ich den Laxir-Tranck eingenommen, so hatte ich denselben Tag 30. Sedes, so daß mir wegen Ent- gehung der Kräffte Angst und bange dabey wurde. Jch ließ solchen Tranck noch einmahl machen, und um desto besser hinter meine Natur zu kom- men, so muste ihn meine Magd einnehmen, bey der es eintraff, was der Medicus von mir gesaget, daß er nemlich drey, oder viermahl seine Opera- tion thun würde. Jch habe mich aber nach der Zeit dieses Tranckes mehrmahlen bedienet, aber nur die kleine Helffte desselben eingenommen, da ich denn ordentlich meine 15. bis 16. Sedes da- von habe, ohne daß ich einen Abgang der Kräffte, sondern vielmehr gar guten Nutzen davon ver- spühre. Vier Jahr hernach aber bekam ich einst die Dysenterie in hohem Grade, so daß mein Leben nur an einem Faden hieng. Es war der heisse, und dürre Sommer Anno 1719, und ich gieng in einem sehr warmen Tage nach Lindnau zu meinem Brodtmanne spatzieren. Um der Sonnen-Hitze zu entgehen, machte ich den Spatzier-Weg durch das Rosenthal am Wasser hin, und da ich um 11. Uhr bis zur Pfingst- Wiese kam, und von derselben auf den Küh- Thurm zugehen wolte, war nicht nur das Gras von der Sonnen-Hitze gantz verdorret, sondern die Stuppeln und das Erdreich brennten der- massen mich in die Füsse, daß ich den Brand
nicht
und niemahls mehr, als
ich den Laxir-Tranck eingenommen, ſo hatte ich denſelben Tag 30. Sedes, ſo daß mir wegen Ent- gehung der Kraͤffte Angſt und bange dabey wurde. Jch ließ ſolchen Tranck noch einmahl machen, und um deſto beſſer hinter meine Natur zu kom- men, ſo muſte ihn meine Magd einnehmen, bey der es eintraff, was der Medicus von mir geſaget, daß er nemlich drey, oder viermahl ſeine Opera- tion thun wuͤrde. Jch habe mich aber nach der Zeit dieſes Tranckes mehrmahlen bedienet, aber nur die kleine Helffte deſſelben eingenommen, da ich denn ordentlich meine 15. bis 16. Sedes da- von habe, ohne daß ich einen Abgang der Kraͤffte, ſondern vielmehr gar guten Nutzen davon ver- ſpuͤhre. Vier Jahr hernach aber bekam ich einſt die Dyſenterie in hohem Grade, ſo daß mein Leben nur an einem Faden hieng. Es war der heiſſe, und duͤrre Sommer Anno 1719, und ich gieng in einem ſehr warmen Tage nach Lindnau zu meinem Brodtmanne ſpatzieren. Um der Sonnen-Hitze zu entgehen, machte ich den Spatzier-Weg durch das Roſenthal am Waſſer hin, und da ich um 11. Uhr bis zur Pfingſt- Wieſe kam, und von derſelben auf den Kuͤh- Thurm zugehen wolte, war nicht nur das Gras von der Sonnen-Hitze gantz verdorret, ſondern die Stuppeln und das Erdreich brennten der- maſſen mich in die Fuͤſſe, daß ich den Brand
nicht
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[575/0621]
und niemahls mehr, als
ich den Laxir-Tranck eingenommen, ſo hatte ich
denſelben Tag 30. Sedes, ſo daß mir wegen Ent-
gehung der Kraͤffte Angſt und bange dabey wurde.
Jch ließ ſolchen Tranck noch einmahl machen,
und um deſto beſſer hinter meine Natur zu kom-
men, ſo muſte ihn meine Magd einnehmen, bey
der es eintraff, was der Medicus von mir geſaget,
daß er nemlich drey, oder viermahl ſeine Opera-
tion thun wuͤrde. Jch habe mich aber nach
der Zeit dieſes Tranckes mehrmahlen bedienet,
aber nur die kleine Helffte deſſelben eingenommen,
da ich denn ordentlich meine 15. bis 16. Sedes da-
von habe, ohne daß ich einen Abgang der Kraͤffte,
ſondern vielmehr gar guten Nutzen davon ver-
ſpuͤhre. Vier Jahr hernach aber bekam ich
einſt die Dyſenterie in hohem Grade, ſo daß
mein Leben nur an einem Faden hieng. Es
war der heiſſe, und duͤrre Sommer Anno 1719,
und ich gieng in einem ſehr warmen Tage nach
Lindnau zu meinem Brodtmanne ſpatzieren.
Um der Sonnen-Hitze zu entgehen, machte ich
den Spatzier-Weg durch das Roſenthal am
Waſſer hin, und da ich um 11. Uhr bis zur Pfingſt-
Wieſe kam, und von derſelben auf den Kuͤh-
Thurm zugehen wolte, war nicht nur das Gras
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/621>, abgerufen am 29.09.2024.
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