tobeten die Leute in Häusern, und in Com- pagnien, nicht anders, als ob sie vom Satan besessen wären. Die mich kannten, und nahe um mich waren, und sonst meinen Leibes- und Gemüths-Zustand wusten, hielten mich gerne vor unschuldig; doch mochten unzehlige andere seyn, die aus ietzt angeführten Ursachen alles ärgste von mir zu glauben höchst bereit und fertig waren. Du wirst mir vielleicht gern zugeste- hen, daß, wenn dergleichen geschiehet, bey sol- chen eingenommenen Gemüthern die Erbauung in Predigten gar sehr gehindert werde; ich aber habe stets geglaubet, daß die damahligen Bewegungen gegen mich, mit denen man es doch wol gut mag gemeynet haben, ein weit mehrers zur Verhinderung der Erbauung bey den Zuhörern beygetragen. Jch werde, warrlich, das vor kein Versehen anrechnen, was man da- mahls vor gut befunden, mit mir zu reden, und vorzunehmen, sondern ich erzehle nur, was mich damahls dabey gedäuchtet. Die Zuhö- rer solten ihren Lehrer aus allem Verdacht laßen; und doch wurde derselbe vor Gerichte gefordert, und ihm verwiesen, daß er mit sol- chen Leuten Bekanntschafft gehalten, deren Kind seinem Domestiquen ein Stein des An- stoßens gewesen. Auf solche Weise müste ein Prediger alle Conversation mit allen Häusern
auf-
die nur allzu gerne
tobeten die Leute in Haͤuſern, und in Com- pagnien, nicht anders, als ob ſie vom Satan beſeſſen waͤren. Die mich kannten, und nahe um mich waren, und ſonſt meinen Leibes- und Gemuͤths-Zuſtand wuſten, hielten mich gerne vor unſchuldig; doch mochten unzehlige andere ſeyn, die aus ietzt angefuͤhrten Urſachen alles aͤrgſte von mir zu glauben hoͤchſt bereit und fertig waren. Du wirſt mir vielleicht gern zugeſte- hen, daß, wenn dergleichen geſchiehet, bey ſol- chen eingenommenen Gemuͤthern die Erbauung in Predigten gar ſehr gehindert werde; ich aber habe ſtets geglaubet, daß die damahligen Bewegungen gegen mich, mit denen man es doch wol gut mag gemeynet haben, ein weit mehrers zur Verhinderung der Erbauung bey den Zuhoͤrern beygetragen. Jch werde, warrlich, das vor kein Verſehen anrechnen, was man da- mahls vor gut befunden, mit mir zu reden, und vorzunehmen, ſondern ich erzehle nur, was mich damahls dabey gedaͤuchtet. Die Zuhoͤ- rer ſolten ihren Lehrer aus allem Verdacht laßen; und doch wurde derſelbe vor Gerichte gefordert, und ihm verwieſen, daß er mit ſol- chen Leuten Bekanntſchafft gehalten, deren Kind ſeinem Domeſtiquen ein Stein des An- ſtoßens geweſen. Auf ſolche Weiſe muͤſte ein Prediger alle Converſation mit allen Haͤuſern
auf-
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die nur allzu gerne
tobeten die Leute in Haͤuſern, und in Com-
pagnien, nicht anders, als ob ſie vom Satan
beſeſſen waͤren. Die mich kannten, und nahe
um mich waren, und ſonſt meinen Leibes- und
Gemuͤths-Zuſtand wuſten, hielten mich gerne
vor unſchuldig; doch mochten unzehlige andere
ſeyn, die aus ietzt angefuͤhrten Urſachen alles
aͤrgſte von mir zu glauben hoͤchſt bereit und fertig
waren. Du wirſt mir vielleicht gern zugeſte-
hen, daß, wenn dergleichen geſchiehet, bey ſol-
chen eingenommenen Gemuͤthern die Erbauung
in Predigten gar ſehr gehindert werde; ich
aber habe ſtets geglaubet, daß die damahligen
Bewegungen gegen mich, mit denen man es
doch wol gut mag gemeynet haben, ein weit
mehrers zur Verhinderung der Erbauung bey
den Zuhoͤrern beygetragen. Jch werde, warrlich,
das vor kein Verſehen anrechnen, was man da-
mahls vor gut befunden, mit mir zu reden, und
vorzunehmen, ſondern ich erzehle nur, was
mich damahls dabey gedaͤuchtet. Die Zuhoͤ-
rer ſolten ihren Lehrer aus allem Verdacht
laßen; und doch wurde derſelbe vor Gerichte
gefordert, und ihm verwieſen, daß er mit ſol-
chen Leuten Bekanntſchafft gehalten, deren
Kind ſeinem Domeſtiquen ein Stein des An-
ſtoßens geweſen. Auf ſolche Weiſe muͤſte ein
Prediger alle Converſation mit allen Haͤuſern
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/602>, abgerufen am 22.11.2024.
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