipzig erwarten ſolte. Jn der groͤſten Angſt
ergrieff ich auch einſt die Bibel, mit dem Ent-
ſchluß, dasjenige vor einen Rath und Antwort
GOttes anzuſehen, was ich beym Aufſchlagen
derſelben am erſten finden, und antreffen wuͤrde.
Und ſiehe, ich fand einen Ort, da GOtt dem
Propheten verhieß, daß er ſein Prediger ſeyn,
und auf ihren Hoͤhen einhergehen werde, der mich
in meinem Vorſatz vollends ſtaͤrckte, von hier
nicht wegzugehen, bis man mich erwehlet, oder
verworffen haͤtte. Jſt es eine Verſuchung
GOttes geweſen, ſo hoffe ich, GOtt wird mir
den Fehler zu gute gehalten haben, weil ich wegen
des Streits pro und contra, den ich in mei-
nem Gemuͤthe hatte, der Beraubung des Ver-
ſtandes ſchon ziemlich nahe war. Ja ich bot
mich im letzten Briefe an D. Thebeſium an,
wenn man in Hirſchberg die Veranſtaltung tref-
fen wolte, daß ich bey dem Rectorat alle 8. oder
14. Tage zugleich einmahl predigen koͤnte, ſolte
ich auch nichts davor bekommen, ſo wolte ich die
Vocation annehmen, ohne auf Leipzig zu war-
ten. Da ich aber auf die Antwort des Herrn
Thebeſii noch wartete, welche auch nicht erfol-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/551>, abgerufen am 22.11.2024.
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