Und wolte ich einem ieden jungen Lehrer, der sein Amt anfängt, und mit Gaben ausgerüstet, und mit Nachdruck GOttes Wort zu predigen geschickt ist, rathen, daß er ja in diesem Stücke sich vorsehe, und nicht etwan aus Begierde, durch allerhand neue, und ungewöhnliche Dinge seinen guten Credit und Applausum, den er bey den Zuhörern hat, zu erhalten, oder zu vermeh- ren, Gelegenheit und Anlaß gebe, daß er vor- gefordert, und wegen des, was er geprediget, zu Rede gesetzet werde.
Ja, wenn es auch nun schon geschehen solte, daß er wegen ein und anderer Dinge vernommen, oder ihm eines und das andere verwiesen würde, insonderheit von den Patronis, so würde es ein neues Versehen seyn, wenn er deshalben sich zu scharff verantworten, hartnäckig sich vertheidigen, oder bald weit aussehende übele Deutungen des- halben machen wolte. Viel sind in diesem Stücke bald gar zu argdencklich, so daß sie mey- nen, weil es nicht ihre eigene Sache, sondern GOttes und der Kirchen-Sache anbetreffe, in welche man den weltlichen Arm keinen Eingriff müsse thun lassen, so könten sie nicht darzu schwei- gen, noch gute Erinnerungen von denen anneh- men, an welche sie nicht vornemlich gewiesen worden. Es mögen freylich wohl Oerter da und dort in unserer Kirchen gefunden werden, da
Philippi
ſeinApplauſusund Liebe
Und wolte ich einem ieden jungen Lehrer, der ſein Amt anfaͤngt, und mit Gaben ausgeruͤſtet, und mit Nachdruck GOttes Wort zu predigen geſchickt iſt, rathen, daß er ja in dieſem Stuͤcke ſich vorſehe, und nicht etwan aus Begierde, durch allerhand neue, und ungewoͤhnliche Dinge ſeinen guten Credit und Applauſum, den er bey den Zuhoͤrern hat, zu erhalten, oder zu vermeh- ren, Gelegenheit und Anlaß gebe, daß er vor- gefordert, und wegen des, was er geprediget, zu Rede geſetzet werde.
Ja, wenn es auch nun ſchon geſchehen ſolte, daß er wegen ein und anderer Dinge vernommen, oder ihm eines und das andere verwieſen wuͤrde, inſonderheit von den Patronis, ſo wuͤrde es ein neues Verſehen ſeyn, wenn er deshalben ſich zu ſcharff verantworten, hartnaͤckig ſich vertheidigen, oder bald weit ausſehende uͤbele Deutungen des- halben machen wolte. Viel ſind in dieſem Stuͤcke bald gar zu argdencklich, ſo daß ſie mey- nen, weil es nicht ihre eigene Sache, ſondern GOttes und der Kirchen-Sache anbetreffe, in welche man den weltlichen Arm keinen Eingriff muͤſſe thun laſſen, ſo koͤnten ſie nicht darzu ſchwei- gen, noch gute Erinnerungen von denen anneh- men, an welche ſie nicht vornemlich gewieſen worden. Es moͤgen freylich wohl Oerter da und dort in unſerer Kirchen gefunden werden, da
Philippi
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[544/0590]
ſein Applauſus und Liebe
Und wolte ich einem ieden jungen Lehrer, der
ſein Amt anfaͤngt, und mit Gaben ausgeruͤſtet,
und mit Nachdruck GOttes Wort zu predigen
geſchickt iſt, rathen, daß er ja in dieſem Stuͤcke
ſich vorſehe, und nicht etwan aus Begierde,
durch allerhand neue, und ungewoͤhnliche Dinge
ſeinen guten Credit und Applauſum, den er bey
den Zuhoͤrern hat, zu erhalten, oder zu vermeh-
ren, Gelegenheit und Anlaß gebe, daß er vor-
gefordert, und wegen des, was er geprediget, zu
Rede geſetzet werde.
Ja, wenn es auch nun ſchon geſchehen ſolte,
daß er wegen ein und anderer Dinge vernommen,
oder ihm eines und das andere verwieſen wuͤrde,
inſonderheit von den Patronis, ſo wuͤrde es ein
neues Verſehen ſeyn, wenn er deshalben ſich zu
ſcharff verantworten, hartnaͤckig ſich vertheidigen,
oder bald weit ausſehende uͤbele Deutungen des-
halben machen wolte. Viel ſind in dieſem
Stuͤcke bald gar zu argdencklich, ſo daß ſie mey-
nen, weil es nicht ihre eigene Sache, ſondern
GOttes und der Kirchen-Sache anbetreffe, in
welche man den weltlichen Arm keinen Eingriff
muͤſſe thun laſſen, ſo koͤnten ſie nicht darzu ſchwei-
gen, noch gute Erinnerungen von denen anneh-
men, an welche ſie nicht vornemlich gewieſen
worden. Es moͤgen freylich wohl Oerter da
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/590>, abgerufen am 22.11.2024.
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