Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.desto stärcker, und betrübter, daß er des Morgens alle Tage vor einen Dreyergemeinen Brandtewein träncke. Das mochte nun wohl bey andern Brandtewein-Säuffern, wiewol sich auch schon mancher aus denselben vom Verstande gesoffen, nicht viel zu bedeuten haben, noch solche Gemüths-Kranckheit zu würcken fä- hig seyn, als worzu viel Religion im Hertzen er- fordert wird, da viele der gemeinen Brandtewein- Säuffer wie das Vieh, und ohne GOTT und Religion in den Tag hinein leben; allein der Mann war höchst mager, von Hitze und Feuer schon ausgezehret und verdorret, und wolte noch täglich früh Brandtewein trincken; wie solte nicht ein verbranntes Geblüte dadurch ge- zeuget werden, so endlich gewissen Menschen und Subjectis lauter Angst verursachet. Jch sagte ihm solches; denn ich wuste aus eigener Erfah- rung, wie sehr das vorige Jahr mein Ubel durch schwaches Geträncke, und Unterlassung des Weins, durch welchen ich mich aus Jrrthum zu stärcken vermeinte, geschwächet worden; ob ich wohl noch nicht wuste, woher ietzt meine Recidive her- kämen, und was vor eine Ursache dieselben nunmehro haben müsten. Jch band ihm auch fest ein die geistlichen Artzney-Mittel, Gebet und Lesung GOttes Worts, und anderer guten Bücher, die zum Trost solcher Angefochtenen geschrieben wären, zu gebrauchen. Beyderley Mittel
deſto ſtaͤrcker, und betruͤbter, daß er des Morgens alle Tage vor einen Dreyergemeinen Brandtewein traͤncke. Das mochte nun wohl bey andern Brandtewein-Saͤuffern, wiewol ſich auch ſchon mancher aus denſelben vom Verſtande geſoffen, nicht viel zu bedeuten haben, noch ſolche Gemuͤths-Kranckheit zu wuͤrcken faͤ- hig ſeyn, als worzu viel Religion im Hertzen er- fordert wird, da viele der gemeinen Brandtewein- Saͤuffer wie das Vieh, und ohne GOTT und Religion in den Tag hinein leben; allein der Mann war hoͤchſt mager, von Hitze und Feuer ſchon ausgezehret und verdorret, und wolte noch taͤglich fruͤh Brandtewein trincken; wie ſolte nicht ein verbranntes Gebluͤte dadurch ge- zeuget werden, ſo endlich gewiſſen Menſchen und Subjectis lauter Angſt verurſachet. Jch ſagte ihm ſolches; denn ich wuſte aus eigener Erfah- rung, wie ſehr das vorige Jahr mein Ubel durch ſchwaches Getraͤncke, und Unterlaſſung des Weins, durch welchen ich mich aus Jrrthum zu ſtaͤrcken vermeinte, geſchwaͤchet worden; ob ich wohl noch nicht wuſte, woher ietzt meine Recidive her- kaͤmen, und was vor eine Urſache dieſelben nunmehro haben muͤſten. Jch band ihm auch feſt ein die geiſtlichen Artzney-Mittel, Gebet und Leſung GOttes Worts, und anderer guten Buͤcher, die zum Troſt ſolcher Angefochtenen geſchrieben waͤren, zu gebrauchen. Beyderley Mittel
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deſto ſtaͤrcker, und betruͤbter,
daß er des Morgens alle Tage vor einen Dreyer
gemeinen Brandtewein traͤncke. Das mochte
nun wohl bey andern Brandtewein-Saͤuffern,
wiewol ſich auch ſchon mancher aus denſelben vom
Verſtande geſoffen, nicht viel zu bedeuten haben,
noch ſolche Gemuͤths-Kranckheit zu wuͤrcken faͤ-
hig ſeyn, als worzu viel Religion im Hertzen er-
fordert wird, da viele der gemeinen Brandtewein-
Saͤuffer wie das Vieh, und ohne GOTT und
Religion in den Tag hinein leben; allein
der Mann war hoͤchſt mager, von Hitze und
Feuer ſchon ausgezehret und verdorret, und wolte
noch taͤglich fruͤh Brandtewein trincken; wie
ſolte nicht ein verbranntes Gebluͤte dadurch ge-
zeuget werden, ſo endlich gewiſſen Menſchen und
Subjectis lauter Angſt verurſachet. Jch ſagte
ihm ſolches; denn ich wuſte aus eigener Erfah-
rung, wie ſehr das vorige Jahr mein Ubel durch
ſchwaches Getraͤncke, und Unterlaſſung des Weins,
durch welchen ich mich aus Jrrthum zu ſtaͤrcken
vermeinte, geſchwaͤchet worden; ob ich wohl
noch nicht wuſte, woher ietzt meine Recidive her-
kaͤmen, und was vor eine Urſache dieſelben
nunmehro haben muͤſten. Jch band ihm auch
feſt ein die geiſtlichen Artzney-Mittel, Gebet
und Leſung GOttes Worts, und anderer guten
Buͤcher, die zum Troſt ſolcher Angefochtenen
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