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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Catholischen Kirchen getaufft,
das Stücke Fleisch abjagen wolten. Weil sie
sich nun harte vor der Cantzel bissen, und belleten,
so mochte der Prediger etwan aus dem Concepte
kommen seyn; dannenhero schrie er von der Can-
tzel herunter: Jagt mir doch den Hund mit dem
Stücke Fleisch hinaus, ich kan sonst unmöglich
predigen; worüber die Lutheraner hertzlich lachen
musten, weil dergleichen in ihren Kirchen was un-
gewöhnliches ist.

Die Catechisationes taugten auch nicht viel.
Der Catechete ließ meistens nur die Kinder das
Vater Unser, das Ave Maria, den Glauben, und
ein und ander Gebet herbeten, und beschenckte sie
darauf mit einem Bilde. Und das war alles.
Du, hieß es, kanst du das Vater Unser?
Ja. Nun laß hören. Vater Unser etc.
da hast du ein Bild;
welches alles denn
machte, daß wir Einwohner auf den Siebenhu-
ben eher Eckel vor der Römischen Kirche beka-
men, als daß uns eine Lust hätte sollen ankom-
men, uns zu derselben zu bekennen. Bey allem
dem excessiven Eifer, den die Papisten, als die
grösten und ärgsten Sectirer, haben, ihr Reich zu
vermehren, so wundere mich, daß der Pabst
mit seinem Anhange nicht siehet, wie nöthig es
sey, wenn die Ketzer, wie sie uns nennen, sollen be-
kehret werden, dahin zu dencken, daß in allen
Städten und Dörffern bessere Prediger und Ca-

teche-

Catholiſchen Kirchen getaufft,
das Stuͤcke Fleiſch abjagen wolten. Weil ſie
ſich nun harte vor der Cantzel biſſen, und belleten,
ſo mochte der Prediger etwan aus dem Concepte
kommen ſeyn; dannenhero ſchrie er von der Can-
tzel herunter: Jagt mir doch den Hund mit dem
Stuͤcke Fleiſch hinaus, ich kan ſonſt unmoͤglich
predigen; woruͤber die Lutheraner hertzlich lachen
muſten, weil dergleichen in ihren Kirchen was un-
gewoͤhnliches iſt.

Die Catechiſationes taugten auch nicht viel.
Der Catechete ließ meiſtens nur die Kinder das
Vater Unſer, das Ave Maria, den Glauben, und
ein und ander Gebet herbeten, und beſchenckte ſie
darauf mit einem Bilde. Und das war alles.
Du, hieß es, kanſt du das Vater Unſer?
Ja. Nun laß hoͤren. Vater Unſer ꝛc.
da haſt du ein Bild;
welches alles denn
machte, daß wir Einwohner auf den Siebenhu-
ben eher Eckel vor der Roͤmiſchen Kirche beka-
men, als daß uns eine Luſt haͤtte ſollen ankom-
men, uns zu derſelben zu bekennen. Bey allem
dem exceſſiven Eifer, den die Papiſten, als die
groͤſten und aͤrgſten Sectirer, haben, ihr Reich zu
vermehren, ſo wundere mich, daß der Pabſt
mit ſeinem Anhange nicht ſiehet, wie noͤthig es
ſey, wenn die Ketzer, wie ſie uns nennen, ſollen be-
kehret werden, dahin zu dencken, daß in allen
Staͤdten und Doͤrffern beſſere Prediger und Ca-

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[12/0058] Catholiſchen Kirchen getaufft, das Stuͤcke Fleiſch abjagen wolten. Weil ſie ſich nun harte vor der Cantzel biſſen, und belleten, ſo mochte der Prediger etwan aus dem Concepte kommen ſeyn; dannenhero ſchrie er von der Can- tzel herunter: Jagt mir doch den Hund mit dem Stuͤcke Fleiſch hinaus, ich kan ſonſt unmoͤglich predigen; woruͤber die Lutheraner hertzlich lachen muſten, weil dergleichen in ihren Kirchen was un- gewoͤhnliches iſt. Die Catechiſationes taugten auch nicht viel. Der Catechete ließ meiſtens nur die Kinder das Vater Unſer, das Ave Maria, den Glauben, und ein und ander Gebet herbeten, und beſchenckte ſie darauf mit einem Bilde. Und das war alles. Du, hieß es, kanſt du das Vater Unſer? Ja. Nun laß hoͤren. Vater Unſer ꝛc. da haſt du ein Bild; welches alles denn machte, daß wir Einwohner auf den Siebenhu- ben eher Eckel vor der Roͤmiſchen Kirche beka- men, als daß uns eine Luſt haͤtte ſollen ankom- men, uns zu derſelben zu bekennen. Bey allem dem exceſſiven Eifer, den die Papiſten, als die groͤſten und aͤrgſten Sectirer, haben, ihr Reich zu vermehren, ſo wundere mich, daß der Pabſt mit ſeinem Anhange nicht ſiehet, wie noͤthig es ſey, wenn die Ketzer, wie ſie uns nennen, ſollen be- kehret werden, dahin zu dencken, daß in allen Staͤdten und Doͤrffern beſſere Prediger und Ca- teche-

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/58>, abgerufen am 21.11.2024.