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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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denselben in viel Furcht
wohl andere Signa und Merckmaale vorherge-
hen bey denen, über welche GOTT eine sol-
che schwere Plage verhänget, als diejenige, die
ich ietzt nur angeführet, ob sie wohl von den we-
nigsten mag erkannt, und als ein Vorbote ge-
mercket werden.

Und wenn sie auch gefühlet, erkannt, und
vor solche Zeichen und Vorboten von denen an-
gesehen wird, bey welchen sie sich spühren lassen;
so sind dergleichen Leute vollends noch darinnen
unglücklich, daß sie ihre Noth ohne die gröste
Gefahr weder einem Modico, noch einem andern
erzehlen können; sonst würde solchem Ubel off-
ters durch Medicamenta können vorgebeuget
werden. Wenn ich einen Fiebrichen Magen
habe, und will einem erzehlen, wie mir ist, und
ihm eine rechte lebendige Vorstellung machen, so
wird die Anwandlung des Fiebers nur noch grös-
ser. Von dieser Dispositione delirii kan ich
ietzt hier noch schreiben; aber bey dem Ubel,
welches ich oben erzehlet, nemlich bey den Spas-
mis
und innerlichen Convulsionibus, hätte ich
damahls, alß ich es mit meiner eigenen Feder
aufschrieb, bald die Feder hinwerffen müssen,
weil ich, indem ich eine deutliche Beschreibung
davon machen wolte, mir die Sache gar zu leb-
hafft imaginirte, so daß ich daraus schliessen kunte,
daß bey mir die Disposition zu diesem Malo noch

größer,

denſelben in viel Furcht
wohl andere Signa und Merckmaale vorherge-
hen bey denen, uͤber welche GOTT eine ſol-
che ſchwere Plage verhaͤnget, als diejenige, die
ich ietzt nur angefuͤhret, ob ſie wohl von den we-
nigſten mag erkannt, und als ein Vorbote ge-
mercket werden.

Und wenn ſie auch gefuͤhlet, erkannt, und
vor ſolche Zeichen und Vorboten von denen an-
geſehen wird, bey welchen ſie ſich ſpuͤhren laſſen;
ſo ſind dergleichen Leute vollends noch darinnen
ungluͤcklich, daß ſie ihre Noth ohne die groͤſte
Gefahr weder einem Modico, noch einem andern
erzehlen koͤnnen; ſonſt wuͤrde ſolchem Ubel off-
ters durch Medicamenta koͤnnen vorgebeuget
werden. Wenn ich einen Fiebrichen Magen
habe, und will einem erzehlen, wie mir iſt, und
ihm eine rechte lebendige Vorſtellung machen, ſo
wird die Anwandlung des Fiebers nur noch groͤſ-
ſer. Von dieſer Diſpoſitione delirii kan ich
ietzt hier noch ſchreiben; aber bey dem Ubel,
welches ich oben erzehlet, nemlich bey den Spas-
mis
und innerlichen Convulſionibus, haͤtte ich
damahls, alß ich es mit meiner eigenen Feder
aufſchrieb, bald die Feder hinwerffen muͤſſen,
weil ich, indem ich eine deutliche Beſchreibung
davon machen wolte, mir die Sache gar zu leb-
hafft imaginirte, ſo daß ich daraus ſchlieſſen kunte,
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[584/0630] denſelben in viel Furcht wohl andere Signa und Merckmaale vorherge- hen bey denen, uͤber welche GOTT eine ſol- che ſchwere Plage verhaͤnget, als diejenige, die ich ietzt nur angefuͤhret, ob ſie wohl von den we- nigſten mag erkannt, und als ein Vorbote ge- mercket werden. Und wenn ſie auch gefuͤhlet, erkannt, und vor ſolche Zeichen und Vorboten von denen an- geſehen wird, bey welchen ſie ſich ſpuͤhren laſſen; ſo ſind dergleichen Leute vollends noch darinnen ungluͤcklich, daß ſie ihre Noth ohne die groͤſte Gefahr weder einem Modico, noch einem andern erzehlen koͤnnen; ſonſt wuͤrde ſolchem Ubel off- ters durch Medicamenta koͤnnen vorgebeuget werden. Wenn ich einen Fiebrichen Magen habe, und will einem erzehlen, wie mir iſt, und ihm eine rechte lebendige Vorſtellung machen, ſo wird die Anwandlung des Fiebers nur noch groͤſ- ſer. Von dieſer Diſpoſitione delirii kan ich ietzt hier noch ſchreiben; aber bey dem Ubel, welches ich oben erzehlet, nemlich bey den Spas- mis und innerlichen Convulſionibus, haͤtte ich damahls, alß ich es mit meiner eigenen Feder aufſchrieb, bald die Feder hinwerffen muͤſſen, weil ich, indem ich eine deutliche Beſchreibung davon machen wolte, mir die Sache gar zu leb- hafft imaginirte, ſo daß ich daraus ſchlieſſen kunte, daß bey mir die Diſpoſition zu dieſem Malo noch groͤßer,

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/630>, abgerufen am 16.06.2024.